Langenberg. Die Inflation treibt die Preise, wenn auch nicht mehr so wie noch Anfang 2023. Wie war das vor 100 Jahren, nach dem Ende der Hyperinflation?
Die Inflation ist in Deutschland zum Ende des Jahres 2023 weiter gesunken, lag laut Statistischem Bundesamt im November bei 3,2 Prozent. Wesentlich dramatischer stellte sich die Lage vor 100 Jahren dar: Mit einem Kraftakt - der Einführung der Rentenmark - endete im Deutschen Reich die Hyperinflation, die zu absurden Preissteigerungen geführt hatte.
Doch wie lebte es sich vor 100 Jahren? Das Internetportal Statista gibt an, dass das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen 1924 bei 1233 Reichsmark lag. Das entspräche heutzutage 5300 Euro. Wohl gemerkt: im Jahr, brutto. Die Deutsche Rentenversicherung beziffert das aktuelle Durchschnittsjahresgehalt der Deutschen mit 45.300 Euro.
Vergleich der Mieten ist nicht so einfach
Fangen wir mit dem schwierigen Teil an - wohnen. Was Mieter in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zahlen mussten, lässt sich nicht so einfach herausfinden. Der Bauverein Schweinfurt hat Zugriff auf ein Mietquittungsbuch aus der Zeit, laut dem der Besitzer des Buches 1924 für ein Einfamilienhaus unbekannter Größe 10 Reichsmark monatlich gezahlt hat. Das entspricht 43 Euro. Ein Vergleich mit dem aktuellen Mietspiegel für Velbert zeigt: Für diese Summe hätte er 2024 lediglich knapp sechs Quadratmeter bewohnen können: Je nach Größe der Wohnung zahlen Mieterinnen und Mieter in Velbert derzeit zwischen 7,24 und 7,88 Euro pro Quadratmeter (im Schnitt, natürlich gibt es auch günstigere bzw. teurere Wohnungen).
Brot scheint deutlich teurer geworden zu sein

Wesentlich einfacher ist der Vergleich der Kaufkraft, wenn es um Lebensmittel geht. So bezahlten die Menschen in der Weimarer Republik im Jahr 1924 für ein Kilogramm Roggenbrot 0,38 Reichsmark, das sind umgerechnet 1,63 Euro. Bei der Bäckerei Woop in Bonsfeld zahlen Kundinnen und Kunden momentan 4,10 Euro.
Der Preisunterschied mag extrem erscheinen - aber im Verhältnis zum Jahreseinkommen relativiert sich der Eindruck schnell wieder. Da wird nämlich deutlich, dass Roggenbrot sogar günstiger geworden ist. Die 0,38 Reichsmark entsprechen 0,03 Prozent des Jahreseinkommens, die 4,10 Euro nur 0,01 Prozent.
Zucker und Butter als Luxusprodukte
Doch zurück zum direkten Preisvergleich. Kartoffeln etwa kosteten vor 100 Jahren pro Kilo 0,08 Reichsmark (0,34 Euro). Für die Bioland-Speisekartoffeln werden momentan 1,53 Euro pro Kilo fällig. Auch hier gilt: Setzen wir diese Preise ins Verhältnis zum Jahreseinkommen, sind Kartoffeln ebenfalls günstiger geworden.

Wahre Luxusprodukte waren 1924 hingegen Zucker und - erst recht - Butter. Für das Kilo Zucker mussten die Menschen damals 0,9 Reichsmark (3,87 Euro) hinblättern, heute nimmt der Discounter Lidl für das Kilo Diamant Kristallzucker 79 Cent. Für das Kilo Butter veranschlagten die Händler vor 100 Jahren 4,60 Reichsmark, das entspricht 19,78 Euro bzw. fast 0,4 Prozent des Jahreseinkommens. Das Kilogramm „Beste Butter von Frau Antje“ ist derzeit für 5,96 Euro im Prospekt zu finden (0,01 Prozent des heutigen Jahreseinkommens).
Teuer war vor 100 Jahren neben Zucker und Butter auch Fleisch: Das Kilo Rindfleisch notierte mit 2 Reichsmark (8,60 Euro), das Kilo Schweinefleisch mit 2,60 Reichsmark (11,18 Euro). Beim Discounter zahlen die Langenbergerinnen und Langenberger laut aktuellem Prospekt 13,09 Euro pro Kilo für Rind und 5,70 Euro für das Kilo Schweinekotelett.
Vergleich zeigt: Das Leben vor 100 Jahren war teurer - außer beim Wohnen
Interessant ist an diesem Vergleich tatsächlich nicht die Gegenüberstellung der absoluten Zahlen, sondern der Vergleich des Anteils am Jahreseinkommen. Der zeigt nämlich eins ganz deutlich: Das Leben 2024 ist wesentlich günstiger als noch vor 100 Jahren, die Produkte und Waren kosten durch die Bank weniger.
Wohnen wiederum ist deutlich teurer geworden. Nehmen wir nochmal den Hausmieter aus Schweinfurt: Der hat pro Jahr 120 Reichsmark Miete bezahlt, das entspricht 10 Prozent des Jahreseinkommens. Wer jetzt in Langenberg eine Wohnung mit 80 Quadratmetern gemietet hat, zahlt im Schnitt zwischen 560 und 640 Euro im Monat. Dazu kommen noch die Nebenkosten. Fürs Wohnen gehen damit in zwölf Monaten mehr als 15 Prozent des Jahreseinkommens drauf.