Velbert. Der Umsatz in der Auto-Branche ist zurückgegangen. Viele Händler meinen dennoch: Wir haben profitiert

Es waren goldene Zeiten. „Unsere Verkäufer konnten sitzen bleiben und einfach nur Bestellungen aufschreiben”, sagt Hans Wallat. Der Niederlassungsleiter von Toyota Lackmann erinnert sich noch genau ans vergangene Jahr. Mittlerweile sind die Autohändler in einer neuen Zeitrechnung angekommen – die Zeit nach der Abwrackprämie.

„Wir setzen mehr auf Kundenbearbeitung und auf intensivere Verkaufsgespräche”, sagt Lackmann. Die ersten 14 Tage dieses Jahres seien kaum mit dem Vorjahr zu vergleichen. „Der Umsatz ist zurückgegangen.” Wer im Januar 2010 ein Auto verkaufen wolle, müsse sich eben mehr Mühe geben als noch 2009.

Was sich auch in den Verkaufsgesprächen zeige: „Die Kunden sind sehr verwöhnt”, sagt Lackmann. Die Abwrackprämie habe im vergangenen Jahr sozusagen 2500 Euro Staatsrabatt gebracht. Da könne ein Händler nicht mithalten. Das müssten seine Verkäufer erst einmal den Kunden vermitteln. Auch in der Werkstatt liege der Schwerpunkt ganz klar auf Service.

Das Auf und Ab der Abwrackprämie macht sich vor allem im Klein- und Mittelklassewagen-Sektor bemerkbar. „Wir haben von der Abwrackprämie kaum etwas gespürt”, sagt David Michel. Der Filialleiter von BMW-Procar bilanziert gerade einmal zehn zusätzliche Verkäufe durch die Staatsbeihilfen. „Das sind höchstens fünf Prozent.” Aktuell sei der Markt generell von einem Rückgang betroffen. „Es sieht momentan nicht ganz so rosig aus.”

Prognosen seien schwierig, sagt Marcel Becker. Der Geschäftsführer von KIA macht Umsatzrückgänge aus. „Das ist natürlich zurückgegangen.” Aktuell seien die Verkaufszahlen etwa so wie im Jahr 2008. In der Summe habe sich die Abwrackprämie für die Autohäuser aber ausgezahlt: „Wir haben gut verdient an den Autoverkäufen.”

Ein wesentliches Standbein sei für KIA die Werkstatt. „Unsere Werkstatt läuft sehr gut”, sagt Becker. Das sei schon 2007 und 2008 so gewesen. Die Abwrackprämie beflügele das. Wer einen Neuwagen fahre, komme bald zur Inspektion für das Fahrzeug wieder in die Werkstatt. Ein weiterer Vorteil: „Wir sind der einzige KIA-Partner in der Gegend.”

Ähnlich entspannt gehen auch andere Vertragswerkstätten in das neue Jahr. „Entgegengesetzt zu den Erwartungen haben wir gut gefüllte Auftragsbücher”, sagt Martin Sondermann vom gleichnamigen Opel-Autohaus. Das winterliche Wetter habe dem Betrieb mehr als nur Starthilfe verpasst. Viele Kunden seien mit kleineren Reparaturen, Kühlwasserwechsel und Co. zu Gast auf der Hebebühne. „Die letzten haben jetzt entdeckt, dass sie noch Winterreifen brauchen”, sagt Sondermann.

Er prophezeie für das ganze Jahr eine gute Auftragslage für die Werkstatt, mit Verzögerung auch wegen der Abwrackprämie. Das sieht er wie der Kollege: „Dann kommen die Auto alle zur Inspektion in die Werkstatt, um die Garantie zu behalten. Ich denke, dass wir es ab dem Sommer zu spüren bekommen.”

Die Geschäftsfelder hätten sich verschoben. „Die Qualität der Autos ist besser geworden”, sagt Sondermann. Was weniger Ausfälle bedeute. Auf der anderen Seite ließen Inhaber von Neuwagen mehr Beulen und Kratzer ausbessern.

Trotz kleiner Krise im Neuwagenverkauf: Hans Wallat sieht's gelassen. Den Autohäusern gehe es immer noch gut. „Jammern nützt nichts. Was bringt das denn?”