Langenberg. Morgens und mittags wird es eng vor Schulen, wenn die Eltern die Kleinen bringen und abholen. In Velbert gibt es Regelungen für die Elterntaxis.
Morgens, kurz vor acht Uhr, eine beliebige Schule in Deutschland: Autos knubbeln sich, Kinder wuseln dazwischen herum. Eltern in Eile bringen ihre Kurzen noch schnell bis vors Schulhoftor. Und genau dieses Gewusel ist es, was nicht nur für Stress am Morgen sorgt, sondern die Kinder auch in Gefahr bringt.
Doch wie mit diesen so genannten Elterntaxis umgehen? Die Langenberger Grundschulen sind gerüstet und haben sich vorbereitet. Und jedes Jahr aufs Neue – immer dann, wenn die Erstklässler eingeschult werden – wird die Elternschaft informiert.
Grundschulen in Langenberg haben Elternhaltestellen
Wer die Homepage der Wilhelm-Ophüls-Schule aufruft, hat gar keine Chance, diese Information zu verpassen – denn als erstes überblendet ein Hinweis die eigentliche Seite, der bewusst weggeklickt werden muss.
Gäste der Schule sollen demnach die Gartenstraße oberhalb der Schule zum Parken nutzen, Eltern werden aufgefordert, die eigens angelegte „Elternhaltestelle“ anzufahren. „Die werden auch rege genutzt“, heißt es aus Kreisen des Kollegiums.
Elternhaltestellen werden gut angenommen
Zwar müsse man den ein oder anderen darauf stoßen, „ein bisschen Elternerziehungsarbeit ist manchmal nötig“, aber im Großen und Ganzen funktioniere das System. Viele Kinder kämen ohnehin zu Fuß. Kein Wunder, liegt die Schule doch mitten in einem reinen Wohngebiet.
Zusätzlich zur Elternhaltestelle stellen die Lehrerinnen und Lehrer des eigens eingerichteten Arbeitskreises Verkehrssicherheit rund um die Schule zu Schuljahresbeginn Holzfiguren auf. Die haben etwa die Größe eines Kindes, sind bunt und sollen Autofahrende auf die Schülerinnen und Schüler aufmerksam machen.
Plakate machten Werbung für Elternhaltestellen
Ähnlich läuft es auch an den anderen beiden Grundschulen im Stadtbezirk. Seit 2019 etwa gibt es auch an der Kuhstraße die so genannten Elternhaltestellen. Zum Start hatten Schülerinnen und Schüler Plakate aufgehängt: „Damit wollen wir darauf aufmerksam machen, dass einige Eltern ihre Kinder am liebsten bis in die Schule fahren wollen“, sagte Schulleiter Wolfgang Köhler damals. Für ihn ein doppeltes Anliegen, ist er doch nicht nur Schulleiter der Kuhstraße, sondern auch Verkehrsfachberater beim Kreis Mettmann.
Welt aus der Kinder-Perspektive wahrnehmen
Doch warum sind Elterntaxis überhaupt eine Gefahr? Weil Kinder eine andere Wahrnehmung haben, sagt Karsten Ingenhoven von der Polizei Velbert. Erwachsenen empfiehlt er daher sich zu bemühen, die Welt aus der Kinder-Perspektive zu sehen und zu erleben.
„Mal in die Hocke gehen ist dabei das absolute Minimum“, sagt er im Gespräch mit der WAZ und erläutert, dass Kinder ein anderes Sichtfeld hätten, Tempo nicht sicher einschätzen könnten, eine andere Wahrnehmung hätten und im Kopf ganz anders selektierten.
„Sie sehen zum Beispiel auf der Straßenseite gegenüber ihren Freund. Aber anderes eben nicht.“ Er sei bei einem Training mal mitgelaufen, erinnert sich sein Kollege Andreas Werner, „und ich war überrascht, was ich als Erwachsener selbst nicht im Blick habe.“
>>>Tipps für den sicheren Schulweg<<<
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gibt regelmäßig Tipps, wie Kinder sicher zur Schule kommen können. Er empfiehlt unter anderem: Fußweg rechtzeitig üben, Laufgemeinschaften bilden oder – in dünn besiedelten Gebieten – Fahrgemeinschaften.
Laut einer Studie des VCD nimmt allerdings nur eine Minderheit von etwa 17 Prozent das Auto, die meisten Kinder gehen zu Fuß zum Unterricht. Dennoch: „Bei einer Schule mit tausend Schülern bedeutet das: etwa 170 Autos vor dem Schultor“, sagt Kerstin Haarmann, die Bundesvorsitzende des VCD.