Langenberg/Remscheid. Länger als üblich war Jan Veldman als Pfarrer in Langenberg tätig. Nun zieht er weiter nach Remscheid – und schaut zurück auf eine gute Zeit.
Kopfsteinpflaster, viel Fachwerk und Schiefer, dazu die Kirche umgeben von historischen Häuschen. Nur die Hügel sind hier steiler als in Langenberg. Hier, das ist Remscheid-Lüttringhausen, die neue Arbeitsstelle von Pfarrer Jan Veldman.
Gut dreieinhalb Jahre lang war der jetzt 31-Jährige in der evangelischen Gemeinde Langenberg, hat hier sein Vikariat absolviert – und durfte noch ein Jahr dran hängen. „Wir verlieren ihn nur ungern“, sagt Anke Stamm, Küsterin der Alten Kirche, „er hatte einen guten Draht zur Jugend, kam mit den Senioren gut klar, kurz: Er wird uns echt fehlen.“
Ehemaliger Vikar hat sich in Velbert-Langenberg wohlgefühlt
Und auch dem gebürtigen Mülheimer werden die Langenbergerinnen und Langenberger fehlen. „Ich habe mich die ganzen Jahre sehr wohl und sehr geborgen gefühlt“, erzählt er. „Das lag an ganz vielen Dingen: An den beiden Pfarrerkollegen, die mir sehr viel Freiraum gegeben haben. An den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie Anke Stamm oder Ute Grünendahl.“
Und natürlich an den Menschen in der Gemeinde selbst. „Ich habe viel Neues ausprobiert und ich bin auf sehr viel Aufgeschlossenheit und Neugier gestoßen.“ Er komme zwar aus dem Ruhrgebiet, „aber der Menschenschlag hier im Bergischen gefällt mir“. Und zwar so gut, dass er unbedingt in der Gegend bleiben wollte.
Probedienst ausnahmsweise in der selben Gemeinde
Denn eine große Wahl hatte Jan Veldman nicht: „Im Kirchendeutsch nennt man das ,Umweisung’.“ Die sei normalerweise schon nach dem Vikariat, also nach zweieinhalb Jahren fällig. Weil aber die beiden Kollegen Jens Blaschta und Volker Basse zwischendurch erkrankten, durfte der 31-Jährige auch noch seinen Probedienst in Langenberg absolvieren.
Da seine Freundin, ebenfalls Pfarrerin, derzeit in Köln tätig ist, „haben wir beide einen Kompromiss gesucht.“ In Remscheid-Lüttringhausen wurde er gemeinsam mit der Superintendentin des entsprechenden Kirchenkreises fündig, befand die Stelle für gut und nahm sie an.
Lüttringhausen und Langenberg – Brüder im Geiste
Neben der typisch bergischen Optik der Häuser, der kleinen Altstadt und der hügeligen Natur haben Langenberg und Lüttringhausen noch etwas gemeinsam, sagt Jan Veldman schmunzelnd: „So wie Langenberger keine Velberter sind, sind die Lüttringhauser keine Remscheider.“
Und noch etwas teilen die beiden Gemeinden: „Hier ticken die Uhren ein klein wenig langsamer, hier ist die Welt irgendwie noch in Ordnung.“ Nun macht Jan Veldman sich also in der neuen Heimat an die Arbeit – und einiges, was er in Langenberg ausprobieren durfte, will er auch in Lüttringhausen umsetzen.
Das Hochwasser 2021 war ein prägendes Erlebnis
„Ich habe zum Beispiel viel für die Jugendarbeit gelernt, etwa, wie sich Jung und Alt besser begegnen können. Das hat in Langenberg sehr gut geklappt.“ Auch die Kinderkirche sei ein absolut erfreuliches Projekt gewesen, „das stets gewachsen ist“. Wiederholung am neuen Einsatzort nicht ausgeschlossen.
Was ihm noch in Erinnerung bleibt aus dreieinhalb Jahren Senderstadt? „Die Flut“, kommt wie aus der Pistole geschossen. „Das Gemeindehaus war ja anfangs Dreh- und Angelpunkt, die Gemeinde ist auf die Straße gegangen, das war schon toll.“
Ereignisse nach der Flut „haben die Gemeinde wachgerüttelt“
Egal ob Spendenannahme, Versorgung der Freiwilligen oder einfach als Zuhörer für die Sorgen und Nöte der vom Hochwasser Betroffenen: „Hier hat der Ort zusammengehalten. Und das hat die Gemeinde positiv beeinflusst“, hat Jan Veldman festgestellt.
„Durch Corona war Vieles eingeschlafen, aber das Hochwasser hat, so traurig es auch gewesen ist, uns alle auf unangenehme Weise wachgerüttelt.“ Er habe „natürlich“ seinen Urlaub abgebrochen: „Ich habe so viele Gespräche geführt in dieser Zeit, die Leute konnten sich alles von der Seele reden. Das war schon etwas Besonderes.“
Jan Veldman ist nun offiziell verabschiedet
Nun also ist dieses Kapitel beendet – am Sonntag ist Jan Veldman, der seit Anfang Juli schon in Remscheid ist, offiziell verabschiedet worden. Den Kontakt nach Langenberg will er aber nicht abbrechen: „Ich werde bestimmt immer mal wieder privat oder zu kirchlichen Ereignissen vorbeischauen. Ich hänge ja doch an der Gemeinde und an den Leuten.“
Deswegen kann er auch „ganz ohne Groll“ gehen: „Ich blicke auf eine schöne Zeit zurück und habe – glaube ich – den richtigen Moment abgepasst, um den nächsten Schritt zu gehen.“
>>>Kirche im Wandel<<<
Die Kirche ist im Wandel, viele Menschen kehren den Gemeinden den Rücken und treten aus. „Damit kann ich sogar leben“, sagt Jan Veldman, „wenn der- oder diejenige sagt: ,Die Kirche hat mit nichts mehr zu sagen.’“ Das sei zwar schade, „aber ich bin den Leuten nicht böse.“
Was ihn ärgert: Wenn Austritte mit Dingen begründet werden, mit denen die evangelische Kirche „nun mal so gar nichts zu tun hat – wenn also einer sagt, er wäre mit dem Papst nicht einverstanden oder fände das Verhalten von Kardinal Woelki nicht gut“.