Velbert. Für viele junge Frauen ist das ein Traumberuf: Influencerin. Diana aus Velbert hat bereits Erfolg bei Instagram, möchte aber nicht davon leben.
Es ist früh an diesem heißen Sommertag. Haflinger Santos genießt noch das morgendliche Putzen von seiner Besitzerin Diana. In Reithose und mit dreckigen Händen gleitet ein zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht. Ein ganz normales Pferdemädchen, könnte man meinen.
Doch die 35-jährige Velberterin ist Influencerin. Über 21.000 Menschen folgen „Mademoiselle Kunterbunt“ auf Instagram, einer „Mami in Reitstiefeln“ in ihrem Alltag. Da geht es um ihre Kinder, ihr Pferd, das Familienleben und auch um ganz persönliche Dinge, wie beispielsweise eine Brust-Operation, der sie sich neulich unterzogen hat.
Tausende Menschen folgen der 35-Jährigen täglich
Wer jetzt das Bild vor Augen hat, dass es von männlichen Fans auf ihrem Profil wimmelt, irrt. Denn viel mehr sind es Frauen und junge Familien, die sich darüber freuen, dass die Velberterin sie an ihrem Alltag teilhaben lässt.
Das Ziel, so einen Erfolg bei Instagram zu haben, hat die dreifache Mama nie gehabt. Und: „Ich möchte auch nach wie vor nicht davon leben müssen“, erklärt sie. Und so arbeitet sie weiterhin als Industriekauffrau. Dass ihr Account auf einmal so beliebt wurde, erklärt sie sich so: „Ursprünglich war es mal ein Kinderwunsch-Account.“ Nachdem ihre erste Tochter zu Welt kam, wollte es mit zweiten Kind nicht klappen.
Schließlich entschieden sich Diana und ihr Mann, bei einem Kinderwunschzentrum Hilfe zu suchen und ließen ihre Follower daran teilhaben. „Leider ist das immer noch ein absolutes Tabu-Thema“, bedauert Diana. „Dabei betrifft es total viele“. Mittlerweile hat die Familie drei Kinder, ihr Kinderwunsch wurde also erfüllt. Und schon lange geht es nicht mehr nur um diese ernste Thematik.
Influencerin als Hauptberuf? Lieber nicht...
Doch es sind Posts, die junge Eltern abholen, die – mal ernst und mal ironisch – die Follower in Situationen mitnehmen, die jeder kennt. Sei es der mangelnde Schlaf, die wenige Freizeit, aber auch stets das schöne Gefühl, immer Mama sein zu dürfen.
Dank einiger Kooperationen ist das Influencer-Dasein für Diana tatsächlich zum Beruf geworden. „Aber ich bin froh, dass ich nie darauf angewiesen bin“ ergänzt sie. Denn das scheinbar schillernde Leben vor der Kamera ist in Wahrheit harte Arbeit. „Die Followerzahl ist dabei gar nicht so wichtig“, erklärt sie, „sondern wie viele deine Story schauen“, ab 1000 Zuschauern gebe es Kooperationsverträge, die auch Geld einbringen: Die Storys von Diana schauen im Schnitt 7000 bis 9000 Menschen.
Doch auch die Posts mit Produkten von Kooperationspartner, für die Mademoiselle Kunterbunt eben entlohnt wird, werden im Vorfeld mit dem Auftraggeber abgesprochen. „Spontan ist da nichts“, sagt sie. In den meisten Fällen handelt es sich um Produkte für Kinder. „Wir hatten vor einigen Jahren super viele Sachen von Baby Born“, erinnert sich Diana.
Aber es gibt auch Dinge, für die sie nicht werben möchte. „Es muss schon zu mir passen. Schmuck beispielsweise trage ich nie, daher käme das auch nicht für mich in Frage.“ Vielleicht ist es gerade diese Authentizität, die ihre Follower so mögen.
Mademoiselle Kunterbunt und der "stinknormale Alltag"
Offenbar aber mögen sie auf jeden Fall, dass eine junge, hübsche Frau sich auch mal müde und ungeschminkt oder aber ohne Filter zeigt und nicht immer den Glamour der Internetwelt verkauft und einfach auch mal aus dem „stinknormalen Alltag“ postet, denn „es geschehen ja nicht jeden Tag Sensationen.“
Eine bis anderthalb Stunden Zeit verbringt Diana täglich mit Instagram, dabei beantwortet sie auch jede Nachricht in ihrem Postfach. Ob das sein muss? „Wenn man nett sein will, schon“, sagt sie lächelnd. Angreifende, beleidigende oder beratschlagende Nachrichten sind da zum Glück nur selten dabei, „ich habe einfach total nette Fans“ und wenn doch, „dann schicke ich einfach ein kleines Herzchen, so etwas lasse ich gar nicht erst an mich ran.“
„Das Handy ist schon oft dabei“
Der Nebenjob Influencerin bedeutet auch, in vielen Situationen direkt in Beiträgen zu denken. „Das Handy ist natürlich schon oft dabei“, gibt sie zu. Aber. „Posts können auch mal warten“, sagt sie. Denn die Familie, Freunde und ihr Pferd gehen vor.
„Dann nehme ich vielleicht etwas auf und poste es dann einige Stunden später“. Oder aber das Handy bleibt auch mal komplett in der Tasche. Eine Freiheit, die sich auch nicht nehmen lassen möchte. „Es könnte ja auch mal sein, dass es Instagram irgendwann nicht mehr gibt“, sagt sie „mein Leben hängt dann zumindest nicht davon ab.“