Neviges. Bei seinem letzten Besuch in Velbert wurde Erzbischof Woelki am Mariendom mit Protestplakaten empfangen. Nun war er erneut zu Gast in Neviges.
An Christi Himmelfahrt hat Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki den Mariendom in Velbert-Neviges besucht und die Messe geleitet. Zu Beginn des sogenannten Pontifikalamtes um 11.30 Uhr blieben sowohl ein großer Besucher-Ansturm als auch Proteste aus.
Beim letzten Besuch des Erzbischofs in Velbert hatten vor dem Dom noch einige Mitglieder der katholischen Gemeinde Neviges protestiert. Im Gespräch mit der WAZ äußerten sich Besucherinnen und Besucher zur Anwesenheit des umstrittenen Erzbischofs, gegen den staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts eines Meineides laufen, und über seine Rolle bei der Aufarbeitung eines Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln.
Kardinal Woelki ist nicht der Grund für den Besuch im Mariendom in Velbert-Neviges
Jürgen Bahr aus Gevelsberg, der gemeinsam mit seiner Frau zum Mariendom gekommen ist, erzählt: „Wir sind hauptsächlich wegen der heiligen Messe hier“. Ihm sei zwar bewusst, dass Woelki anwesend sei, es sei jedoch nicht der Grund seines Besuchs.
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Ähnlich sieht dies ein Vater, der seinen Sohn auf den Schultern trägt: „Die Familienwallfahrt als Event ist schön für die Kinder“, sagt er – auch wolle er seinen Schützlingen den Glauben durch die Messe näher bringen. Eine Haltung zum Kardinal hat auch er nicht, für ihn „steht dieser heute nicht im Mittelpunkt“.
Entrüstung und Freude liegt am heutigen Tag nah beieinander
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Eine deutliche Meinung zur Anwesenheit des Erzbischofs vertritt hingegen ein älteres Ehepaar, das etwas abseits am Rande des Platzes auf einer Bank sitzt. Auf Nachfrage, ob sie zur Messe hier seien, schütteln beide energisch den Kopf – heute würden sie ganz sicher nicht hineingehen. Die beiden Langenberger sind regelrecht entrüstet darüber, „wie die Kirche mit ihren Mitgliedern umgeht“. „Man sieht ja, wie leer es hier ist“, stellen sie fest. „Es reicht, für uns ist es vorbei mit der katholischen Kirche“, erklärt die Frau. Dieser Aussage verleiht ihr Mann Nachdruck: „Dabei bin ich schon als Kind mit dem Gebetsbuch auf dem Gepäckträger zur Kirche gefahren.“
Vor allem stört die beiden, dass ihr Vertrauen erschüttert wurde, allerdings „nicht wegen Woelki, sondern wegen der gesamten Kirche“. Ihre Tochter sei schon ausgetreten, „wir aber noch nicht, denn eigentlich glauben wir ja noch an die Erzählung“. Es wirkt so, als würde sich das Paar im Zwiespalt befinden: Den Glauben und die Hoffnung auf der einen Seite, die Enttäuschung und den Frust über die katholische Kirche auf der anderen.
„Wir empfinden den Besuch des Kardinals als Wertschöpfung“
Ebenfalls zur Familienwallfahrt erschienen sind Elisabeth und Max Illig. Sie sind gemeinsam mit ihren vier Kindern aus Frechen bei Köln angereist. Die Mutter der sechsköpfigen Familie freut sich über die Wertschöpfung, die dem Mariendom durch den Besuch zuteil wird: Es sei eine Ehre, dass Woelki als hochrangiges Mitglieder der katholischen Kirche am heutigen Tag die Messe leite. „Ich sehe das ganz unabhängig vom politischen Geschehen und aktuellen Diskussionen“, fügt Elisabeth Illig hinzu.
Vor allem die Plätze am Gang im Mariendom bleiben unbesetzt
In Begleitung zahlreicher Geistlicher eröffnet Kardinal Rainer Maria Woelki die Messe. Er entzündet ein Licht und spricht einen ersten Psalm: „Preiset den Herrn, denn er ist gut.“ Im Anschluss geht er durch die Reihen und segnet die Katholiken, die zur Familienwallfahrt erschienen sind. Dabei blieben vor allem die Plätze am Gang zum Teil unbesetzt.