Kreis Mettmann/Düsseldorf. Im Handwerk ist es nicht so dicke gekommen, wie zuletzt befürchtet. Allerdings ist fehlendes Personal auch im Kreis Mettmann ein Riesenthema.

Zuweilen ist es erfreulich, wenn sich Prognosen und Annahmen so überhaupt nicht erfüllen. Das gilt in diesem Fall für einen der größten und gleichermaßen unterschätzten Bereiche unserer Wirtschaft in der hiesigen Region: das Handwerk im Kammerbezirk (HWK) Düsseldorf.

„Die pessimistischen Erwartungen der Betriebe aus dem Herbst letzten Jahres sind in dieser Form nicht eingetreten“, formulierte Andreas Ehlert die zentrale Botschaft des jüngsten Konjunkturgutachtens der Kammer. „Die allmähliche Entspannung bei Lieferengpässen und Inflationsdynamik kommt auch bei den Betrieben an, die nun wieder deutlich positiver in die Zukunft blicken“, sagt der HWK-Präsident.

Handwerk im Kreis Mettmann hat Schock des Krisenjahres bewältigt

Simon Taps ist stv. Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mettmann.
Simon Taps ist stv. Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mettmann. © KH Mettmann

Das Handwerk habe den Schock des Krisenjahres 2022 überwunden und sich weitestgehend stabilisiert, so Ehlert weiter. Trotz weiterhin unsicherer wirtschaftlicher Gesamtlage sei die Nachfrage nach Handwerkerleistungen in vielen Bereichen weiter hoch. Das trifft laut Bericht vor allem auf die Ausbaugewerke wie Maler, Elektriker oder Heizungsbauer zu. Sie haben die beste Konjunkturlage aller Handwerksbranchen. Bezirksweit liegt die Auftragsreichweite mit 9,8 Wochen auf Rekordniveau.

Auftragsbücher der Handwerker in Velbert sind voll

Das von der Kammer gezeichnete Bild „entspricht dem, was man auch von Kollegen hier im Kreis hört“, sagte Simon Taps auf WAZ-Anfrage. Das Ausbaugewerbe habe nach wie vor Konjunktur, „die Auftragsbücher sind voll“, berichtet der stv. Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KH) Mettmann. Hingegen sei das Bauhauptgewerbe wegen der gestiegenen Materialpreise gehandikapt: „Es ist der Wahnsinn, was die Sachen kosten.“

Geschäfte laufen überwiegend gut

Der Frühjahrskonjunktur-Umfrage der HWK zufolge ist das Geschäftsklima im Vergleich zum letzten Herbst um 22 auf nunmehr 120 Punkte gestiegen. Die Geschäfte liefen mehrheitlich gut, auch wenn die Umsatzlage nach wie vor angespannt sei. „Insbesondere die Aussichten für die nächsten sechs Monate sind aber wieder überwiegend positiv.“

Bauprojekte stocken

Andreas Ehlert (re.) – hier bei einem bereits länger zurückliegenden Firmenbesuch in Heiligenhaus – ist schon seit 2014 Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf.
Andreas Ehlert (re.) – hier bei einem bereits länger zurückliegenden Firmenbesuch in Heiligenhaus – ist schon seit 2014 Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die stärkste Erholung erleben das Lebensmittel- und das Gesundheitsgewerbe, sie haben seit dem Herbst einiges an Boden gut gemacht. Schwierig ist dagegen auch aus Sicht der HWK die Situation im Bauhauptgewerbe. „Hohe Bauzinsen und Materialpreise sind in Kombination mit der wankelmütigen Neubauförderung des Bundes ein denkbar schlechtes Umfeld für den Wohnungsbau. Viele Investoren und private Bauherren stehen auf der Bremse und haben Bauprojekte auf Eis gelegt oder ganz abgesagt“, schildert Andreas Ehlert die Situation. „Das wirkt sich auch auf die handwerklichen Baubetriebe aus.“ Immerhin: Die Preissteigerungen bei Material, Rohstoffen und Energie haben sich verlangsamt. Das schlägt sich in einem spürbaren Rückgang des Verkaufspreisklimas um 15 Punkte nieder. Ehlert: „Die Preisdynamik im Handwerk beruhigt sich.“

Kapazitäten vielfach ausgereizt

Ein massives Problem sowohl im Neanderland als auch im Kammer-Bezirk: „Man findet sehr schlecht Personal, das ist nach wie vor ein Riesenthema“, erzählt Simon Taps. „Egal ob Azubis oder ausgebildete Fachleute.“ Unglaublich viele Betriebe hätten Lücken. Nach HWK-Angaben erreicht die Zahl der Betriebe mit offenen Stellen mit 41 Prozent einen neuen Spitzenwert. Trotz intensiver Bemühungen gelinge es im Handwerk nicht, Beschäftigung aufzubauen. Insbesondere die für die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende verantwortlichen Klimahandwerke hätten bereits vielfach ihre Kapazitäten ausgereizt. „Die Politik ist deshalb gut beraten, nicht nur große Ziele zu formulieren, sondern auch den konkreten Weg dorthin zu definieren“, moniert Ehlert mit Blick auf die ambitionierten Klimaschutzvorhaben.

>>> Allein 5400 Betriebe im Neanderland

Die Kreishandwerkerschaft Mettmann vertritt die Interessen von rund 5400 Betrieben im Kreis Mettmann. Sie ist zudem das organisatorische Dach und die gemeinsame Geschäftsstelle für die ihr 13 angeschlossenen Innungen mit mehr als 1200 freiwilligen Mitgliedsbetrieben.

Der Bezirk der Handwerkskammer Düsseldorf entspricht dem Regierungsbezirk Düsseldorf. Ihm gehören mehr als 59.000 Handwerksunternehmen und rund 5,2 Millionen Einwohner an.