Velbert-Langenberg. Im ausverkauften Alldie-Kunsthaus in Langenberg hat Kabarettist Frank Goosen die Gäste auf eine Zeitreise in die 1980er-Jahre mitgenommen.

Ein Tisch, ein Buch, ein Stuhl, ein Mann – Frank Goosen. Mehr braucht es nicht für einen selbstreflektiert-humoristisch aufbereiteten Rückwärtssalto in die 1980er-Jahre. Im ausverkauften Alldie-Kunsthaus erleben die Zuschauer den Mittfünfziger Goosen mit seinem Programm „Sweet Dreams – Absturz in die Achtziger“.

War früher alles besser? „Nein“, sagt der Autor, „das Einzige, was früher objektiv besser war, sind die eigenen Augen und Gelenke.“ Lachen im Publikum. Schranke auf für den Tauchgang in die 80er, gepaart mit den Sünden der Pubertät und denen der jungen Erwachsenen.

Konzerterfahrungen mit der wortkargen Band „Trio“

Heranwachsende 15-jährige Jungen treffen 1982 auf minimalistische Musik: Seine Konzerterfahrung mit der wortkargen „Neue Deutsche Welle“-Band „Trio“ beschreibt Goosen so bildhaft, dass es zu einem skurrilen und zeitgleich „epochalen“ Ereignis aufsteigt. Diese Geschichte liest er vor und landet – irgendwie plötzlich – bei seinen ersten Kuss im Bochumer Stadtpark, von dem er wiederum erzählt. Genau an dieser Stelle, ist er sich sicher, stehe nun ein Stromkasten ohne Funktion, aber magisch geladen. So wundert es nicht, dass er sitzengeblieben ist. Wegen Mathe, Latein, Französisch und ... Claudia. Zusammengefasst: „Wegen drei Fünfen und einer Eins.“

Goosen outet sich in Velbert-Langenberg als Nicht-Mann

Romanautor Goosen outet sich als Nicht-Auto-Kenner, also als Nicht-Mann. An anderer Stelle merkt er an, verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne zu sein. Was er dafür drauf hat, sind die Ranglisten und Ligen der Fußballvereine sowie Musik. Der 56-Jährige wirft einen fast vergessenen Begriff ins Publikum: Mix-Tapes. Für Partys, Urlaube und Klassenfahrten wurden sie aufgenommen. „Die Königsdisziplin“, stellt er klar, „waren die Mix-Tapes als Liebeserklärung.“ Zuerst musste die TDK SA90 aus dem Zellophan gewickelt werden, dann konnte die behutsam ausgewählte Botschaft aufgespielt werden.

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Andere Kassetten leiht er später in einer Videothek aus. Inge, die Verleiherin im pinken engen Häkelpullover, schickt ihn nach „hinten“, weil er immer allein war. Erfrischend beschreibt er, wie er als Jung-Erwachsener durch den bunten Plastikstreifenvorhang zu den Erwachsenenfilmen diffundiert. Die Herren dort studierten die Rückseiten. Das irritierte ihn und er schickt sich zurück. Eine Kommilitonin sieht ihn: „Na, nichts gefunden?“ – „Für ein Referat“, kontert er fast souverän.

Frank Goosen treibt im Alldie-Kunsthaus in Langenberg die Pointen vor sich her

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Goosen macht die peinlichen Situationen zu einem mitfühlenden und leicht schadenfreudigen Genuss für sein Publikum. Bisweilen ist kaum zu unterscheiden, ob er vorliest oder erzählt. Intonation, Fluss, Wortwahl, Satzbau, Humor: Es ist eins. Zielgerichtet treibt er die Pointen vor sich her, bis diese sich zum ansteckenden Lachen und Applaus austoben. Dann nimmt er Anlauf zur nächsten Runde.

Mal liest Frank Goosen aus seinem Buch, mal erzählt er einfach. So wirkt es zumindest auf die Besucher. Eine gelungene Mischung.
Mal liest Frank Goosen aus seinem Buch, mal erzählt er einfach. So wirkt es zumindest auf die Besucher. Eine gelungene Mischung. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

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Manchmal mischen sich die Spitzen mit rührigen Erinnerungen an die Teetassen ohne Henkel, die schwarzen achteckigen Teller oder die Schneider Kompaktanlage, die vom Konfirmationsgeld gekauft wurde. Die Zuschauer fühlen die 1980er-Jahre, schmecken den Wildki(ö)rschtee und den Rotwein aus der Korbflasche. Zusammengefasst: „Sweet dreams are made of this” Oder: “Sweet dreams, eine Zeitreise in die Jugend.“ Übrigens: Alle Geschichten im Buch seien wahr, sagt er, manche sogar wirklich passiert.

>>> Unterhalten und unterschreiben

Frank Goosen arbeitet nicht, er redet und ab 19.30 Uhr für Geld. Es muss aber auch viel schreiben, denn in der Pause verkauft und signiert er seine Bücher – auch ein gerade Erschienenes.

Wie aber ein Buch „erscheint“, versteht er selbst nicht. Kurz, der Andrang ist groß. Erstaunlich: Die Einladung, nach der Veranstaltung ein Exemplar zu kaufen, nimmt kaum jemand an. „Das ist meistens so“, erklärt Frank Goosen.