Velbert. Im Gebrauchtwarenhaus der Bepro in Velbert wird jede Spende genau geprüft, bevor sie in den Verkauf kommt. Viel Arbeit steckt in der Aufbereitung
Es gibt nichts, was es nicht gibt im Gebrauchtwarenhaus der Bepro. Von Kleidung über Fahrräder, Bücher und Schallplatten bis hin zu Saisonalem wie Karnevalskostümen oder Schlitten. Vor allem aber gibt es eins: engagierte Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass die gespendeten Artikel in einem einwandfreien Zustand in den Verkauf kommen.
„90 Prozent der Kosten, die hier entstehen, erwirtschaften wir selbst“, erklärt Geschäftsführer Heiko Boekstegers. Manch einer mag nun meinen: welche Kosten? Immerhin bekommt das Gebrauchtwarenhaus doch alle Dinge, die sie verkaufen, gespendet. Doch neben allen laufenden Kosten, müssen auch die Mitarbeitenden bezahlt werden. „Wir haben derzeit 25 Festangestellte und 28 Teilnehmer einer Maßnahme“, erklärt Abteilungsleiterin Lisa Lilienthal. Aber „der größte Kostenfaktor, den wir haben, ist die Entsorgung“.
Das Gebrauchtwarenhaus in Velbert nimmt gut erhaltene Spenden an
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Denn nicht immer sind die Spenden in einem Zustand, der einen Wiederverkauf zulässt. Dabei prüft schon bei der Annahme ein Mitarbeiter, was der Spender abgeben möchte. „Vom Schnürsenkel bis zum Porzellan, hier ist alles dabei“, sagt der Mann, der seit acht Jahren bei der Bepro arbeitet. „Manchmal müssen wir die Menschen dann freundlich darauf hinweisen, dass ihre Spenden nicht mehr verwertbar sind und bitten sie dann, die Sachen selbst zu entsorgen.“ Doch generell lautet die Devise im Gebrauchtwarenhaus: „Wir machen keinen Aufnahmestopp und wollen die Dinge gerne entgegennehmen.“
In einer ersten Station auf dem 4000 Quadratmeter großen Gelände werden die Spenden dann gesichtet und sortiert. „Buntmetalle oder Kabel lassen sich ja beispielsweise an den Verwerter verkaufen“, so der Mitarbeiter. In einer zweiten Station werden die Gegenstände dann gereinigt. „Alles, was einen Stecker hat, von Stereoanlage bis zum Rasenmäher, wird zudem auf seine Funktionsfähigkeit von uns überprüft“, erklärt Lilienthal. Was funktioniert, kommt in den Verkauf, was defekt ist, wird entsorgt.
Jede Spende wird auf ihre Funktionalität beim Gebrauchtwarenhaus in Velbert geprüft
Bei Möbelspenden können kleinere Ausbesserungsarbeiten hingegen selbst vorgenommen werden, genau wie bei den Fahrrädern, hier gibt es sogar eine kleine Werkstatt.
Den größten Anteil im Gebrauchtwarenhaus macht aber die Kleidung aus. Ob Babybody, Schottenrock oder Brautkleid, unfassbare Mengen lagern in diesem Bereich. Ein Container mit acht Tonnen Volumen ist etwa alle zwei Wochen voll mit nicht wiederverkäuflicher Kleidung, die dann zu Texaid, einem Textilverwerter, geht.
Doch das ist nicht alles. Auf etwa 300 Quadratmetern befinden sich – in Säcken sortiert – unzählige Kleidungsstücke. Beschriftet und sortiert nach Jahreszeiten und Geschlecht lagert die Kleidung deckenhoch – einige Säcke sind beschriftet mit „schöne Sachen“.
Spenden werden im Velberter Gebrauchtwarenhaus sortiert und auch eingelagert
Ein Volumen, das sicher kaum ein Kunde vermutet, wenn er durch den gut sortierten und ansprechend gestalten Kleidungsbereich flaniert. „Die Fast-Fashion ist ein großes Problem“, erklärt Lilienthal. So nennen sie die Bekleidung, die von günstigen Modeketten für wenige Euro angeboten wird. „Dinge, die nach einigen Wäschen die Form verloren haben, können wir nicht mehr verkaufen, obwohl sie eigentlich gar keinen Mangel haben“, bestätigt auch Kirstin Petri, Leiterin des Textilservices.
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Gerade die Prüfung eines Kleidungsstückes gestaltet sich von der Annahme bis zum Verkauf als sehr aufwendig. „Wir prüfen zunächst, ob und wie stark verschmutzt es ist, ob es kaputt ist – und ob das Kleidungsstück formbeständig ist“, erklärt Petri, die selbst gelernte Schneiderin ist. Erst dann wird es gereinigt, Kleinigkeiten eventuell ausgebessert. Zudem „kommt kein Teil verknuddelt in den Verkauf, alles wird gebügelt“, sagt sie streng. Sicher auch ein Grund, weshalb die Hemden, Jacken und Hosen, die gerade an einer Kleiderstange in den Verkauf gehen, wie neu aussehen und auch nicht den klassischen Second-Hand-Geruch haben. „Jedes Teil wird mindestens vier Mal kontrolliert, bevor es in den Verkauf kommt.“ Dazu gehört auch, dass die Mitarbeiter schauen, ob Nähte offen sind oder vielleicht Reißverschlüsse defekt sind.
Vor dem Verkauf im Velberter Gebrauchtwarenhaus wird alles gründlich geprüft
Wenn all diese Arbeitsschritte von der Annahme bis zum Verkauf berechnet würden, wäre ein Kleidungsstück unbezahlbar. Heiko Boekstegers aber möchte sie zu einem „realistischen Preis verkaufen“. Manch ein Kunde „empfindet das dann als zu teuer, ein anderer wiederum freut sich über den günstigen Verkaufspreis, aber einen Markenpullover für 9,90 Euro abzugeben, ist eben nicht realistisch“.
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Den Wert oder besser den Verkaufspreis bestimmen übrigens die erfahrenen Mitarbeiter. Schon bei der Annahme „ist es die Haptik“, die zeigt, ob es sich um einen hochwertigen oder niedrigpreisigen Artikel handelt. Im Zweifel hilft bei der Preisgestaltung aber auch schnell mal eine Suche mit dem Smartphone. Ein langer und zeitintensiver Weg, den die Spende durch viele engagierte Mitarbeiterhände geht, um hinterher einen neuen Menschen möglichst lang zu erfreuen.
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Das Gebrauchtwarenhaus der Bepro an der Kaiserstraße 23 in Velbert ist montags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet und samstags von 9.30 bis 16 Uhr.
Das Café öffnet um 14 Uhr und lädt mit frisch gebackenen Waffeln und heißen sowie kalten Getränken zum Verweilen ein.
FürInhaber einer Kundenkarte gibt es 5 Prozent Rabatt auf den Einkauf, Menschen, die eine Bedürftigkeit nachweisen können, erhalten 20 Prozent Rabatt.
Für Änderungswünsche bei Kleidung gibt es einen hauseigenen Änderungsservice. Das Kürzen einer Hose kostet beispielsweise 5 Euro. Aber auch Abend- oder sogar Brautkleider werden angepasst.