Velbert. Bei Förderanträgen haben die Technischen Betriebe Velbert bloß Körbe bekommen. Jetzt sanieren sie das Ehrenmal alleine. Die Vorgaben sind eng.

Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) sind nicht nur für Sachen zuständig, die einen unmittelbaren, häufig täglichen Gebrauchswert für viele Bürger haben. Sie müssen auch das Ehrenmal an der Poststraße sanieren und instand setzen, das seit geraumer Zeit zusehends verfällt und schon wiederholt zur Zielscheibe von Vandalismus geworden ist. Die TBV sind vor Jahren im Zuge der Übertragung des dortigen Flurstücks Eigentümerin dieser 1930 errichteten Gedenkstätte geworden, die an die Kriegstoten aus der Stadt erinnert und eigentlich nur alle Jahre wieder jeweils zum Volkstrauertag im Fokus steht. Es gibt dort viel zu tun; geplant sei, die Arbeiten bis zum diesjährigen Volkstrauertag am 19. November abgeschlossen zu haben, teilte Sven Lindemann auf WAZ-Anfrage mit. Der Komplettaufwand sei bisher mit 370.000 Euro kalkuliert, sagt der TBV-Vorstand – und macht eine kleine Pause.

Velberter Architektin ist am Ball und hat eine ganz persönliche Verbindung

Beim Ortstermin: Dennis Schieferstein (TBV, Grün und Friedhöfe), Architektin Sabine Essler und TBV-Vorstand Sven Lindemann (v. li.).
Beim Ortstermin: Dennis Schieferstein (TBV, Grün und Friedhöfe), Architektin Sabine Essler und TBV-Vorstand Sven Lindemann (v. li.). © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Wir haben große Befürchtungen, ob wir diese Summe angesichts der explodierenden Kosten halten können“, fährt Lindemann dann fort. Man hoffe auf „mehr Klarheit durch eine erneute Kostenschätzung“. Diese ist jetzt schon Sache von Sabine Essler. Die selbstständige Architektin ist als Ergebnis der erfolgten Ausschreibung bereits seit Mai 2022 in der Sache involviert und nicht nur rein professionell und fachfraulich mit (Bau-)Denkmälern betraut. Vielmehr gehört Essler auch dem Vorstand des Langenberger VVV an, der sich zurzeit intensiv um den Bismarckturm auf dem Hordtberg kümmert. Zudem hat sie eine persönliche, familiäre Verbindung mit dem Ehrenmal. Auf einer der acht Stelen ist nämlich auch der Name ihres Uropas Adolf Busch, „gefallen“ am 9. 1. 1917. Da war dessen Sohn und ihr Opa Adolf gerade mal sechs Jahre alt.

Enge Vorgaben und wenig Spielraum

Essler hat zusammen mit Dennis Schieferstein, TBV-Sachgebietsleiter Grün und Friedhöfe, die nötige Grundlagenermittlung durchgeführt, kümmert sich um Entwurfs- und Ausführungsplanung, um Ausschreibung und Bauleitung, derweil Schieferstein die gesamte Baumaßnahme des denkmalgeschützten Ehrenmals begleitet. „Wir haben relativ enge Vorgaben und recht wenig Gestaltungsspielraum“, schildert Sven Lindemann die Rahmenbedingungen. „Es soll eben so aussehen wie vorher, aber in einem vernünftigen baulichen Zustand“, erläutert Schieferstein und berichtet, dass die gesamte Maßnahme sowohl mit dem LVR-Denkmalamt als auch mit der Unteren Denkmalbehörde bei der Stadt Velbert habe abgestimmt werden müssen.

Marode Treppenstufen und mehr

Freut sich, dass sich die Technischen Betriebe der Gedenkstätte annehmen: Ulrike Klein macht hier täglich eine Gassirunde mit ihrer Lena.
Freut sich, dass sich die Technischen Betriebe der Gedenkstätte annehmen: Ulrike Klein macht hier täglich eine Gassirunde mit ihrer Lena. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Endlich kümmert sich mal jemand darum“, sagt die Spaziergängerin, die mit ihrem Hund auf der Gassirunde an der Gedenkstätte vorbeikommt und die Teilnehmer des Ortstermins sieht. Sie gehe mittags mit ihrer Lena immer hierher, erzählt Ulrike Klein, Anwohnerin der Poststraße, bei dem kurzen Gespräch. „Wenn hier mal jemand fällt“, fügt sie vielsagend hinzu und deutet auf die sichtlich maroden Stufen.

Gedenktafeln aufbereiten und säubern

„Die Treppenstufen werden ausgebaut, überarbeitet und neu eingesetzt, alle Stolperfallen beseitigt“, schildert Sabine Essler das geplante Vorgehen. Grundsätzlich bleibe die Struktur des Ehrenmals erhalten. Die teils hochgedrückten Platten oben auf dem Plateau werden aufgenommen, gesäubert, geprüft und anschließend wieder verlegt. „Da aber sehr viele gebrochen sind, verlegen wir im Bereich der Stelen Kopfsteinpflaster.“ Diese Stelen bzw. Gedenktafeln werden aufbereitet und gesäubert.

Zerstörerisches Werk von Wurzeln

In einem weiteren Schritt nehmen die Arbeiter die Deckplatten der Stützwand auf, prüfen und erneuern sie ggf. die Mörtelfugen. Für die Auswahl des Mörtels ist eigens ein geologisches Büro hinzugezogen worden. Schon jetzt steht fest, dass drei Felder der Stützwand komplett erneuert werden müssen, weil sich dort Wurzeln ihren Weg durch das Sichtbruchmauerwerk gebahnt und zerstörerisch breit gemacht haben.

Statiker begutachtet Velberter Stele

Aus dieser Perspektive kennen wohl die meisten Velberter und Velberterinnen, die die Poststraße benutzen, die Ehrenmal-Anlage hinter der großen Wiese.
Aus dieser Perspektive kennen wohl die meisten Velberter und Velberterinnen, die die Poststraße benutzen, die Ehrenmal-Anlage hinter der großen Wiese. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die große, nahezu neun Meter hohe Stele wird eingerüstet und ihre Fugen überprüft. Ein Statiker wird die Bruchstellen begutachten. Die Deckplatte ganz oben wird erneuert. Darüber hinaus wird auf dem Plateau als Verkehrssicherungsmaßnahme ein Geländer errichtet, weil die Brüstung zu niedrig ist. TBV-Schreiner haben hierzu extra ein Muster-Geländer angefertigt und den Denkmalbehörden vorgelegt.

Fast zehn Jahre lang mit Förderanträgen abgeblitzt

Derzeit versperren als Sicherungsmaßnahme unten jeweils Gitter die beiden Hauptaufgänge zum eigentlichen Ehrenmal, oberhalb sind zum selben Zweck Bauzäune aufgestellt. Und signalisieren eigentlich unmissverständlich, dass der Zugang weder erwünscht, geschweige denn erlaubt ist. Übrigens haben die TBV fast eine Dekade lang Jahr für Jahr versucht, sowohl auf Bundes- als auch Landesebene Fördermittel für das Ehrenmal zu bekommen. Und sind immer wieder aufs Neue abgeblitzt. Jetzt müssen sie die Instandsetzung komplett selbst schultern.

>>>Zur Ehrung der Toten des Ersten Weltkriegs

Das Ehrenmal an der Poststraße bzw. am Rand des Offerbuschs wurde ursprünglich zur Ehrung der Toten des Ersten Weltkriegs errichtet; später kam eine weitere Inschrift als Erinnerung an die gestorbenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs hinzu.

Das Bauwerk besteht aus einer 100 Meter langen Stützmauer aus Hefeler Sandstein und einem recht großzügig bemessenen Plateau mit acht eingelassenen Basaltplatten, darauf die Namen und Todesdaten.

Eine Freitreppe führt zur Heldenehrungsbastei – ein großer Torbogen mit Wandbrunnen, darüber ein gusseisernes Kreuz.

Elmar Zielkes „Velbert Wiki“ vermerkt als Künstler des Kriegerdenkmals den Architekten Wentzler und den Bildhauer Becker (Dortmund).