Velbert/Heiligenhaus. Die erfolgreiche Heiligenhauser Fahrsportlerin Annalena Gilbert verschenkt Zeit mit Pferd Charly. Amalia freut sich sehr über diese Möglichkeit.
Charly steht geduldig im Stall. Zugegeben: Annalena (15) hat schon einmal über das gescheckte Fell des Pferdes gebürstet, aber ein bisschen getrockneter Matsch wartet noch auf Amalia. Das siebenjährige Mädchen ist mit seiner Mutter und deren Bruder vor einigen Monaten aus der Ukraine nach Velbert geflüchtet.
Die Familie hatte Glück, bekam eine Wohnung von einer Velberterin zur Verfügung gestellt, die sich auch heute noch um die Drei kümmert. Doch auch, wenn sie ein Dach über dem Kopf haben, zu Hause sind sie hier nicht. Amalia besucht ihre Schule online, ihre Freunde sind derzeit überall in der Welt verstreut oder in der Ukraine und mehr als tausend Kilometer weit entfernt.
Mädchen aus der Ukraine freut sich über die Zeit mit Charlie
Ernst schaut das Mädchen, als es sich Charly nähert. Doch dann gleitet ein Lächeln über ihr Gesicht. Zeit mit einem Pferd verbringen, dass hat sich Amalia schon immer gewünscht und Annalena verschenkt sie dieses Jahr. Über einen Facebookaufruf bewarb sich die Velberterin, die sich um die Familie kümmert, für Amalia. Dass weder der gutmütige Charly noch Annalena ukrainisch verstehen, ist kein Problem.
Annalena nimmt den Striegel in die Hand und zeigt einfach, wie ein Pferd geputzt wird. Amalia macht es ihr nach. Ihre Augen beginnen zu leuchten und auch wenn sie Handschuhe trägt, immer wieder streichelt sie über Charlys dichtes Fell.
Onkel hilft bei der Übersetzung
Ihr Onkel spricht ein wenig englisch und übersetzt so die Fragen, die Amalia hat. Und die allerwichtigste lautet: „Wie heißt er?“. Schecke Charly genießt die Aufmerksamkeit, das Bürsten und auch die Streicheleinheiten. Denn sonst darf er bei Familie Gilbert das Rentnerdasein genießen.
Besonders toll findet er natürlich, dass er immer wieder eine Möhre zugesteckt bekommt, diese nimmt er aber ganz vorsichtig. „Er ist wie ein Babysitter“, bestätigt Melanie Gilbert, die Mama von Annalena. Und in der Tat, Charly scheint zu spüren, dass Amalia das erste Mal auf Tuchfühlung mit einem Pferd geht. Geduldig lässt er sich bürsten, die Hufe auskratzen, den Schweif flechten und sogar bemalen.
Zeit mit Pferden verschenken: Das Highlight ist Reiten
Doch Amalia schaut schon begeistert auf den Sattel und in der Tat, heute darf sie sich auch das erste Mal auf den Rücken eines Pferdes schwingen. Wobei mit ganz so viel Leichtigkeit geht es gar nicht so hoch hinauf.
Doch zunächst zeigt Annalena, wie man die Gamaschen anlegt, die zum Schutz der Beine dienen, heute zur Feier des Tages einmal alles als Weihnachtsoutfit. Auch dafür braucht man keine Worte. Annalena zeigt, Amalia macht nach. Der Sattel liegt auf dem Rücken, Charly ist fertig getrenst.
Wie soll aber nun das kleine Mädchen auf den Rücken kommen? Amalia zuckt mit den Schultern. Doch kurzerhand hebt ihr Onkel sie einfach in den Sattel. Das Mädchen quietscht, hält sich mit beiden Händen an Charlys Sattel und der Mähne fest.
„Fühlt sie sich sicher?“, fragt Annalena auf englisch den Onkel, doch da strahlt die kleine Reiterin schon übers ganze Gesicht. Offenbar fühlt sie sich gerade sehr gut.
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Ein ganz neues Gefühl auf dem Pferderücken
Die ersten Schritte begleitet sie noch mit einem erstaunten Lachen, dann strahlt sie einfach nur noch für Freude. „Charly geht ganz vorsichtig, er will jetzt auf keinen Fall etwas falsch machen“, erklärt Melanie Gilbert. Der 24-jährige Charly ist es gewohnt, mit Kindern unterwegs zu sein und passt gerne auf seine kleinen Reiter auf. Und da das Wetter gerade mitspielt, geht es am Hof entlang ins Gelände.
Viel zu kurz ist die Runde, so wirklich mag Amalia nicht absteigen. Doch dann gibt sie „ihrem Pony“ noch einige Möhrchen und ein große Portion Futter. Die hat sich Charly redlich verdient.
Amalia aus der Ukraine sitzt zum ersten Mal auf einem Pferd
Mit einem Lächeln verabschiedet sich das Mädchen mit ihrer Familie und nimmt Melanie Gilbert vor lauter Freude einmal fest in den Arm, die ihr als Überraschung noch ein kleines Schleich-Pferd, das aussieht wie Charly in die Hand drückt. „Ich würde sagen, das war ein Erfolg“, fasst die Pferdebesitzerin die Zeit zusammen und lobt ihr Pferd auch noch einmal ausgiebig.
Dann darf er auf die Wiese zu seinen Kumpels. Und genauso gelassen wie zuvor, schlendert er zur Heuraufe und mümmelt zufrieden an seinem Heu. Und vielleicht schläft die kleine Amalia heute mit schönen Gedanken ein, an Charly, an die Freiheit auf seinem Rücken und an diesen friedlichen Moment.