Neviges. Fröhliche Stimmung bei der Adventsfeier der Tagespflege „Domizil“ in Velbert-Neviges. Die Gäste schätzen dieses Angebot aus vielen Gründen.
Einige kommen nur ein paar Mal in der Woche, andere jeden Tag. Die meisten wurden „hingestuppst“ von ihren Kindern, manche auch von ihrem Hausarzt. Denn den ganzen Tag allein in den eigenen vier Wänden zu sein, das tut einfach nicht gut, weiß auch Renate, deren Tochter vor zwei Jahren gesagt hatte: „Geh da mal vorbei.“ Seitdem kommt die muntere 90-Jährige mit den frisch in Form gebrachten grauen Haaren dreimal wöchentlich in die Tagespflege der Einrichtung „Domizil Wohnfühlen“ in Velbert-Neviges. Wie auch Paul, Alfred und die anderen, die sich zum gemütlichen Zusammensein bei Punsch, Kaffee und Plätzchen hier in der Emil-Schniewind-Straße 13 treffen: Da sich die Tagespflege-Gäste hier untereinander hauptsächlich duzen, nennen auch wir bei unserem Besuch der fröhlichen Adventfeier die Seniorinnen und Senioren bei ihrem Vornamen.
Der Weihnachtsmann kommt zu Adventsfeier nach Velbert-Neviges
Der Kuchen auf dem großen Blech ist fast verputzt, noch eine Runde Kaffee, dann warten alle auf den Höhepunkt des Tages. „Hohoho“, ruft Paul fröhlich, und als Tagespflege-Leiterin Andrea Carl launig ankündigt, es gebe aber nur Geschenke, wenn jemand ein Gedicht aufsagt, bleiben alle ganz locker. Sowas wuppen sie hier spielend. „Ich hab das Christkind gesehen, es kam aus der Kneipe und konnte kaum stehen“, sagt Paul leise kichernd zu seinem Freund Alfred, und schiebt gleich nach: „Nee, sowas sag ich gleich nicht, keine Bange.“ Der 63-Jährige, seit einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzend, ist ein echter Scherzkeks: Als der Weihnachtsmann beim Hereinkommen versehentlich an den Lichtschalter gerät und es für Sekunden stockdunkel ist, ruft Paul fröhlich: „Hoho, der Putin steht vor der Tür.“ Dann bekommt aber doch noch jeder hier ein liebevoll eingepacktes Präsent, gut, dass auf Hannelore (87) Verlass ist: „Von drauß’ vom Walde komm ich her...“ Da sitzt jede Strophe, das läuft wie geschnitten Brot.
Großes Lob an das Personal
Was alle hier nicht nur an diesem Tag sehr schätzen und gar nicht oft genug sagen können: „Die Leute sind unheimlich nett, das Personal ist einsame spitze“, findet Klaus, der immer dienstags und donnerstags kommt und in dieser Runde zu den wenigen gehört, der nicht allein lebt. „Meine Frau soll mal entlastet werden“, sagt der 78-Jährige, der den Service und überhaupt alles hier prima findet: „Morgens werde ich hingebracht, nachmittags abgeholt, ist doch ideal.“
Alfred und Paul freuen sich schon jetzt auf nächste Woche. „Dann kochen wir hier wieder zusammen, Alfred ist der große Schnippler, es gibt frische Hühnersuppe.“ Alfred nickt, „ja, mit Pauls Wundermesser geht das wie von selbst“. Dann wird der 86-Jährige, seit knapp einem Jahr Witwer, plötzlich traurig. „Das letzte Jahr war sie noch dabei bei der Weihnachtsfeier, wir waren 59 Jahre verheiratet, hätten fast die 60 geschafft.“ Paul knufft ihn freundschaftlich: „Aber er hat einen tollen Sohn und tolle Enkel.“
Auch Kopftraining gehört zum Programm
Betreuung Montag bis Freitag
Die Tagespflege von „Domizil Wohnfühlen“, Emil-Schniewind-Straße 13, ist geöffnet Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr. Die Kosten übernimmt die Pflegeversicherung, der Eigenanteil richtet sich nach dem individuellen Pflegegrad.
Die Seniorinnen und Senioren werden morgens abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück, nach dem Mittagessen stehen zwei Ruheräume zum Ausruhen zur Verfügung. Auch regelmäßige Ausflüge gehören zum Programm.
Das Personal besteht aus: Andrea Carl und Damaris Schumann (Tagespflege-Leitung), Anna Meyer (Pflege-Asistentin), Beyhan Ural-Fröhlich (Betreuungs-Assistentin) und Fahrer Daniel Hiel.
Weitere Informationen unter 02053 15153 oder im Netz auf www.domizil-wohnfuehlen.de/tagespflege
Was sie an ihrer Domizil-Tagespflege mögen, bringt die rüstige Renate (90) kurz und knackig auf den Punkt: „Einfach alles. Wenn wir gemeinsam spielen, Gymnastik machen, Kopftraining, alles prima.“ Und Anne pflichtet ihr bei: „Man ist hier einfach gut aufgehoben den ganzen Tag.“ Ihre große Wohnung hält die 84-Jährige noch ganz gut in Schuss, und weil man ja auch so einiges zu tun habe, komme sie nur montags und mittwochs. Eigentlich ist auch Hannelore mit ihren 87 Jahren noch topfit, „ich seh nur nicht mehr so gut. Und wenn wir im Frühling draußen sitzen oder spazieren gehen, dann bin ich froh, dass die anderen dabei sind“.
Der Hausarzt empfahl die Tagespflege
Hannelore ist seit fünf Jahren zweimal in der Woche hier, „alleine halte ich das zuhause nicht aus.“ Aber Weihnachten, darauf freut sie sich schon, da holen sie „die Kinder, ich hab drei tolle Töchter, die sind froh, dass ich hier so gut aufgehoben bin“. Und Lena (88) pflichtet ihr bei: „Wir werden ja so verwöhnt, besser geht’s nicht.“ Auf Empfehlung ihres Hausarztes kam Erika, „die Neue“, hier in der Runde. Nach einem Schlaganfall hat sie Sprachstörungen, „aber das ist schon besser geworden, weil ich hier einfach mehr spreche.“ Man bleibe hier einfach fit, findet Magdalena: „Gymnastik, Bewegung, das ist viel wert.“ Und Fritz, der viermal in der Woche hierher kommt, mag seine Tagespflege aus einem einfachen Grund: „Alle so nett hier. Und man kann Kaffee trinken, bis er einem aus den Ohren wieder raus kommt.“