Neviges. Die Stadt Velbert verbietet künftig Werbung an der Wehrmauer Schloss Hardenberg. Auch die zur Stadt gehörenden Kulturloewen hatten hier geworben.

Wer auf der Bernsaustraße, von Bahnübergang kommend, auf das Schloss in Velbert-Neviges zufährt, der sieht nicht nur das Herrenhaus und die von Experten immer wieder hoch gelobte mittelalterliche Wehranlage. Mitten auf dem historischen Mauerwerk, verankert mit Haken, prangt ein Plakat, das auf eine Veranstaltung in der Vorburg hinweist: Den Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt am kommenden Wochenende, veranstaltet von der Marktgilde zu Hardenberg, mit Unterstützung von Velbert-Marketing. Und nicht nur dieses Plakat bringt WAZ-Leser Heinz-Josef Propper mächtig auf die Palme. „Vorher hing da ein Plakat vom Laternenzauber und jetzt das hier. Was soll das? Ist das jetzt eine Werbewand oder was?“

Die mittelalterliche Wehrmauer in Neviges wurde erst im Sommer repariert

Mit Haken und Ösen wurde das Werbebanner an der Wehrmauer Schloss Hardenberg in Neviges befestigt.
Mit Haken und Ösen wurde das Werbebanner an der Wehrmauer Schloss Hardenberg in Neviges befestigt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

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Zum einen stößt sich Heinz Josef Propper an der Ästhetik, der WAZ-Leser findet diesen Platz einfach unpassend. Zudem befürchtet er Nachahmer. Was ihn aber noch viel mehr aufregt: „Diese Mauer hat ein Schweinegeld gekostet und dann werden da Haken reingesetzt.“ Erst im Frühsommer hatte eine Spezialfirma die Wehrmauer nach der Grundsanierung 2016 ein zweites Mal repariert. Die komplette Wiederherstellung der Wehranlage hatte vor sechs Jahren 1,5 Millionen Euro gekostet, die Summe teilten sich damals Bund und Land. Doch nach der Grundsanierung fielen bei Routinebegehungen immer wieder lose Bruchsteine auf, daraufhin wurde die komplette Mauerkrone im Sommer 2022 erneuert. Bei den Reparaturarbeiten spielte auch die spezielle Zusammensetzung des Mörtels eine Rolle, die Materie sei komplex, so hatte Michael Lobe, Leiter des Fachbereichs Immobilienservice der Stadt Velbert, im Sommer gesagt.

Wer die Haken befestigte, bleibt unklar

Und nun also Haken im Mauerwerk. Die WAZ fragte nach bei der Marktgilde zu Hardenberg, Veranstalterin des „Mittelalterlichen Weihnachtsmarktes.“ Dazu Ute Meulenkamp, Vorsitzende der Marktgilde: „Wir haben nur die Haken benutzt, die waren ja schon da von den Kulturloewen.“ Tatsächlich hatte dort noch vor etwa drei Wochen ein Plakat gehangen, mit dem die zur Stadt gehörenden Velberter Kulturloewen für ihre Veranstaltung „Laternenzauber“ geworben hatten. Deren Leiterin Dr. Linda Brücher zeigte sich überrascht. „Von uns bohrt doch da niemand einen Haken rein.“ Sie wolle sich die Sache anschauen.

Wer nun letztlich für die Haken im historischen Mauerwerk verantwortlich ist, vermochte Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach nicht zu sagen. Klar ist jedoch seine unmissverständliche Ansage: „Die Haken kommen weg. Die Mauer ist keine Werbefläche.“