Neviges. Der große Martinszug durch Velbert-Neviges begeistert viele Familien. Auf dem Weg zum Mariendom leuchten dabei auch zahlreiche Fledermäuse.
Schon ganz aufgeregt stehen die zahlreichen Kinder und Familien auf dem Schulhof vor der Grundschule an der Ansembourgallee und warten darauf, dass es endlich los geht. Draußen ist es mittlerweile dunkel geworden, wie kleine Sterne leuchten die Laternen in der Menge. Pünktlich um halb sechs setzt sich der traditionelle Martinszug durch Neviges in Bewegung, wie immer organisiert von der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB). Kein Martinszug in Neviges ohne Musik: Die Bläserklänge des Fanfarencorps Neviges und der Freiwilligen Feuerwehr hallen durch die Straßen, die Kinder singen fleißig mit - das Üben in den Klassen hat sich bezahlt gemacht, so sitzt auch mehr als nur die erste Strophe.
Zwischenstopp vor dem Altenheim in Velbert
Am Seniorenheim Burgfeld gibt es einen kleinen Zwischenstopp und es wird ein kleines Ständchen für die Bewohner gehalten, die sich schon in freudiger Erwartung auf den Balkonen an der Straße versammelt haben. Am Stadtgarten entlang geht es dann geführt von Sankt Martin auf seinem Pferd – wie schon im letzten Jahr bei seiner Premiere machte Vollblut Bo seine Sache hervorragend – auf die Wilhelmstraße, die von der Freiwilligen Feuerwehr und Polizei kurz für den Verkehr gesperrt wurde. Dicht hinter dem Heiligen Martin laufen die Kinder der Sonnenschule in ihren Klassen, die Klasse 3b hat lauter Fledermaus-Laternen gebastelt, die 2b hat offensichtlich auf das Kürbisschnitzen verzichtet und sich stattdessen unheimlich anmutende Laternen in Kürbisform ausgedacht.
Am Dom gibt’s Kakao und Weckmänner
Nicht vermeiden lässt sich, dass die ein oder andere Laterne unterwegs zu Bruch geht. Der neunjährige Max nimmt den Verlust seines leuchtenden Begleiters aber ganz sportlich: „Dann bastele ich nächstes Jahr halt eine noch schönere.“ Durch die Fußgängerzone geht es dann, mit oder ohne Laterne, zum Ziel des Zugs: dem Platz vor dem Mariendom. Hier riecht es schon nach Kinderpunsch und Kakao, nicht fehlen dürfen natürlich auch die Weckmänner. Neben den Kindern und Kollegium der Sonnenschule machen auch wieder viele Familien mit beim größten Nevigeser Martinszug, den die KAB seit Jahrzehnten organisiert und der einfach eine feste Institution im Stadtteil ist.
Modernes Martinsspiel mit einem Schuster
Mehr Inhalte aus Neviges und Tönisheide
- St. Martin: Viele Familien begleiten den Martinszug zum Dom
- Brauchtum: Kleine Sternsinger bereiten ihre Segenstour vor
- Wirtschaft: Automobilzulieferer WKW investiert auch in Ungarn
- Stadtgeschichte: Historiker fordert weitere Stolpersteine in Neviges
- Tiere: Suchhunde finden weiteren Köder mit Rasierklinge
Angekommen am Mariendom, steht noch ein wichtiger letzter Programmpunkt auf dem Plan: das Martinsspiel der Sonnenschule. Die Kinder der vierten Klassen wollen die Geschichte vom Martin erzählen, aber nicht die vom heiligen Martin. „Sie können die Geschichte ja gar nicht erzählen, sie haben keinen Mantel“, stellt ein Mädchen fest. Das Theaterspiel der Kinder handelt also von einem armen Schuster, der zwar keinen Mantel teilt, doch viele andere Dinge. Kakao und Weckmänner schmecken köstlich, das Wetter spielt auch mit – es war ein perfekter Abend. Findet auch Berthold Ufermann, Vorsitzender der KAB: „Auch in diesem Jahr haben wir es durch Spenden geschafft, dass alle Grundschulen und Kitas in Neviges Weckmänner bekamen. Das zeigt, wie wichtig diese Tradition für die Menschen hier ist.“
>>> Der Heilige Martin von Tours
Der Martinsbrauch geht auf den Heiligen Martin von Tours zurück. Die Geschichte vom Soldaten, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte, ist heute den meisten Kindern bekannt.
Die ersten nachweisbaren Umzüge gab es 1867 in Viersen, im Stadtteil Dülken. Der heutige Brauch verbreitete sich ausgehend von Düsseldorf aus im 18. Jahrhundert in die Regionen rundherum.
Das Fest für Kinder soll heute Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft lehren.