Velbert. In vielen Wohnungen in Velbert könnte es im Winter kühl werden: Einige Vermieter drosseln die Heizungen. Was Spar + Bau, Wobau, BGN & Co. planen.

Bislang war es für die meisten Velberterinnen und Velberter eine Selbstverständlichkeit: Heizung auf „5“ – und es wurde wohlig-warm in der Wohnung. Das könnte sich in diesem Winter für einige Mieterinnen und Mieter in Velbert jedoch ändern. Denn: Vermieter denken derzeit darüber nach, die Heizanlagen gerade nachts so weit zu drosseln, dass selbst auf höchster Stufe nur noch 17 oder 18 Grad erreicht werden.

Wie wollen es die großen Vermieter in Velbert handhaben? Ein Überblick.

Baugenossenschaft Niederberg in Velbert: Nachts wird es in den Wohnungen kühler

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„Unsere zentralen Heizungsanlagen sind über sogenannte Außenfühler temperaturgeführt“, sagt Dominic Johannknecht, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Niederberg. Heißt: Die Anlagen – insbesondere die Pumpen – bleiben im Erhaltungs- bzw. Bereitschaftsmodus. Die Beheizung setze erst dann ein, wenn die Außentemperaturen dies erforderlich machen. Die Genossenschaft, die rund 1100 Wohnungen in Velbert vorhält, senkt vor allem nachts die Temperaturen ab. „Hierbei werden die mietrechtlich geforderten Temperaturen sichergestellt“, betont Johannknecht. In der Vergangenheit setzten viele Gerichte diese Grenze nachts bei 17 Grad Celsius.

Dominic Johannknecht, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Niederberg (BGN). Die Genossenschaft hat rund 1100 Wohnungen. .
Dominic Johannknecht, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Niederberg (BGN). Die Genossenschaft hat rund 1100 Wohnungen. . © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Im Rahmen der ohnehin stattfindenden, jährlichen Wartungen durch Fachunternehmen seien nochmals sämtliche Einstellungen der Anlagen überprüft und – wo erforderlich – optimiert worden, so Johannknecht. Rund 83 Prozent der Wohnungen der Baugenossenschaft Niederberg seien energetisch saniert oder würden ob ihres Baujahres bereits über eine gute Wärmedämmung verfügen. Weitere energetische Sanierungen werde man versuchen, im Rahmen der jährlichen Arbeitsprogramme weiterhin umzusetzen. „Allerdings machen es uns Baukostensteigerungen, die Verfügbarkeit von Material und die Ausführungskapazitäten von Handwerken nicht einfacher“, so Johannknecht. Kurzfristige, spontane „Dämmmaßnahmen“ werde es nicht geben, „zumal eine energetische Modernisierung auch immer einen gewissen Vorlauf benötigt“, so der Vorstandsvorsitzende.

Wobau setzt auf Energiesparen im Dialog mit den Mieterinnen und Mietern

Die Wobau (2500 eigene Wohnungen, weitere 1400 in der Verwaltung) setzt auf den Dialog mit den Mieterinnen und Mietern. So werde in den kommenden Tagen ein Schreiben verschickt, in dem die Situation erklärt und Energiespartipps gegeben werden, kündigt Geschäftsführer Michael Küpper an. Die seit Jahrzehnten effektiv praktizierte Nachtabsenkung der Temperaturen werde man nachjustieren – im „Herantast-Verfahren“. Sollte es dann in einzelnen Wohnungen zu kalt sein, sollen sich Mieter unbedingt an ihren Hausmeister vor Ort wenden.

Doe Wobau Velbert informiert in den kommenden Tagen alle Mieterinnen und Mieter über ihre Pläne.
Doe Wobau Velbert informiert in den kommenden Tagen alle Mieterinnen und Mieter über ihre Pläne. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Rund vier bis fünf Millionen Euro investiere die Wobau jedes Jahr in ihren Bestand, betont Küpper – darum gebe es so gut wie keine ungedämmten Gebäude und veraltete Heizanlagen mehr. „Diesen Kurs werden wir fortsetzen“, kündigt Küpper an. Dabei setze man auch auf moderne Technologien wie Luft-Wärmepumpen.

Spar- und Bauverein kann Temperatur in drei Viertel der Wohnungen nicht beeinflussen

Der „Spar+Bau“-Vorstandsvorsitzende Sven Karth.
Der „Spar+Bau“-Vorstandsvorsitzende Sven Karth. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Beim Spar- und Bauverein sind drei Viertel aller Wohnungen der insgesamt rund 1000 Wohnungen mit Gas-Etagenheizungen ausgestattet, berichtet Vorstandsvorsitzender Sven Karth. „Dort können wir das Thema Heizen gar nicht beeinflussen – außer um Energieeinsparung zu bitten und zu sparsamem Heizen aufzufordern –, weil jeder Mieter seine Wohnung individuell beheizt und sein Heizgas selbst bezahlt.“ Die Zentralheizungen seien in den vergangenen Wochen nicht ausgeschaltet gewesen, so Karth, „da es viele Menschen gibt, die im Schichtbetrieb arbeiten, weil wir viele ältere Menschen in der Mieterschaft haben“. Bei der Nachtabsenkung gebe es keine einheitliche Temperaturfestlegung, dafür seien die rund 170 Häuser auch technisch und hinsichtlich der Bewohnerschaft zu unterschiedlich. Jedoch würden die Anlagen auf den Optimalbetrieb heruntergeregelt, „das heißt: für einen möglichst ökologischen und energiesparenden Betrieb neu eingestellt“, so der Vorstandsvorsitzende.

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„Neue Dämmungen sind aufgrund der explodierenden Baumaterialpreise im Moment für uns und die Mieter nicht wirtschaftlich, weil die Baukosten zu hoch wären – und damit die Mieterhöhung wegen Modernisierung zu hoch ausfallen würde.“ Zudem sollten energetische Maßnahmen normalerweise nicht nur eine Dämmung umfassen, sondern es sollten auch Haustechnik, Heizungsanlagen, Fenster, Dach etc. berücksichtigt werden.

Vonovia: Nachts geht es auf bis zu 17 Grad runter

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„Um möglichst viel Gas in unseren Häusern einzusparen, setzen wir eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen ein“, sagt Matthias Wulff von der Vonovia. Dafür werde die Heizungsleistung zwischen 23 und 6 Uhr reduziert – Minimum seien 17 Grad. Tagsüber und in den Abendstunden könnten die Mieter wie gewohnt heizen. Wulff: „Durch die Nachtabsenkung können wir bis zu acht Prozent des Heizaufwands einsparen.“ Die Warmwasserversorgung sei zu keinem Zeitpunkt davon betroffen. Hier gebe es keine Einschränkungen beim Duschen oder Baden. „Dieser Punkt ist uns sehr wichtig und auch für die Zukunft unstrittig“, sagt Wulff.

Der Immobilienkonzern Vonovia hat klare Regeln für seine Wohnungen definiert.
Der Immobilienkonzern Vonovia hat klare Regeln für seine Wohnungen definiert. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Sahle will geplante Dämm-Maßnahmen vorziehen

Die Unternehmensgruppe Sahle Wohnen hatte ihre Zentralheizungen bis zum Start der Heizperiode abgeschaltet. Mit dem Beginn der Heizperiode wurden laut Sahle alle Heizungsanlagen von Fachkräften optimiert eingestellt. Das Unternehmen will damit nach eigenem Bekunden seine Mieterinnen und Mieter vor den dramatisch steigenden Energiekosten im Rahmen der Betriebskostenabrechnung so gut es geht schützen. „Aus diesem Grund senken wir nachts zwischen 23 und 5 Uhr morgens zur Energieersparnis die voreingestellte Heiztemperatur auf 18 Grad“, erklärt Thomas Schwarzenbacher, Geschäftsführer Wohnmanagement. Tagsüber werden die Heizungsanlagen in den Sahle-Wohnanlagen hingegen nicht gedrosselt. „Wir hoffen aber, dass die Mieterinnen und Mieter individuell auf ihr Heizverhalten achten, um möglichst viel Energie einzusparen.“

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Die Unternehmensgruppe Sahle sei in der komfortablen Situation, dass bereits ein sehr großer Teil des Gebäudebestands energetisch modernisiert sei. „Die dramatisch steigenden Heizkosten haben uns jedoch dazu veranlasst, einige längerfristig geplante Maßnahmen im Sinne unserer Mieterschaft vorzuziehen, um auch weiterhin einen effizienten Betrieb der Wohnanlagen gewährleisten zu können“, so Andreas Tegelkamp, Geschäftsführer Gebäudemanagement.

Das Drehen am Temperaturregler kann in diesem Herbst und Winter besonders teuer werden.
Das Drehen am Temperaturregler kann in diesem Herbst und Winter besonders teuer werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

>>> Rechtliche Vorgaben

Mieter und Vermieter haben bezüglich des Heizens sowohl Pflichten (sie müssen so heizen, dass das Mietobjekt keinen Schaden nimmt) als auch Rechte. Gesetzlich sind bestimmte Temperaturen nicht festgelegt, allerdings hat die Rechtsprechung diesbezüglich Vorgaben definiert.

Während der Heizperiode zwischen dem 1. Oktober und dem 30. April müssen zwischen 6 und 23 Uhr in den Wohnräumen 20° C und im Bad 21° C erreichbar sein.

Bei den Nebenkosten-Vorauszahlungen sollte bedacht werden, dass das Heizjahr 2023 (rund 60 Prozent der Kosten fallen in den Monaten Januar bis März an) erst im Laufe des Jahres 2024 abgerechnet wird. Hierfür sollten Rücklagen geschaffen oder Vorauszahlungen angepasst werden.