Velbert. Der Velberter Automobilzulieferer HUF hat ein System entwickelt, wie Helfer Unfallfahrzeuge sicher öffnen können. Vieles ist noch streng geheim.

Immer mehr Autos werden mit digitalen Schlüsseln geöffnet, manche Fahrzeugkomponenten öffnen sich automatisch. Doch was passiert eigentlich bei einem Unfall oder wenn die Autobatterie leer ist? Die Velberter Firma HUF, die Fahrzeugzugangssysteme für die weltweite Automobilindustrie herstellt, hat nun nach eigener Aussage eine Lösung gefunden und den „Smart Emergency Access“ entwickelt, damit, so das Unternehmen, „Fahrerinnen und Fahrer auch bei defekter Autobatterie nicht im Regen stehen“ und es einen sicheren Zugang zu Unfallfahrzeugen gibt. Welche Hersteller sich für ihr System interessieren, will HUF noch nicht verraten, daher werden auch noch keine echten Fotos des Systems veröffentlicht. Auch, an welchem Standort die Systeme gebaut werden, will HUF-Sprecher Michael Gorissen nicht verraten.

Software-Lösungen für die Zukunft

„Software-Lösungen werden die Mobilität der Zukunft bestimmen“, sagt Michael Kemnitz, Leiter Innovations and Advanced Engineering bei HUF. „Doch was passiert, wenn den digitalen Denkzentralen die Energie ausgeht? Oder noch schlimmer: Bei einem Unfall die elektronischen Systeme ausfallen und Personen im Fahrzeug eingesperrt sind?“

Jede Sekunde zählt

Das Notzugangssystem hat HUF speziell für Fahrzeuge entwickelt, die auf fließende Fahrzeuglinien setzen. Gerade bei diesen Modellen, in denen die Türöffner nahezu unsichtbar in das Fahrzeug integriert sind, seien alternative Öffnungskonzepte in Gefahrensituationen unverzichtbar. Wurden zum Beispiel Personen bei einem Verkehrsunfall verletzt, zählt jede Sekunde: Ersthelfer sollen bei der Annäherung an das Auto auf den ersten Blick eine auffällige Zuglasche entdecken, mit deren Hilfe sich die Fahrzeugtür schnell öffnen lässt. Selbst bei verzogener Karosserie als Folge eines Unfalls soll sie einen sehr guten Angriffspunkt liefern, versichert der Hersteller.

Nur beim Unfall

Im normalen Fahrzeugbetrieb soll Smart Emergency Access hingegen nicht auffallen. Lediglich bei einem Unfall trete es gut sichtbar in Erscheinung. Hat das Hauptsteuergerät im Auto einen Unfall erkannt, schickt es ein Signal an Smart Emergency Access. Das System öffnet daraufhin eine Klappe am Fahrzeug und gibt für Ersthelfer den Zugang zu einer Zuglasche frei.

Ist die Autobatterie leer, kann das Fahrzeug dennoch geöffnet werden. Mit dem Handy wird ein digitaler Schlüssel aufgeladen, so dass die Tür auf geht.
Ist die Autobatterie leer, kann das Fahrzeug dennoch geöffnet werden. Mit dem Handy wird ein digitaler Schlüssel aufgeladen, so dass die Tür auf geht. © HUF

Wenn die Batterie streikt

Darüber hinaus hilft Smart Emergency Access auch im Falle einer platten Autobatterie weiter. Dabei dienen NFC-Antennen von HUF als digitale Schnittstellen, die nicht nur in den Türgriffen, sondern an unterschiedlichen Stellen im Fahrzeug untergebracht werden können. Die Nutzerin oder der Nutzer hält lediglich das Smartphone vor das Lesegerät im Fahrzeug und lädt damit einen Akku im Auto auf. Mithilfe der gewonnenen Energie wird der digitale Schlüssel auf dem Smartphone authentifiziert und der Kraftschluss zwischen einem drehbaren Griff und dem Türschloss im Fahrzeug hergestellt. Über eine leichte Drehbewegung des Griffs kann der Nutzer das Türschloss entriegeln und die Tür öffnen.

„Keine Chance für Diebe“

Während Fahrzeugnutzer und Ersthelfer problemlos ins Auto gelangen, soll der Smart Emergency Access Unbefugte aussperren. Bei einer entladenen Autobatterie wird die durch die NFC-Aufladung gewonnene Energie nicht nur für den Kraftschluss zwischen Griff und Fahrzeugtürschloss genutzt. Diese Kraftübertragung wird erst dann hergestellt, wenn der digitale Schlüssel auf dem Smartphone autorisiert wurde. Ist dies nicht der Fall, dreht der Griff ähnlich einem Schließzylinder im Freilauf. Somit haben Diebe keine Chance.

>>>Die HUF-Gruppe

Die HUF Group entwickelt und produziert Fahrzeugzugangs- und Autorisierungssysteme für die weltweite Automobilindustrie. 1908 von Ernst Hülsbeck und August Fürst in Velbert gegründet, hat das Familienunternehmen heute Standorte in Europa, Amerika und Asien.

Laut einer Studie des Handelsblattes gehört Huf zu den 20 innovativsten Unternehmen in Deutschland. Die Huf Group erzielte im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro und beschäftigt weltweit rund 7300 Mitarbeiter.