Velbert. Nach der Corona-Zwangspause lockte das Weinfest wieder viele Besucher auf den Offersplatz in Velbert – darunter auch viele junge Menschen.

Das Weinfest hat nach zwei Jahren Corona-Zwangspause nichts von seiner Anziehungskraft verloren: Die Winzer aus Langenlonsheim an der Nahe hatten noch nicht alle Flaschen in den Kühltruhen verstaut, da saßen die Liebhaber des vergorenen Traubensaftes bereits auf den Bänken.

„Die Durststrecke ist vorbei“, frohlockte Bürgermeister Dirk Lukrafka bei der offiziellen Eröffnung. Er dankte der Standortgemeinschaft „Velbert aktiv“, dass die liebgewonnene Tradition weitergeführt wird.

Seit den ersten Weinfesten in Velbert hat sich viel verändert

Im Laufe der Zeit ist mit den Winzern von der Nahe so etwas wie eine große Familie entstanden. Seit den ersten Weinfesten hat sich einiges verändert: „Vor 33 Jahren wollten die Leute von uns viel über Wein wissen: Was bedeutet ,trocken’, welche Rebsorten gibt es und wie funktioniert Weinbau? Das ist der eigentliche Sinn eines Weinfestes“, meint Clemens Honrath, der von Anfang an dabei ist. „Das Informationsbedürfnis hat sich inzwischen geändert: Alles hat man auf dem Handy im Säckel“, so der Winzer, der immer noch gerne nach Velbert kommt.

„Nach wie vor ist es schön zu sehen, wie viel Freude durch das Produkt Weine entsteht. Das liegt nicht alleine am Alkohol, sondern es ist die Verbindung des Weins mit seiner Herstellung. In jeden Glas ist schmeckbar, wie viel Liebe der Winzer in sein Produkt gesteckt hat. Das ist generell bei allen meinen Kollegen so“, betont Clemens Honrath den Unterschied zu der Massenware aus dem Supermarkt.

Winzer Clemens Honrath, der seit 33 Jahren in Velbert mit dabei ist, hatte wieder leckere Weine im Gepäck – und erzählte den Besuchern auf Wunsch auch einiges über seine Weine, den Weinbau und die derzeitigen Herausforderungen, mit denen sich die Winzer konfrontiert sehen.
Winzer Clemens Honrath, der seit 33 Jahren in Velbert mit dabei ist, hatte wieder leckere Weine im Gepäck – und erzählte den Besuchern auf Wunsch auch einiges über seine Weine, den Weinbau und die derzeitigen Herausforderungen, mit denen sich die Winzer konfrontiert sehen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Bei hochsommerlichen Temperaturen sind leichte Weine gefragt

Während ein Rotwein im Winter gerne am Kamin in Ruhe genossen wird, sind jetzt bei den hochsommerlichen Temperaturen die leichten Weine gefragt: Honrath: „Junge, spritzige Jahrgänge, alles, was frisch schmeckt, passt zu diesem Wetter.“

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Beim Weingut Zehnthof hat der Grauburgunder inzwischen dem Riesling den Rang abgelaufen. „Fruchtig, weich und wenig Säure“, beschreibt Inhaber Frederic Kruger die Eigenschaften dieses Weißen. Beim Blick auf die Trauben an seinen 150.000 Rebstöcken an der Nahe ist der Jungwinzer für die kommende Ernte zufrieden: „Der Jahrgang 2022 verspricht, ähnlich wie der Jahrgang 2018 zu werden, von dem viele behaupten, es sei ein Jahrhundertjahrgang gewesen.“

Vor allem junge Reben haben mit dem Klimawandel zu kämpfen

Der Klimawandel macht sich jedoch auch im Weinbau bemerkbar. Kruger: „Die jungen Reben haben zu kämpfen, die mussten wir wässern. Wir bringen Stroh aus, damit der Boden nicht so stark austrocknet. Andererseits treten durch den geringen Niederschlag weniger Pilzkrankheiten auf.“

Auch Denise, Marcel, Yvonne und Michaela (v. l.) ließen sich beim Weinfest am Samstag auf dem Offersplatz die Weine schmecken.
Auch Denise, Marcel, Yvonne und Michaela (v. l.) ließen sich beim Weinfest am Samstag auf dem Offersplatz die Weine schmecken. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Viele junge Menschen auf dem Offersplatz

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All die Probleme, die von den Weinbauern gemeistert werden müssen, belasteten die Besucher des Velberter Weinfestes nicht. Tausende kamen an den vier Tagen auf dem Platz am Offers zusammen, trafen Bekannte und Freunde, mit denen gut gelaunt die Arbeit der Winzer genossen wurde. Der Wein verliert zunehmend das Klischee vom Labsal für Senioren und Schunkelseligkeit.

Auffallend viele junge Menschen belagerten die Stühle und Bänke – und entdeckten die Vielfalt der Gewächse und deren Aufbereitung in den Kellereien: „Hier probiert man gerne mal was aus“, gibt sich Jan Hilcher neugierig. Sarah Sand findet, dass Wein die Gemeinschaft fördert. „Das Weinfest ist das Event des Jahres, da muss man einfach hin“, begeistert sich Dijana Nezivi.

Auch „Layla“ ist in Velbert zu hören

Seinen Höhepunkt erreichte das Weinfest am Freitag: Die jungen Weinfans machten Party, die Band „De Fründe“ nahm die Feierstimmung geschickt auf, wechselte zwischen bekannten Stücken des rheinischen Frohsinns bis hin zum Partybrüller „Layla“. Da wurde vor der Bühne getanzt, Dutzende standen auf den Bänken und Tischen und rissen die Arme hoch. „So eine Stimmung hatten wir noch nie auf dem Weinfest“, stellt Clemens Honrath fest, der sich freut, dass auch die jungen Menschen den Wein schätzen.

>>> Zum Abschluss Bier

Für die Winzer aus Langenlonsheim ist das Velberter Weinfest immer noch von besonderer Bedeutung: Hier kommen viele Kollegen zusammen.

„Nach dem Ende setzt man sich gerne noch ein bisschen zusammen – und trinkt dazu ein Bier“, verrät Clemens Honrath.

Organisiert wird das Weinfest von „Velbert aktiv“.