Velbert. Bisher werden in Velbert 180 ukrainische Kinder und Jugendliche unterrichtet. Doch die Schulen sind ohnehin am Limit. Mehrklassen müssen her.
An den Velberter Grundschulen sowie den weiterführenden Schulen im Stadtgebiet sind im abgelaufenen Schuljahr, also bis zu den Sommerferien, bereits insgesamt rund 180 ukrainische Kinder und Jugendliche unterrichtet worden. Sie sind mit dem Beginn der Flüchtlingswelle sukzessive in die Schulen gekommen. Nach jetzigem Stand fangen weitere 17 im Schuljahr 2023/24 als I-Dötzchen an. Und ebenfalls aus heutiger Sicht, fügt Beate Wosimski hinzu, „werden wir rein rechnerisch alle Kinder in den Klassen Eins bis Vier der zwölf Grundschulen unterkriegen“. Das werde „allerdings unter Ausnutzung der Bandbreite“ geschehen, ergänzt die Abteilungsleiterin Schulverwaltung. Das bedeute bis zu maximal 29 Mädchen und Jungen pro Klasse.
820 Kriegsvertriebene aus der Ukraine in Velbert
Die derzeitige Situation sei eine völlig andere als bei den Flüchtlingen von 2015/16, erläuterte Gerno Böll im Gespräch mit der WAZ. Damals seien nämlich nicht in erster Linie Frauen mit Kindern nach Deutschland gekommen, so der Fachdezernent und Erste Beigeordnete, hingegen seien jetzt weniger als zehn Prozent der Kriegsvertriebenen über 18 Jahre alte Männer. Böll zufolge leben zurzeit 820 Ukraine-Kriegsvertriebene in Velbert, darunter zu 40 Prozent Kinder und Jugendliche – manche auch im Kita-Alter. Man gehe davon aus, dass ca. 80 Kinder jünger als sechs Jahre seien, davon wiederum gut die Hälfte über drei.
Möglichst in der Nähe
Die Schulverwaltung koordiniert, sobald ihr eine entsprechende Nachricht vom Einwohnermeldeamt vorliegt, die Zuweisung an die Grundschulen mit zuletzt insgesamt 94 Kindern von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Dabei spielen zwei Aspekte eine Rolle: erstens möglichst nah am jeweiligen Aufenthaltsort und zweitens unter der Berücksichtigung der Kapazitäten im Primarbereich. Zurzeit, bilanziert Wosimski, gäbe es bei den Grundschulen „noch flächendeckend Kapazitäten“. Übrigens hat Böll ganz zu Anfang mal 96 Grundschul-Kinder prognostiziert – und damit statistisch eine ziemlich genaue Landung hingelegt.
Willkommensklassen an zwei Gymnasien
Bayern und NRW liegen weit vorne
Bundesweit sind bis Ende Juni an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen bislang 144.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgenommen worden.Davon entfielen nach letztem Stand auf NRW insgesamt 24.662. Noch mehr hat unter allen Bundesländern nur Bayern mit 26.976.
Die Koordinierung im Bereich der weiterführenden Schulen einschließlich der Berufskollegs ist Sache des Kreisintegrationszentrums. Vor Ort waren das vor den großen Ferien insgesamt 85 ukrainische Kinder und Jugendliche. Zu den beiden eigens für sie formierten und bereits bestehenden Willkommensklassen am Geschwister-Scholl-Gymnasium und am Gymnasium Langenberg – die Kleinen im Primarbereich werden gemäß des NRW-Rahmenkonzeptes hingegen in gemischten Klassen unterricht – kommt nach den Ferien noch eine dritte an der Gesamtschule Mitte hinzu. Die Gesamtschule Neviges – sie hat ja bisher lediglich die Stufen Fünf bis Sieben – besuchten bislang sechs Jungen und Mädchen. An den weiterführenden Schulen steht zunächst einmal das Deutschlernen im Mittelpunkt des Geschehens, bevor die Teilnehmer – zumeist nach einem Jahr – in die Regelklassen kommen.
Schon Mehrklassen vorgesehen
„Wir sind jetzt räumlich wirklich am Limit angelangt“, mahnt Barbara Kirschner. Und das gilt nach Auskunft der Leiterin des Fachbereichs Bildung/Kultur/Sport für alle Schulen im Primar- und Sekundarbereich. Sie führt überdies den Raumbedarf infolge der Ausweitung des „Jekits“-Programms (Jedem Kind ein Instrument, Tanzen, Singen) auf die dritten und vierten Grundschulklassen. Außerdem trete ab 2026 aufbauend der Rechtsanspruch auf Offenen Ganztag in Kraft. Die Vorbereitungen seien getroffen, schon jetzt zum kommenden Schuljahr 2023/24 Mehrklassen an der Grundschule Nordstadt (Am Schwanefeld) und der Gerhart-Hauptmann-Schule zu bilden, berichtet Beate Wosimski, Damit könne man es schaffen, die Klassenstärken zumindest bei der Aufnahme tatsächlich auf 25 ABC-Schützen zu begrenzen.