Velbert. Die Frauen haben ihr Geschäft, ihre Sprachschule, Partner und Familie in der Ukraine zurücklassen müssen. Jetzt fangen sie in Velbert neu an.
Die vier Ukrainerinnen Iryna, Viktoriia, Nataliia und Liubov sind vor gut drei Monaten nach Deutschland gekommen. Der Grund: Krieg in ihrem Heimatland Ukraine. Jetzt wohnen sie in Velbert und fangen mit Unterstützung des Info Points der Integrationshilfe Langenberg e.V. (IHLA) ein neues Leben an.
Lange Reise nach Velbert
Vor wenigen Monaten erst haben sich die vier Ukrainerinnen auf den Weg nach Deutschland gemacht: Nur über viele Umwege und glückliche Fügungen hat es sie letztendlich nach Velbert verschlagen. Eine der Frauen erzählt, sie sei mit dem Zug über Polen gekommen, eine andere reiste über Russland und mit Auto, Bus und Zug über Berlin nach Velbert.
Einige haben Verwandte in Deutschland
Zwei der Frauen haben Verwandte in Deutschland, was die Reise vereinfachte, aber Katharina Renke, Übersetzerin und Mitarbeiterin im Info Point, sagt: „Wir sind jetzt ihre Familie am Info-Point. Sie haben außer uns hier niemanden.“
Die 21-Jährige Liubov, die in der Heimat Englischlehrerin war, berichtet, dass sie auf dem Weg zum Flüchtlingslager zufällig am Busbahnhof Neviges ausgestiegen sei und das Plakat mit ukrainischer Schrift gesehen habe.
Sprachschule mit Kinderbetreuung
„Mit dem Info Point hat alles angefangen“, sagt Gero Sinha von der IHLA. In den Räumen der WBS, einem Co-Work-Space, das Unternehmen für Konferenzen und Projekte mieten können, sind auch sie nun Untermieter. „Von hier aus steuern wir den gesamten Bereich Velbert“, sagt er über die Integrationsarbeit, die das Ausfüllen von Anträgen und Zusammenarbeit mit Jobcenter und Behörden umfasst. Irgendwann sei die Frage lautgeworden, wo man als ukrainischer Flüchtling eigentlich deutsch lernen könne. „Das müssen wir anbieten“, war die erste Reaktion der IHLA.
Zukunftspläne
Für die nähere Zukunft planen die vier Frauen erst einmal, den Sprachkurs erfolgreich abzuschließen und dann die zertifizierte Deutschprüfung B1 zu absolvieren. Dies sei für das Jobcenter Pflicht. Danach solle es auf Jobsuche gehen, berichten sie. In der Heimat hatten sie alle gut bezahlte Berufe, die sie wegen des Krieges aufgeben mussten. Ob sie hier in einer ähnlichen Anstellung wieder einsteigen können, ist ungewiss.
Eine der Frauen bekomme bald ihr Baby, weshalb sie sich erst einmal auf ihre Gesundheit und die des Kindes fokussieren wird. Ihre Mutter, die werdende Großmutter, konnte ihren Job als Gebärdenübersetzerin bei einem ukrainischen Nachrichtensender auch von Deutschland aus fortführen, worüber sie sehr glücklich ist.
Große Dankbarkeit
Allen Ukrainerinnen gefalle ihre neue Bleibe sowie die Stadt Velbert sehr. Vor allem die Ruhe, die Natur und die Freundlichkeit der Menschen schätzen sie. „Die sind begeistert“, meint Übersetzerin Renke und berichtet weiter, dass die Frauen positiv überrascht darüber seien, dass sie auf der Straße freundlich gegrüßt werden und dass man in Velbert-Langenberg so schön spazieren gehen könne. „Da beruhigt sich die Seele“, schwärmt Nataliia. Sie sei froh, sich nicht in einer großen Metropole zurechtfinden zu müssen.
Vor allem aber sind alle Frauen dem Team der IHLA dankbar. Besonders die psychologische Unterstützung sei wichtig, so Renke. „Sie sollen sich nicht allein fühlen.“ In den letzten Wochen seien sie alle wie Verwandte für sie geworden und tauschen sich auch privat aus.
>>>Dringend gesucht
Die IHLA sucht dringend männliche Umzugshelfer, Elektriker und Handwerker, die bei Umzügen mithelfen und z.B. Küchen anschließen können. Auch Transportmöglichkeiten für Möbel werden gebraucht, wie beispielsweise Kleintransporter oder Auto-Anhänger.
Um größere Sachspenden im Elektro- und Küchenbereich sind die Ukrainerinnen sehr dankbar: Wer gut erhaltene Ware hat, kann sich unter 0176 64377078 odersinha@ihla-verein.de melden.