Neviges. Rock-Songs wie „Smoke on the water“, gespielt an der Orgel in dem mächtigen Dom in Velbert-Neviges. Das ist spannend – und auch etwas riskant.

„Nothing Else Matters“, „Enter Sandman“ und „Smoke on the Water“. Alles Klassiker, die man an einem Ort wie diesem nicht unbedingt erahnen würde: dem Mariendom in Neviges. Zu einer abenteuerlichen musikalischen Reise, vorgetragen von Organist Markus Goecke, luden Abbé Ignace und seine zwei Mitbrüder Abbé Thomas und Abbé Phil am vergangenen Samstag ein: Rocksongs der 70er, 80er und 90er Jahre auf der Orgel – spannend. „Die Orgel wurde eigentlich gebaut für die Liturgie“, begrüßt er die Besucher. „Heute Nachmittag wollen wir uns aber treffen, um zu hören, was man mit dieser Orgel alles machen kann.“

Klangliche Freiheiten der Orgel

Organist Markus Goecke spielte auch ein Stück von Philip Glass aus dem Genre der Minimal Music.
Organist Markus Goecke spielte auch ein Stück von Philip Glass aus dem Genre der Minimal Music. © Funke Foto Services | Diplom Grafik-Designerin Alexandra Roth

Wuchtige Klänge erfüllen die riesige Betonkuppel: „We Will Rock You“ von Queen. Textlich viel passender zur Kirche ist da „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin. Die Orgel ermöglicht dem Musiker viel mehr klangliche und spielerische Freiheiten als zum Beispiel ein Klavier. So kommt der Rhythmus von „We Will Rock You“ ebenso zur Geltung wie das feine, eher leise und melodische Intro von „Stairway to Heaven“. Neben den Klassikern spielte Markus Goecke auch ein Stück von Philip Glass aus dem Genre der Minimal Music. Glass ist 1937 geboren und ein Wegbereiter dieses Musikstils innerhalb der Neuen Musik gewesen. Die Minimal Music lebt von ihrer – wie am Namen schon schwer zu erraten – minimalistischen Art.

Zarte Klänge mit großer Wirkung

Weitere Konzerte der „Kathedralklänge“

Organist Markus Goecke hat seine Interpretationen diverser Rock-Hits schon in vielen deutschen Städten gespielt. Das Konzert „Rock Classics“ fand im Rahmen der Konzertreihe „Kathedralklänge“ statt.In diesem Sommer sind bisher noch zwei weitere Konzerte der „Kathedralklänge“ geplant: Am 6. August ein Orgelkonzert mit Dr. Mattias Lotzmann und am 10. September eine weitere Folge der beliebten „Musikalischen Kirchenführung“. Dabei sind Theo Tilling (Texte), Elisabeth Tilling und Steffi Schmitz (Querflöte) und Ursula Klose (Orgel), Beginn der „Kathedralklänge“ ist jeweils 16.30 Uhr.Eine Kirchenführung mit musikalischem Intermezzi gibt es bereits am Sonntag, 12. Juni, 16 Uhr. Der Mariendom des weltberühmten Architekten Prof. Gottfried Böhm ist täglich geöffnet von 9 bis 17 Uhr.

Ein bekanntes zeitgenössisches Beispiel für dieses Musikgenre ist unter anderem der Soundtrack zum bekannten Film Interstellar. Phrasen und Themen, sogenannte Pattern wiederholen sich, entfalten durch kleinste Änderungen aber eine umso größere Wirkung, wodurch ein fast schon sphärischer Klang entsteht, der insbesondere getragen durch den Klang der Orgel und die Akustik im Mariendom großartig zur Geltung kommt. So grandios die Akustik im Dom für diese Art der Musik ist, so problematisch stellt sie sich hingegen für die Rock-Arrangements heraus. Durch den sich aus den baulichen Gegebenheiten ergebenen Hall, der zur klassischer Orgelmusik ja eigentlich dazugehört, gehen jedoch viele Details der neu bearbeiteten Rockklassiker verloren.

Ein spannendes Projekt

Klänge verwaschen ineinander und wirken ungewollt unpräzise. Ganze Melodielinien waren teils nicht sehr deutlich zu hören. Das ist auch einigen Besuchern aufgefallen, tut der Freude an der Musik aber kaum einen Abbruch. „Ich fand es spannend, besonders auch weltliche Musik in einem geistlichen Raum zu hören. Das ist so schon ungewohnt“, resümiert Thomas Isop-Sander im Anschluss an das Konzert. Er muss zugeben: „Ich bin auch schon ein Fan der Rockmusik.“ Fabian Robok ist derselben Meinung: „Nach der Deep Purple Bearbeitung war der Applaus verdienterweise am größten.“