Velbert. 21 Jahre alt ist Jacqueline Trick, die Vorsitzende des Capri-Teams Velbert. Ihr schwarzer Ford hingegen wurde bereits 1981 erstmals zugelassen.

Jacqueline Trick kann sich noch gut erinnern, als sie mit Sitzerhöhung auf der Rückbank im Ford Capri saß. Am Steuer: Papa Hans-Dieter, der den „Oldie“ mehr oder weniger zufällig von Bekannten erworben hatte. „Ich fand das damals schon super – auch wenn es hinten im Coupe ganz schön niedrig war“, sagt die heute 21-Jährige. Gemeinsam fuhr die Familie seit 2009 – mit Wohnwagen hintendran – auf Capritreffen in ganz Deutschland. „Von Ostfriesland bis Bayern war alles dabei“, erzählt Jacqueline Trick. 2012 ging es sogar bis nach Tschechien. Für sie war das „eine richtig tolle Zeit“. Sie lernte auf den Treffen immer wieder auch Gleichaltrige kennen. „Und die Atmosphäre bei den Treffen war immer locker-entspannt.“

Und so lag sie ihren Eltern während ihrer Teenager-Zeit auch immer in den Ohren: „Ich möchte auch einen Capri.“ Die Antwort: „Dann musst du auch etwas dafür tun.“ Und so schraubten Vater und Tochter Wochenende um Wochenende an einem zusätzlich gekauften Fahrzeug: 2011 entdeckt bei Ebay Kleinanzeigen, schwarz, Erstzulassung 1981. „Eine ziemliche Bastelbude“, sagt Jacqueline Trick. Der Vorbesitzer hatte vieles verändert – unter anderem war ein nicht passender 2,8-Liter-Motor mit einem 1,6-Liter Automatikgetriebe verbaut. Und der Erhaltungszustand war auch nicht gerade der beste. So hing das Getriebe nur noch an zwei von sechs Schrauben – und die waren auch noch locker. „Wenn ich damit einfach losgefahren wäre, hätte ich mich über kurz oder lang umgebracht.“

Außen schwarz – innen knallrot. Jacqueline Tricks Ford Capri fällt auf.
Außen schwarz – innen knallrot. Jacqueline Tricks Ford Capri fällt auf. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Nach und nach wurde die Bastelbude zum Traumauto

Bei den Restaurierungsarbeiten wurde das ein oder andere mal geflucht – und schon hatte das Auto seinen Namen weg: „Biest“. Nach und nach wurde das Auto aber wieder zum Traumauto – nun mit einem 2.0-Liter-Motor und einem Schaltgetriebe aus einem baugleichen „Spenderfahrzeug“. „Zum 18. Geburtstag habe ich ihn dann geschenkt bekommen“, sagt Jacqueline Trick. Das war 2018. Seither ist sie mit ihrem 101 PS starken „Biest“ regelmäßig auf Capri-Treffen.

Der Ford Capri 2.0 von Jacqueline Trick.
Der Ford Capri 2.0 von Jacqueline Trick. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Mit maximal 120 Stundenkilometern von Velbert nach Norwegen

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Höhepunkt war ein Capritreffen in Norwegen. „Wir sind mit drei Autos hochgefahren, via Dänemark, ohne Fähre, immer über Land oder Brücken“, erzählt sie. Und das alles mit maximal 120 Stundenkilometern. In Schweden machte die Gruppe zwei Wochen Urlaub, dann ging’s rüber nach Norwegen zum Treffen. „Die sind schon ziemlich krass drauf dort“, sagt sie. Für die Suche nach den schönsten Autos hat die Jury sich sogar Unterboden und Handschuhfach angeschaut – und auch die Sauberkeit des Kofferraums floss in die Bewertung ein. „Da gab’s für uns nichts zu holen“, sagt sie lachend. Aber das ist der jungen Capri-Fahrerin auch recht egal. Ihr geht es nicht um Pokale, sondern um das Miteinander, den Austausch, die Benzingespräche.

In diesem Jahr geht es zum Capri-Treffen nach Luxemburg

Jacqueline Trick, Vorsitzende des Capri-Teams Velbert.
Jacqueline Trick, Vorsitzende des Capri-Teams Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Deswegen hat sie 2017 auch das Capri-Team Velbert gegründet, das mittlerweile zwölf Mitglieder hat und dessen Vorsitzende sie ist. Regelmäßig finden offene Stammtische im Velberter Brauhaus an der Güterstraße statt. „Es ist jeder willkommen“, sagt Jacqueline Trick – „auch wer keinen Capri hat“. Die 21-Jährige freut sich, dass in diesem Jahr nach der Corona-Pause auch wieder größere Treffen stattfinden sollen. Fest geplant für dieses Jahr ist bereits Luxemburg.

Bis dahin soll auch „Biest“ wieder in Top-Form sein. „Es ist schon ein zeitintensives Hobby“, sagt Jacqueline Trick, „es geht halt immer wieder mal was kaputt.“ Dann greifen Vater und Tochter auch weiterhin gemeinsam zum Werkzeug. „Bei den schwierigeren Reparaturen assistiere ich eher, die einfacheren Dinge bekomme ich mittlerweile auch alleine hin“, sagt die Mediendesign-Studentin, die froh ist, dass ihr Freund Verständnis für ihr Hobby hat (neben Fotografieren, Gitarre spielen und Zeichnen) und auch gern mal auf dem Beifahrersitz Platz nimmt. „Ein absolutes No-Go wäre es, wenn mich ein Mann vor die Wahl ,Das Auto oder ich’ stellen würde“, lässt sie keinen Zweifel daran, dass sie sich in dem Fall für ihr „Biest“ mit der knallroten Innenausstattung entscheiden würde.

Jacqueline Trick ist erstaunte Blicke gewohnt

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Dass sie auffällt, wenn sie als junge Frau nicht mit ihrem Alltagsauto – einem Ford Fiesta –, sondern mit dem Capri unterwegs ist, ist Jacqueline Trick mittlerweile gewohnt. „Mal sind die Blicke verwundert, dass da eine junge Frau hinterm Steuer sitzt, mal anerkennend“, sagt sie. Kommt in Gesprächen das Thema auf ihr Auto, muss sie Gleichaltrigen meist ein Foto von ihrem Fahrzeug zeigen. „Die können mit dem Begriff Capri wenig anfangen“, sagt sie. Ältere haben meist eine Geschichte parat, dass sie selbst, ein Nachbar oder Freund auch mal einen Capri hatte. „Da entwickeln sich oft nette Gespräche“, sagt sie.

Die Velberterin möchte gern mit dem Capri bis zum Nordkap fahren

Einige To-dos stehen noch auf der Wunschliste der Velberterin: „Ich möchte sehr gerne einmal hoch bis zum Nordkap fahren und an Treffen in Spanien und England teilnehmen.“ Und „Zuwachs“ hat die Familie auch bekommen. Mit „Carla“ ist der dritte fahrtüchtige Capri „eingezogen“. An Mama Reginas Capri muss noch gearbeitet werden, bis er wieder fahrtüchtig ist. „Ich würde mir wünschen, dass mich das Biest noch viele, viele Jahre begleitet – am besten mein ganzes Leben lang“, sagt sie.

Mehr zum Capri-Team Velbert gibt es unter www.capriteam-velbert.de

>>> Der Ford Capri

Der Ford Capri ist ein Pkw-Modell des Automobilherstellers Ford.

Das Sportcoupé auf der Basis der zweiten Generation des britischen Ford Cortina wurde ab November 1968 bis Dezember 1986 in Deutschland und bis Oktober 1986 in Großbritannien gebaut.

Allein vom Capri III (1978 bis 1986) wurden fast 1,9 Millionen Exemplare gebaut.

Laut Kraftfahrtbundesamt waren 2021 noch rund 2000 Capris unterschiedlicher Baureihen und -jahre in Deutschland für den Straßenverkehr angemeldet.