Langenberg. Gemeinsam mit der Stadt und den Technischen Betrieben haben rund 160 Kinder und Jugendliche von drei Langenberger Schulen Setzlinge ausgebracht.

Fröhliches Stimmgewirr schallt durch den Wald am Sender, bunt gekleidete Kinder und Jugendliche wuseln über den Parkplatz unterhalb des Bismarckturms, knabbern an Gebäck oder trinken Apfelsaft.

Dazwischen, am Anfang des Wanderwegs, der hinab in den Ort führt, steht Dirk Lukrafka – Arbeitshose und Weste an, Handschuhe. Die Kinder löchern Velberts Bürgermeister, und der nimmt sich Zeit, antwortet geduldig.

Stadtförster erläutert Aktion

Stadtförster Peter Tunecke begleitete die Aktion von Stadt Velbert und Technischen Betrieben. Hier zeigt er im Sommer 2020, wie die Dürre den Bäumen auf dem Senderberg zugesetzt hat.
Stadtförster Peter Tunecke begleitete die Aktion von Stadt Velbert und Technischen Betrieben. Hier zeigt er im Sommer 2020, wie die Dürre den Bäumen auf dem Senderberg zugesetzt hat. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ein Stück den Weg hinab und einmal scharf links abgebogen, steht ein großer orangefarbener Lkw der Technischen Betriebe, davor Stadtförster Peter Tunecke. Auch er ist umringt von einer Horde Kinder – und erläutert mit lauter Stimme, was die Horde da überhaupt machen soll, so mitten im Wald.

Denn die Kinder haben auch eine Aufgabe, sind nicht nur zum Spaß den Berg zum Sender hinauf gewandert. Es gilt, Bäume zu pflanzen, 250 an der Zahl. „Es ist schön, dass so viele mitmachen“, sagt Dirk Lukrafka im Vorbeigehen, schnappt sich einen Setzling und schließt sich den Kindern an.

Bäume haben unter Dürre gelitten

Es wird etwas ruhiger an dem Lkw, die Kinder sind beschäftigt. Peter Tunecke hat nun etwas Zeit. Der Wald auf dem Senderberg habe unter den Dürrejahren stark gelitten, die Fichten sind kahl, an den Buchen platzt die Rinde ab, sind die Kronen verdorrt.

„Wir hoffen durch die Neuanpflanzungen mit künftigen Feuchtigkeitsregimen besser zurecht zu kommen“, sagt der Forstwirt. Heißt: Die neuen Bäume sollen mit den Folgen des Klimawandels besser umgehen können. Fünf verschiedene Arten habe er dazu mitgebracht.

Wald soll anpassungsfähiger werden

Roteiche und Buche zum Beispiel. Dazu Winterlinde – „für die Bienen“, ruft Mikkel aus der 4a der Grundschule Kuhstraße dazwischen –, Küstentanne und Esskastanie. „Wir wollen Nadelholz integrieren“, sagt Tunecke, daher die Küstentanne. Und die Esskastanie? „Durch den Kletterpark sind hier viele Kinder und Jugendliche im Wald“, sagt der Stadtförster. „Wenn die Kastanie anzieht, können hier in ein paar Jahren Maronen gesammelt werden.“

Insgesamt, so erläutert es Peter Tunecke, „wollen wir einen struktur- und artenreichen, ungleichaltrigen Mischwald anpflanzen“, der möglichst anpassungsfähig ist, um dem Klimawandel standzuhalten. „Ob wir dabei die richtige Intuition hatten, das wird sich erst in drei Generationen zeigen“, weist der Fachmann auf den langwierigen Prozess der Aufforstung hin.

Wassertablette für die Setzlinge

Schülerinnen und Schüler von drei Langenberger Schulen – hier Mädchen und Jungen von der Windrather Talschule – haben insgesamt rund 250 neue Bäume am Hordtberg gepflanzt.
Schülerinnen und Schüler von drei Langenberger Schulen – hier Mädchen und Jungen von der Windrather Talschule – haben insgesamt rund 250 neue Bäume am Hordtberg gepflanzt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Den Kindern ist das zumindest egal. Sie stehen brav in einer Reihe am Hang, Setzlinge in der Hand, und warten darauf, bis sie an der Reihe sind. „Die Löcher waren schon gebuddelt“, erläutert Maximilian wenig später. „Wir haben dann kleine Bäume bekommen und in das Loch gestellt.“

Auch eine Wassertablette musste in das Loch, „damit der Baum Wasser bekommt, wenn es nicht regnet“, sagt der Grundschüler von der Kuhstraße. „Dann noch Erde drauf, feststampfen, fertig“, strahlt er und läuft zurück zum Parkplatz.

Verpflegung für die Kinder und Jugendlichen

Da will auch Mitschüler Cooper hin, ergänzt aber noch schnell, warum das mit dem Bäumepflanzen so wichtig ist: „Weil viele Bäume verdorrt und kaputt sind. Deswegen pflanzen wir Neue.“ Dann flitzt auch er zum Parkplatz.

Denn dort, am Pavillon der Stadt, warten Susanne Susok – zuständig für das Jugendparlament – und Nora Weichelt (stv. Pressesprecherin der Stadt) auf die Kinder und verteilen Stärkungen: Die sind gestiftet worden – vom Hof Judt der Apfelsaft und von der Bäckerei Bär Berliner in der Form einer kleinen Schaufel.

Großes Interesse bei den Schülerinnen und Schülern

„Begonnen haben wir mit der Aktion 2019/2020“, sagt Bürgermeister Dirk Lukrafka, der auch eine kurze Pause einlegt. Kaffee gibt’s hier am Pavillon nämlich auch. Und eigentlich sollte die Aktion jedes Jahr stattfinden. Nur kam dann eben Corona.

„Und es ist auch jetzt immer noch schwierig“, räumt Dirk Lukrafka ein, „aber weil es jetzt die offiziellen Lockerungen gibt, haben wir wieder angefangen.“ Die Kinder und Jugendlichen – rund 160 sind es, von der Grundschule Kuhstraße, dem Gymnasium und der Talschule – seien gut vorbereitet, ist der Bürgermeister begeistert: „Das Interesse ist groß, und die wissen auch echt Bescheid.“ Etwa, welche Bäume überhaupt auf dem Senderberg stehen, und in welchem Zustand die sich befinden. „Auch vom Borkenkäfer haben die leider schon gehört.“

Freiwillig Müll gesammelt

Dieses Interesse gefällt auch Peter Tunecke, der in der Pflanzaktion auch einen pädagogischen Ansatz sieht: „Nur was ich kenne, das liebe ich“, sagt er. „Und nur was ich liebe, das schütze ich auch.“ Der Grundstein dafür könne gar nicht früh genug gelegt werden.

Dass der Ansatz funktioniert, zeigt sich auch direkt vor Ort: Ein paar der Kinder haben nämlich nicht nur Bäume gepflanzt – sondern auch Müll eingesammelt. Zwei ganze Säcke voll. „Ganz toll“, findet das der Stadtförster.

Schüler bekommen Fakten an die Hand

Mit im Wald war auch der städtische Klimaanpassungsmanager Thomas Geißler, der den Kindern und Jugendlichen weitere nützliche Fakten mit an die Hand gegeben hat.

Er erläuterte, dass der Wald nicht nur Heimat für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sei, sondern auch CO2 binde.

Außerdem „verbessern Wälder auch die Luftqualität und können ausgleichend auf das Klima wirken.“