Neviges. Karolina Strassmayer, eine Ausnahmemusikerin internationalen Ranges, spielt in Velbert. Ihre Leidenschaft zum Jazz entdeckte sie eher zufällig.

Die bekannte Altsaxophonistin Karolina Strassmayer liebt, was sie lebt und lebt, was sie liebt. Ihre Begeisterung für Musik und Jazz ist spürbar, in ihren Worten, wenn sie darüber spricht, und in ihrer Musik. Am Sonntag, 13. März, kommt die Ausnahmemusikerin, die sich eine ausgezeichnete Reputation in der New Yorker Jazzszene erspielte, in die Vorburg Schloss Hardenberg. Das Konzert, veranstaltet von den Velberter Kulturlöwen, beginnt um 18 Uhr. Das Publikum darf sich auf einen ganz besonderen Abend freuen. Zusammen mit ihrer Band „Klaro“ – drei weitere hochkarätige Musiker – stellt Karolina Strassmayer die neue CD „Freescapes“ vor. Die Entdeckung, dass Jazz ihre Leidenschaft ist, hat sie als Jugendliche einer „Verkettung von Zufällen“ zu verdanken..

Schlüsselerlebnis mit 16 Jahren

Herausragend am Schlagzeug: Drori Mondlak,  Ehemann von Karolina Strassmayer gehört auch zur Band „Klaro“.
Herausragend am Schlagzeug: Drori Mondlak, Ehemann von Karolina Strassmayer gehört auch zur Band „Klaro“. © Helge Strauss

Die gebürtige Österreicherin, aus einer musikalischen Familie in der Steiermark stammend, war als Kind im Mädchenchor, spielte Querflöte und lernte Klavier. Sie kannte klassische Musik und Volksmusik und, wie so viele andere Teenager auch, fand man sie mit 14 vorzugsweise im Pferdestall oder in der Disco wieder, wie sie selbst erzählt. Dann mit 16 Jahren ein Schlüsselerlebnis: Sie musste im Alltag recht weit pendeln, um in die Handelsakademie zu gehen. Um halb sechs war sie bereits am Bahnhof, mit dabei: ihr Walkman. Eine Schulfreundin gesellte sich mit einer Tüte voller Kassetten zu ihr, die sie ihr gab. Die junge Karolina Strassmayer saß eineinhalb Stunden im Zug und drückte „play“.

Fasziniert von Miles Davis

Es gibt noch Karten

Karolina Strassmayer lebt aktuell mit ihrem Mann Drori Mondlak in Köln. Sie ist Frühaufsteherin und macht täglich Musik, auch schon morgens. Von Lesern des amerikanischen Jazzmagazins Downbeat wurde Karolina Strassmayer mehrmals zu den fünf weltweit besten Altsaxophonisten gewählt.

Karten für das Konzert am Sonntag, 13. März, 18 Uhr, in der Vorburg Schloss Hardenberg kosten 15 Euro, ermäßigt sechs Euro. Erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen, in Neviges ist das die Weinhandlung Stellwag, Elberfelder Straße 42. Tickets im Netz gibt’s auf www.neanderticket.de oder auf www.kulturloewen.de/veranstaltungen.

Sie vernahm Klänge, die sie nicht einordnen konnte. Nichts kannte sie. Was waren das für Instrumente? Sie hörte erstmalig von Miles Davis „Kind of blue“, seine berühmteste Jazzplatte. „Diese Kraft und Wahrhaftigkeit hat mich elektrisiert und ich wusste, das muss ich auch machen,“ erzählt die Musikerin. Ihr Großvater war Kapellmeister eines Amateurorchesters. Also bat sie ihn, es sich mal anzuhören. „Ich glaub das ist Jazz,“ ließ er verlauten. Das Altsaxophon wurde von Julian Cannonball Adderley gespielt, ein bekannter amerikanischer Altsaxophonist. Innerhalb von wenigen Monaten wusste sie: „Das wird es“.

Von Mitterndorf nach New York

Ganz in ihrer Nähe fand sie einen Lehrer, der sie unterrichtete. Jazzsaxophon. Später ging sie zur Musikhochschule, studierte in Graz. Das Stipendium in der Tasche machte den Weg frei nach New York. Aus einer ländlichen Gegend stammend, aus Mitterndorf in der Steiermark, lebte sie 15 Jahre im Kessel dieser aufregenden Millionenstadt. Der Aufenthalt war ursprünglich kürzer geplant, aber diese Zeit formte, prägte und bestätigte sie. Es bedurfte Mut, Ausdauer und Kraft. „Ich will das,“ wusste Karolina Strassmayer.

Musik voller Kraft und Ästhetik

Unter Gleichgesinnten lernte die junge Künstlerin viel. „Ich liebe Melodien, eine lyrische Atmosphäre und will mit meiner Musik etwas Schönes schaffen und geben,“ erläutert die Altsaxophonistin. So würde sie Menschen bewegen wollen. Das gemeinsame Erlebnis zwischen Musikern und Publikum sei auch mal wild, aber immer voller Ästhetik. „Ich bin präsent, gehe voll darin auf, mit ganzem Herzen und ganzer Kraft,“ fährt sie fort. Und das spüre das Publikum, die Lebendigkeit, die in der Musik rüberkommt.

Erste Professorin für Jazz

Ihren Mann Drori Mondlak, ein herausragender Jazz-Schlagzeuger, lernte Karolina Strassmayer in New York kennen, gemeinsam mit ihm und dem Pianisten Billy Test sowie mit dem Bassisten Jos Machtel verwirklichen sie aktuell als „Klaro“ eigene Projekte. Zudem unterrichtet sie als Professorin an der Folkwang Universität der Künste in Essen Jazzsaxophon. Aktuell baut sie ein Mentorinnenprogramm für Jazz-Musikerinnen auf. Lebte sie doch, als erste Frau der WDR-Big Band und erste Jazz-Professorin, ein Pionier-Dasein. „Ich möchte meine Erfahrungen mit der nächsten Generation von Musikerinnen teilen und Frauen ‘empowern’, also bestärken“, begeistert sich die 51-Ausnahmemusikerin, die zurzeit in der WDR-Big Band ein Sabbatjahr macht. Die neue CD „Freescapes“, die sie mit ihrer Band „Klaro“ vorstellt, sei eine Suite mit freien Improvisationen gemischt mit Kompositionen. Was das Publikum erwartet? Lebendige Jazzmusik, voll schöner Melodien und spannenden Improvisationen, die von Herzen kommen.