Velbert. Auch in Apotheken darf nun gegen das Corona-Virus geimpft werden. Wir haben Velberter Apothekerinnen und Apotheker gefragt, ob sie impfen werden.
Einmal Nasenspray, eine Packung Kopfschmerztabletten – ach ja: Und noch eine Corona-Impfung, bitte. So soll es nach dem Wunsch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) möglichst bald in Apotheken zugehen. Um die Impfquote mit vielen niedrigschwelligen Impfangeboten zu steigern, dürfen nach einer Änderung der Impfverordnung und Absolvieren einer entsprechenden Schulung auch Apothekerinnen und Apotheker impfen – zunächst befristet für ein Jahr.
Während laut einer Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände rund 50 Prozent der Apotheken bereit dazu sind, herrscht in Velbert noch Zurückhaltung.
Fehlende Räume und zu wenig Personal
Apotheker Oliver Sailer von der Eichendorff-Apotheke zeigt im Gespräch gleich mehrere Hürden auf, die ihn abhalten: „Ein Problem sind die Räumlichkeiten. Wo soll ich die Geimpften hinsetzen?“ Ein anderes Problem: fehlendes Personal: „Woher soll ich entsprechende Mitarbeiter herzaubern?“ Schon jetzt schaffe man es in Spitzenzeiten kaum, die vor der Apotheke wartenden Kunden zeitnah zu bedienen. Und noch ein Problem sieht der Apotheker: „Was mache ich, wenn eine Person einen allergischen, anaphylaktischen Schock erleidet. Wir sind nun mal keine Ärzte.“ Er habe lange mit seinem Team über das Thema diskutiert und finde es auch grundsätzlich interessant – „aber im Moment kommt es für mich nicht in Frage“, so Sailer.
Impfen in Apotheken
Bereits jetzt gibt es laut Apothekerverbänden in NRW rund 1.400 Apothekerinnen und Apotheker, die aufgrund von früheren Grippe-Impfungen die entsprechende Berechtigung haben. Das Ziel ist, dass möglichst bald 4000 NRW-Apothekerinnen und Apotheker impfberechtigt sind. Derzeit stattfindende Schulungen – wie am vergangenen Wochenende – sind ausgebucht. Die Schulungen beinhalten einen Theorie- und einen Praxisteil. Vergütet werden die Impfungen für Apotheker wie bei Ärzten: An Wochentagen mit 28 Euro je Impfung, am Wochenende und an Feiertagen mit 36 Euro.
Ein weiteres Problem: Impfungen der Mitarbeitenden
Dr. Thomas Jöllenbeck von der Medico-Apotheke hat sich ebenfalls intensiv mit dem Thema beschäftigt, sogar schon an zwei Seminaren teilgenommen. Dennoch wird es auch in seiner Apotheke vorerst keine Impfungen geben. „Wenn ich es machen möchte, müssen alle im Betrieb eine Masernschutz-, eine Hepatitis- und eine Coronaimpfung haben“, so Jöllenbeck. Das betreffe auch Mitarbeitende, die mit der Impfung selbst nichts zu tun hätten, nicht im Kundenkontakt sind. Bei der Hepatitis-Impfung dauere es sechs Monate, bis der Impfschutz nach der dritten Spritze vorhanden sei. Und da die Regelung, dass in den Apotheken geimpft werden darf, zunächst auf ein Jahr befristet sei, stelle ich mir schon die Frage, ob sich dann der Aufwand lohnt, wenn wir erst im Sommer starten könnten.“ Er sagt aber auch: „Die Bereitschaft, es umzusetzen, ist schon da.“ Aber die Rahmenbedingungen müssen für ihn halt passen.
Velberter Apotheker will keine Konkurrenz zu Ärzten
Für Dr. Jochen Pfeifer von der Adler Apotheke gibt es noch zu viele Unklarheiten: So sei beispielsweise noch nicht klar, wie abgerechnet werde und wo der Impfstoff herkomme. Ihm ist wichtig, dass das Impfen in enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten erfolge. „Es sollte keine Konkurrenzsituation geschaffen werden und es darf nicht dazu kommen, dass der eine dem anderen den Impfstoff wegnimmt.“ Pfeifer könnte – sollten sich die offenen Fragen klären – zeitnah starten, da er einen approbierten Kollegen hat, der auch an der Schulung teilgenommen hat. Aber konkret sei das noch nicht geplant.
Definitiv nicht impfen wird man in der Birther Apotheke, „da wir nicht über die entsprechenden Räume – Impfraum mit Anmelde- und Wartebereich – verfügen“, teilt Inhaberin Katja Kok mit.
Die anderen Velberter Apotheken haben auf eine entsprechende Anfrage der WAZ nicht geantwortet.