Neviges. Eine Jury hat die Firma Mühlhause in Velbert-Neviges als besonders familienfreundlichen Betrieb ausgezeichnet. Die Belegschaft sieht das auch so.
Das Unternehmen Mühlhause ist auf Erfolgskurs: Seit der Gründung vor 32 Jahren expandiert der Familienbetrieb, der für alle möglichen Branchen Stanzteile und Baugruppen verschiedenster Art anfertigt. Allein in Tönisheide stehen mittlerweile vier Produktionshallen, dazu kommt als zweiter Standort die Langenberger Straße mit drei Hallen und das eigene Logistikzentrum Am Lindenkamp. Ein gutes Betriebsklima, geprägt von Menschlichkeit und gegenseitigem Respekt, sei ihnen schon immer sehr wichtig gewesen, sagt Geschäftsführer Dirk Mühlhause. Und daher freuen sich hier alle über die jüngste Auszeichnung: Die Initiative „Competentia NRW“ – eine Kooperation der EU und des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung – hat die Mühlhause GmbH als besonders familienfreundlichen Betrieb mit guter Unternehmenskultur ausgezeichnet.
Jury inspizierte den Betrieb
Vertreten an drei Standorten
Das Familienunternehmen Mühlhause hat zwei Produktions-Standorte in Tönisheide und in Velbert-Mitte an der Langenberger Straße. Dazu kommt ein Logistik-Zentrum Am Lindenkamp.
Rund 150 Vollzeitkräfte fertigen in drei Schichten etwa 1000 verschiedene Artikel. Trotz Kurzarbeit, bedingt durch die Corona-Krise, bekam die Belegschaft volles Weihnachtsgeld.
Die Förderung weiblicher Fachkräfte und auch Führungskräfte, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, generell eine attraktive Unternehmenskultur: Auf all das achtete die Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der regionalen Wirtschaft, bei ihrer tagelangen Inspektion des Betriebs. Das positive Ergebnis der Juroren bestätigt auch Dagmar Struck, die mit Fingerspitzengefühl und Kompetenz in einem besonders sensiblen Bereich arbeitet, wie Geschäftsführer Dirk Mühlhause erläutert.
Vorgesetzte sind stets ansprechbar
„Die Disposition ist die Schnittstelle zwischen Kunden, Unternehmen und Produktion. Aufträge kommen rein, Mails kommen an, manchmal sind die Leute ungeduldig. Hier muss man Stress aushalten können. Frauen sind da belastbarer und können auch besser mehrere Dinge gleichzeitig tun“, so der Chef. Seit zehn Jahren hält hier Dagmar Struck (45) die Fäden fest in der Hand, sie möchte im Leben keinen anderen Arbeitgeber haben: „Wir sind ein gutes Team. Und wenn man mal etwas auf dem Herzen hat, dann kann man entweder den Vorgesetzten oder direkt die Geschäftsleitung ansprechen.“ Zu ihren Füßen schläft Hund „Bria“, dass sie ihn mit ins Büro nehmen dürfe, sei auch eine große Erleichterung.
Die Stimmung ist heiter und gelassen
Erst seit knapp acht Monaten ist Kollegin Nadine Feller in der Disposition mit an Bord, auch sie will nicht mehr weg. „Ich hab ja erst eine Betriebsversammlung hier mitgemacht, aber so etwas habe ich vorher noch nie erlebt. Man wird hier wirklich wertgeschätzt, ist nicht nur eine Nummer. Alles ist sehr persönlich und das Betriebsklima ist super.“ Draußen im Kleinpresswerk ist eine ruhige Hand gefragt: In vier Arbeitsgängen baut Emma Becker kleine Zahnräder zusammen, legt Mini-Federchen ein. Als sie Dirk Mühlhause und Sohn Marvin beim Rundgang entdeckt – der Industriekaufmann ist in die Firma eingestiegen – geht ein Strahlen über das Gesicht der 63-Jährigen. Ob im Großpresswerk, dort steht einer der imposanten 700 000 Euro teuren Stanzautomaten, oder eben hier in der Abteilung für Kleinteile: Die Stimmung ist bei aller Betriebsamkeit entspannt, heiter und gelassen.
Flexible Arbeitszeiten
Das Zertifikat ist für Geschäftsführer Dirk Mühlhause eine schöne Bestätigung und auch Ansporn zugleich. „Wir müssen auch für Frauen interessanter werden.“ Flexible Arbeitszeiten, Teilzeit, persönliche Absprachen, welches Modell am besten zur familiären Situation passe – diese Themen seien manchmal anstrengend, „aber dem muss man sich stellen“. Zur Unternehmenskultur gehöre auch das Prinzip: „Die Geschäftsleitung steht nicht oben, sondern mitten drin.“ Damit die Belegschaft besser untereinander kommunizieren kann, gibt es eine eigene Mitarbeiter-App. „Da kann jeder sagen, was gut oder schlecht ist.“
Brüder zogen an einem Strang
Ein gutes Miteinander war auch den beiden Brüdern Dirk und Heiko Mühlhause wichtig, die 1989 den Betrieb nach dem plötzlichen Tod des Vaters gemeinsam übernahmen und neu strukturierten. „Wir sind damals direkt von der Ausbildung in die Selbstständigkeit geschoben worden“, erinnert sich Dirk Mühlhause, „mein Bruder als Elektroniker, ich als Industriekaufmann.“ Und ja, so der 54-Jährige auf Nachfrage, er sei schon stolz darauf, „dass in jedem BMW oder Mercedes irgend ein Teil von uns steckt“. Nach 30 Jahren, in denen es nie Streit zwischen ihnen gegeben habe, zog sich Bruder Heiko unlängst aus dem Unternehmen zurück, seitdem ist Frank von Endt als Geschäftsführer für Personalfragen zuständig.
Die weitere Nachfolge scheint in trockenen Tüchern: Sohn Marvin (30) fühlt sich bereits in der Firma wohl, der jüngere Sohn Christopher (21) steckt noch im BWL-Studium. Auf das Nachrücken der Söhne habe er nie bestanden, betont Dirk Mühlhause, der bei seiner Firma nicht von einem „Lebenswerk“ sprechen möchte: „Wir haben uns die Zahlen angeschaut, ich hab den Jungs das in schwarzen Tönen beschrieben, hab auch gesagt: Wenn nicht, dann nicht.“ Dass die Familientradition weiter bestehen wird, freut den 54-Jährigen umso mehr. „Hat alles nichts genutzt, sie haben beide Ja gesagt.“