Velbert. Velbert hat zum dritten Mal den Heimatpreis verliehen. Warum der ersten Platz an ein Projekt einer Recherchegruppe und der Gesamtschule ging.
Das Kooperationsprojekt „41 Leben“ der Recherchegruppe Zeitlos und der Gesamtschule Velbert hat den ersten Platz beim Heimatpreis des Stadt Velbert errungen. Damit verbunden ist ein Preisgeld von 2500 Euro. Auf den zweiten Platz kam der Verein Kunsthaus Langenberg (1500 Euro) und der dritte Rang geht an die Tafel Niederberg (1000 Euro). Während einer kleinen Feierstunde wurden die Preise jetzt im Rathaus überreicht.
Um das Miteinander kümmern
„Diesmal gingen die Preise an Menschen und Vereinigungen, die sich für das Miteinander der Menschen in unserer Stadt einsetzen. Denn die Menschen machen diese Stadt aus“, erläuterte Bürgermeister Dirk Lukrafka die Entscheidung der Jury. Sie setzte sich aus den Vorsitzenden der Fraktionen im Stadtrat und dem Bürgermeister zusammen. Insgesamt waren 20 Bewerbungen für den Heimatpreis eingegangen, der vom NRW-Heimatministerium gefördert wird.
41 Stolpersteine verlegt
Im Rahmen des Projektes „41 Leben“ erarbeiteten die drei Ehrenamtlichen von Zeitlos, Tobias Glittenberg, Christina Wißgott sowie Dr. Christian Wagner, gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Mitte die Biografien der Menschen, die hinter den 41 bisher in Velbert verlegten Stolpersteinen stehen. „Das Besondere an Ihrem Projekt ist, dass sie über die Beschäftigung mit der Vergangenheit in der Gegenwart bis in die Zukunft wirken. Durch die Zusammenarbeit mit jungen Menschen ist ihr Engagement besonders nachhaltig“, so Bürgermeister Lukrafka bei der Übergabe des Preises. Die Gesamtschule, so lobte Lukrafka, engagiert sich schon seit vielen Jahren gegen Antisemitismus. Eine AG fährt regelmäßig in das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz, Schüler reinigen in regelmäßigen Abständen die in der Stadt verlegten Stolpersteine.
Lücke in Stadtgeschichte geschlossen
Mit diesem Projekt würde nun eine Lücke in der Stadtgeschichte geschlossen, betonte Lukrafka. Tobias Glittenberg und Christina Wißgott stellten ihr Projekt vor, zeigten eindrücklich Fotos der Menschen, die von den Nazis ermordet wurden und an die nun mit den Messing-Steinen vor ihrem letzten Wohnort erinnert wird – 27 in Mitte, acht in Neviges und sechs in Langenberg. Es waren Bilder von Menschen wie Du und ich, Familienszenen, Klassenfotos oder auch Abbildungen von Soldaten. In Kleingruppen hatten die Schüler und Schülerinnen jeweils zu einer Familie geforscht. Die Biografien sollen demnächst auf der Homepage der Gesamtschule veröffentlicht werden.
Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt
Mit dem zweite Platz wurde der Verein Kunsthaus Langenberg e.V. ausgezeichnet. Der Verein sei durch das Projekt Alldiekunst über die Stadtgrenzen hinaus für sein breites Angebot an Kunst und Kultur, aber auch als generationenübergreifender Treffpunkt bekannt. „Der Verein ist ein wichtiger Mitstreiter für das kulturelle Leben in der Stadt. Und das alles im Ehrenamt“, lobte der Bürgermeister. Achim Peters, erster Vorsitzender des Vereins, hob in seiner Dankesrede vor allem die Unterstützung der Bevölkerung während der Corona-Krise hervor. „Eine neu aufgelegte Kunsthausaktie fand guten Absatz und hat uns durch das Corona-Jahr geholfen in dem kulturell nur wenig stattfinden konnte“, so Peters. Dennoch kamen tausende Menschen in den letzten Monaten in das Kunsthaus, weil der Verein seine Räume für das Langenberger Corona-Testzentrum geöffnet hatte.
Bedürftige versorgt
Über den dritten Platz freut sich die Tafel Niederberg, die im kommenden Jahr ihren 20. Geburtstag feiert – in ihrem neuen Domizil an der Mettmanner Straße. Die Tafel versorgt mit mittlerweile 166 Ehrenamtlern wöchentlich 700 Haushalte von Bedürftigen in Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath mit Lebensmitteln, die der Handel sonst entsorgt hätte.
>>> Die Stolpersteine
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig , das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, so genannten Stolpersteinen, vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort, soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Inzwischen liegen Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands und in einundzwanzig Ländern Europas. Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen.