Langenberg. „Berlin kann jeder, Velbert muss man wollen“ – so lautete der Titel eines Theaterstücks mit einem unkonventionellen Ansatz. Das begeisterte.

„Welcome To Fabulous Velbert“ prangt auf der großen Leinwand, mittig über der Bühne im Bürgerhaus Langenberg. Die Burghofbühne Dinslaken war zu Gast und die sechs Schauspieler haben ein neues Programm – mal etwas ganz anderes. Mit „Berlin kann jeder... (...)* muss man wollen!“ tourt das Ensemble durch verschiedene Klein- und Mittelstädte. Immer auf der Suche nach Fragen wie: Wie lebt es sich hier? Was fühlen und denken, träumen und essen die Menschen vor Ort? (Bei uns wohl Reibekuchen auf Schwarzbrot mit Zuckerrübensirup.) Und wonach sehnt man sich, wenn man weg ist?

Die „Große Kleinstadt-Show“ kam nun erstmalig nach Velbert und zeigte viele kreative Seiten. So wurde erzählt, gesungen und vorab befragte Velberter zitiert: „Velbert ist schon eher provinziell.“ Oder: „Nachbarschaft, einer ist für den anderen da, das ist für mich Kleinstadt.“

Lokale Künstler treten auf

Auf die Bühne durften aber auch lokale Künstler und Persönlichkeiten: Die junge Singer/Songwriterin Madita Badura machte mit „Ich lieb dich nicht mehr“ den Auftakt – und verzauberte das Publikum. Mit Ukulele statt Gitarre. 2019 gewann sie den Live-Musik-Contest „Neanderland Tunes“.

Verwaltung gegen Bürgerin: Wer kennt die eigene Stadt besser? Dezernent Jörg Ostermann verlor knapp gegen Zuschauerin Andrea, weil sie bei der Stichfrage schneller den Buzzer gedrückt hat.
Verwaltung gegen Bürgerin: Wer kennt die eigene Stadt besser? Dezernent Jörg Ostermann verlor knapp gegen Zuschauerin Andrea, weil sie bei der Stichfrage schneller den Buzzer gedrückt hat. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Hat Velbert auch eine dunkle Seite? Kuriositäten, Lügen, Sagen, Legenden,“ fragte Markus Penne in seiner Rolle als Moderator der Show. Eines lüftete das Ensemble dann – warum heißt die Eulenbachbrücke im Volksmund Saubrücke? Lara Christine Pelzer, Jan Exner und Matthias Guggenberger – drei weitere Ensemblemitglieder – mussten auf Zeit raten. Und lagen durch die Bank falsch. Der Spitzname kommt vom „Hof in der Sau“, wobei Sau für „Sumpf“ steht.

Dezernent stellt sich Stadt-Quiz

Die zweite Dame des Ensembles, Norhild Reinecke, tauchte immer wieder als Videoeinblendung auf, befand sie sich doch zunächst am „falschen“ Bürgerhaus in Velbert Mitte. Dann gab’s wieder Lokalkolorit: Dezernent Jörg Ostermann spielte gegen Zuschauerin Andrea das Quiz „Wie gut kennen Sie Ihre Stadt“. „Was ist das wichtigste Event?“ Parkfest, Martinsmarkt die Antworten. Das Weinfest wär’s gewesen. Der schönste Ort? Genau, der Herminghauspark. Wichtigste Persönlichkeit? Der verstorbene Bürgermeister Heinz Schemken.

Madita Badura hat 2019 den Wettbewerb „Neanderland Tunes“ gewonnen. Als „Show-Act“ durfte sie ihren Gewinnersong von damals aufführen. Sehr gelungen, fand das Publikum.
Madita Badura hat 2019 den Wettbewerb „Neanderland Tunes“ gewonnen. Als „Show-Act“ durfte sie ihren Gewinnersong von damals aufführen. Sehr gelungen, fand das Publikum. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zwischen Video-Einspielern zum Thema „Mieten, kaufen, wohnen“ trat spektakulär kostümiert ein Teil von Spectaculum auf und präsentierte eine Szene aus dem Musical „Wicked“. Die Schauspieler der Burghofbühne singen ebenfalls, besonders eindrucksvoll Lara Christine Pelzer mit „Kleinstadtsymphonie“ von Sarah Connor.

Musikschule präsentiert Lockdown-Video

Auch das Lied „Velbert im Herzen“ der Velberter Musik- und Kunstschule wird präsentiert. „Mitten im Grünen im Bergischen Land,“ trällert man auf Youtube – eingespielt während des ersten Corona-Lockdowns. „Ein Dokument der Zeitgeschichte“, sagt Moderator Markus Penne.

Markus Penne aus dem Ensemble der Burghofbühne spielte nicht nur den Moderator. Bei so vielen Gastauftritten war immer wieder sein Improvisationstalent gefragt.
Markus Penne aus dem Ensemble der Burghofbühne spielte nicht nur den Moderator. Bei so vielen Gastauftritten war immer wieder sein Improvisationstalent gefragt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dann noch einmal Velberter Stimmen: „Pro und Contra deiner Stadt?“ Die Bürger finden das Schloss- und Beschlägemuseum schön. Aber „wenn nach zehn Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden, kommt man nicht mehr nach Hause“.

Zuschauern gefällt das Konzept

Zuletzt ist WAZ-Redakteur Sascha Döring an der Reihe. Sein Fazit? „Hammer Show, hätte aber auf jeden Fall noch mehr Publikum verdient.“ Auch das Publikum war begeistert. Paulina Kleinschmidt findet: „Es hat mir sehr gut gefallen, tolles Konzept. Das habe ich zuvor noch nie gesehen.“ Am besten gefiel ihr die Einbeziehung des Publikums. Und Christian Petri ergänzt: „Die Einbindung von Publikum und Show-Acts finde ich auch schön.“

Zuschauer Marco Baumann gefiel ebenfalls das „außergewöhnliche, innovative Konzept, was man nicht alle Tage sieht.“ Besonders interessant fand er die vielen verschiedenen Beiträge und die Vorstellung der Künstler aus der Region.

Die Burghofbühne Dinslaken

Dramaturgin Verena Caspers findet: „Die Recherchen im Vorfeld sind viel Arbeit, aber es macht total viel Spaß.“ Dadurch würde ein ganz anderer Bezug zu den Gastspielorten hergestellt werden. Die Premiere war im Sommer 2021 in Dinslaken.

Die Burghofbühne ist ein Wandertheater ohne eigenes Bühnenhaus. Dieses Jahr feierte das Ensemble 70-jähriges Bestehen. Weitere Infos auf www.burghofbuehne-dinslaken.de.