Velbert. Der Kreißsaal des Helios Klinikum Niederberg in Velbert nimmt derzeit keine Frauen für eine Entbindung auf. Was die Gründe für die Maßnahme sind.

Das Helios Klinikum Niederberg hat erneut für 48 Stunden den Kreißsaal in der Frauenklinik geschlossen – von Mittwoch (20. Oktober) , 6 Uhr, bis Freitagmorgen (22. Oktober), 6 Uhr. Dann sollen dort keine Entbindungen stattfinden.

Nach Auskunft von Krankenhaus-Sprecherin Nadine Formicola sah sich das Klinikum zu dieser drastischen Maßnahme gezwungen, weil es bei den Hebammen – 18 gibt es im Velberter Klinikum – einen besonderen Personalengpass gibt. „Dies liegt daran, dass vier unserer Hebammen selbst schwanger sind, andere haben sich krank gemeldet, und zudem sind wegen der Herbstferien einige Kolleginnen im Urlaub“, erklärte Formicola auf Anfrage der WAZ.

Keine Hebammen zu bekommen

Ersatz zu finden sei nicht leicht, es gebe auf dem Arbeitsmarkt keine freien Hebammen und andere Kliniken des Konzerns hätten auch keine Überkapazitäten, so dass diese auch keine Hebammen nach Velbert „ausleihen“ könnten.

„Helfen bei der Kliniksuche“

Das Helios Klinikum Niederberg betont aber, dass man Frauen, die kurz vor der Entbindung stünden, nicht „im Regen stehen lasse“. „Sie können sich bei uns melden. Wir werden dann helfen, dass sie eine Klinik finden, in der sie entbinden können“, erklärte Formicola. Das erspare den Frauen mehrere Kliniken in der Umgebung zu kontaktieren. „Schließlich haben wir auch Kontakt zu anderen Kliniken und es ist immer etwas anderes, wenn das Gespräch von Krankenhaus zu Krankenhaus läuft als von der Frau zur Klinik“, sagte Formicola. Eine generelle Empfehlung, auf welche Klinik die Frauen ausweichen sollten, will Helios nicht geben. In den einzelnen Kliniken verändere sich die Lage von Tag zu Tag.

Das Helios Klinikum macht den Kreißsaal für zwei Tage dicht.
Das Helios Klinikum macht den Kreißsaal für zwei Tage dicht. © Helios Klinikum Niederberg | Michael Mutzberg

Hilfe in einer Notlage

Wenn eine Frau in einer Notlage ins Klinikum komme – wenn die Geburt beispielsweise schon weit fortgeschritten sei –, dann würden sie auch im Velberter Krankenhaus versorgt. Die hebammengeleitete Wöchnerinnenstation sei von der Schließung nicht betroffen. „Hier sind teils auch Hebammen tätig, die keine Geburten mehr begleiten“, so Formicola.

Schon Ende August

Erst Ende August musste das Klinikum Niederberg schwangere Frauen abweisen. Auch damals war Hebammenmangel der Grund dafür, „eine erhöhte Anzahl an Schwangerschaften unter den Hebammen selbst“ sowie durch „kurzfristige Ausfälle, die zudem in die Urlaubszeit fallen“ verschärft, so Pressesprecherin Janina Decker damals.

So früh wie möglich

Aufgrund des Hebammenmangels sollten Schwangere so früh wie möglich Geburtshelferinnen kontaktieren.

Der Kreis Mettmann listet auf seiner Website alle Hebammen, die eine Betreuung für Velbert und Umgebung anbieten.

Verbände warnen seit Jahren

Der Deutsche Hebammenverband und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe warnen bereits seit Jahren vor dem Mangel an Hebammen. Eine Studie der Uni Bochum, für die über 1900 Hebammen befragt wurden, kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass „die Hebammen sowohl im klinischen als auch im ambulanten Bereich absolut an die Grenzen ihrer Versorgungskapazitäten stoßen“. Denn auch für die Nachsorge ist es schwierig eine Hebamme zu finden.

Dabei ist das Interesse an dem Beruf weiterhin hoch. An der Universität Bochum gingen für das Wintersemester 2020/21 über 600 Bewerbungen für den Studiengang Hebammenwissenschaften ein. Nur 56 Studierende mangels genügender Plätze wurden angenommen.