Langenberg. Dieter Veith gehörte vor 65 Jahren zu den Gründungsmitgliedern de Rollerfreunde Langenberg. Noch heute treffen sich die Mitglieder regelmäßig.
Aufgereiht wie auf der Perlenschnur stehen sie, die Teilnehmer an der Geschicklichkeitsfahrt der Langenberger Rollerfreunde. Fröhlich lachen die jungen Männer für die Kamera. Das Zeitungsfoto in Schwarz-Weiß liegt auf dem Wohnzimmertisch von Dieter Veith, entstanden ist es zum Ende des Winterhalbjahres 1957/58.
„Uns gibt es immer noch“, sagt Dieter Veith, der vielen Langenbergerinnen und Langenbergern auch unter seinem Spitznamen „Pille“ bekannt ist. Dazu später mehr. Denn vor 65 Jahren gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Rollerfreunde. Und er blickt zurück.
Einfach selbst einen Verein gegründet
„Hier in Langenberg hat damals die Firma Bachmann NSU-Roller verkauft“, erzählt der 84-Jährige. Auch einen Verein gab es passend dazu. „Wir hatten damals Vespas und wollten mitmachen.“ Doch das ging nicht. „Der Verein war nur für NSU-Fahrer“, sagt Dieter Veith.
Also setzte er sich mit vier anderen in das Bürgerstübchen im Bürgerhaus und gründete kurzerhand einen eigenen Verein. „Zu Spitzenzeiten hatten wir um die 40 Mitglieder“, erzählt Veith. „Und zu der Zeit waren wir natürlich die Größten“, er lacht herzhaft.
Autos konnte sich keiner leisten
Wieso? „Ganz einfach“, sagt er und ein verschmitztes Grinsen stiehlt sich in sein Gesicht. „Wenn Du einen Roller hattest, hattest Du auch ein Mädchen.“ Autos habe sich in den 1950er Jahren „von uns jungen Leuten doch keiner leisten können.“
Nach Gründung des Vereins ging es dann los: Die Rollerfreunde maßen sich in „sportlich-fairem Wettkampf“ – so hieß es in dem Zeitungsbericht von damals – bei Geschicklichkeitsfahrten. „Das sieht ähnlich aus, wie die Fahrradprüfungen für Kinder“, erläutert Dieter Veith.
Geschick auf zwei Rädern
Heißt: Die Rollerfahrer mussten Hindernisse bewältigen wie Wippen oder enge Slalomstrecken. „Da hat sich manch einer überschätzt“, sagt Veith lachend, „und ist dann auf der Nase gelandet.“ Doch das ging immer glimpflich aus.
Ganz anders als zwei Unfälle auf Ausfahrten: „Ganz früh, kurz nach der Gründung“, erinnert sich Veith, sind zwei Fahrer gestorben. „Die sind nicht gestürzt, denen hat jemand die Vorfahrt genommen.“ Es blieben – „Gott sei Dank!“ – die einzigen tragischen Zwischenfälle.
Ausfahrten und Tanzveranstaltungen
Diese Ausfahrten wiederum waren ein Höhepunkt des Vereinslebens, erinnert sich der Vorsitzender der Rollerfreunde. „Bis nach Holland sind wir gefahren.“ Mit dabei: „Die Mädels.“ Die durften sonst nämlich nicht dabei sein, „wir sind ein reiner Männerverein.“
Und die Zweiräder konnten richtig zügig unterwegs sein. „80, 90“, sagt Dieter Veith. Und fügt lachend an: „Mit Rückenwind.“ Dabei sein durften die Damen auch bei der jährlichen Tanzveranstaltung in der Vereinigten Gesellschaft (VG).
Treffen gibt es immer noch
Doch je älter die Mitglieder wurden, desto mehr veränderte sich auch das Vereinsleben. „Wir waren ja zunächst alle Junggesellen“, erzählt Veith. „Doch dann haben viele geheiratet, Kinder bekommen. Was willste da noch mit nem Roller?“
Statt Ausfahrten und Geschicklichkeitstests mussten die Rollerfreunde nun also Kinder groß ziehen, arbeiten, sich um die Familie kümmern. „Trotzdem haben wir uns immer ein Mal die Woche getroffen“, sagt Dieter Veith. „Und das bis heute.“ Jeden Freitag, wenn nicht gerade Corona Treffen verhindert.
Gemeinsam ein Haus gebaut
Wie eng die Freundschaft zwischen einzelnen Mitgliedern ist und war, lässt sich auch an einem Beispiel zeigen: Das Haus, in dem Dieter Veith heute noch wohnt, hat er einst gemeinsam mit fünf weiteren Rollerfreunden geplant und gebaut.
„Wir haben ursprünglich ein Haus kaufen wollen, aber nichts in Langenberg gefunden.“ Und so planten die sechs Herren ihr Haus: „Entwurf und Grundriss haben wir selbst gemacht“, sagt Veith. Zwar sind alle sechs Wohnungen in einem Haus, aber so, dass jeder trotzdem „seinen eigenen Abschluss“ hat. Noch heute ist einer der fünf Nachbarn von Dieter Veith ein Rollerfreund.
Wie der Spitzname entstand
Ach ja, und zum Abschluss erzählt der 84-Jährige noch, wie er seinen Spitznamen „Pille“ erhalten hat. Den hat nämlich seine Frau erfunden, damals noch „nur“ als Mitschülerin. Die beiden gingen in die gleiche Klasse und lernten gemeinsam Schwimmen.
„In Neviges gab es bei Schniewind so ein kleines Bad“, erzählt Dieter Veith. „Mit Holz beschlagen, glitschig“, erinnert er sich. Nur: „Ich konnte das nicht so richtig.“ Die Schwimmlehrerin, „Frau Ebbinghaus“, habe gesagt: „Geh rein, probier es. Wenn es nicht klappt, hole ich Dich raus.“
Dieter Veith probierte es, „aber da guckte immer der Popo raus“, sagt er lachend. „Meine Frau sagte dann: ,Guck mal, der schwimmt wie ne Pilleente.’“ Und so sei er zu seinem Spitznamen gekommen. „So war das“, sagt Veith und lacht noch immer. „Und ich hab mich auch nie dagegen gewehrt.“
Vorschläge gesucht
In der Serie „Was macht eigentlich...?“ stellen wir Menschen vor, die in den vergangenen Jahren immer mal wieder in Artikeln der WAZ Langenberg aufgetaucht sind.Wenn auch Sie liebe Leserinnen und Leser wissen wollen, was aus Protagonisten des Langenberger Stadtlebens geworden ist, schicken Sie uns Ihren Vorschlag an redaktion.langenberg@waz.de oder rufen Sie an: 02051 49538.