Neviges. Das Magazin „Feinschmecker“ kürt Haus Stemberg zum „Restaurant des Jahres 2021“. Grund ist ein Konzept, das die Stembergs hoch halten.

Auszeichnungen sind im Haus Stemberg an der Kuhlendahler Straße wahrlich keine Seltenheit. Seit sechs Jahren verteidigt Sascha Stemberg, der das Traditionshaus in fünfter Generation führt, erfolgreich den Michelin Stern. Vater Walter wurde unter anderem zweimal „Gastronom des Jahres“. Jetzt knallen an der Kuhlendahler Straße wieder die Champagnerkorken, „mit dem ganzen Team, Küche und Restaurantkräfte“, wie Seniorchef Walter Stemberg betont, es sei ja ein Erfolg aller: Das Magazin „Feinschmecker“ ernennt in seiner Oktober-Ausgabe das Haus Stemberg zum „Restaurant des Jahres 2021“.

Ist eine solche Anerkennung eher von ideellem Wert oder merken Sie, dass noch mehr Gäste kommen?

Neue Öffnungszeiten

Das Magazin „Feinschmecker“ hat deutschlandweit 50 Restaurants nach diversen Aspekten ausgezeichnet.

Seit August hat Haus Stemberg, Kuhlendahler Straße 295, neue Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Mittwoch 17.30 bis 23 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr). Samstag und Sonntag 12 bis 15 Uhr (Küche bis 14 Uhr) und 18 bis 23 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr). Reservierung unter 02053 5649 oder per Mail: stemmi@tv-stemberg.de. Reservierungen werden gern telefonisch entgegen genommen.

Das Haus Stemberg wurde 1864 als Fuhrmannsgasthof gegründet und ist seitdem in Familienbesitz

Sascha Stemberg: Wir führen unser Haus mit Herz und Leidenschaft und freuen uns natürlich sehr über die Würdigung. Es macht uns sehr, sehr stolz. Das ist eine tolle Anerkennung für das ganze Team. Ja, der eine oder andere kommt schon auch zu uns, wenn so etwas in Magazinen wie dem Feinschmecker steht.

Der „Feinschmecker“ hat das Haus Stemberg ausgezeichnet, weil das Konzept „Zwei Küchen an einem Herd“ zukunftsweisend sei und mittlerweile oft kopiert werde. Was genau ist das Prinzip und warum ist es etwas Besonderes?

Sascha Stemberg: Bei uns gibt es diese klassische Einteilung Gourmet Restaurant und Brasserie nicht, wie es früher üblich war. Der Gast kann frei entscheiden, ob er nun etwas Bodenständiges bestellen möchte oder ein mehrgängiges Menü. Alles ist möglich, die Trennung ist aufgehoben, entscheidend ist die Qualität. Und da gibt es keine Kompromisse. Jeden Tag zu hundert Prozent das Beste aus den Produkten und aus sich selbst herauszuholen, das liebe ich an meinem Beruf.

Senior-Chef Walter Stemberg ist ein Kenner guter Tropfen und unter anderem für den Restaurantbereich zuständig. Tischreservierungen nimmt er persönlich am Telefon entgegen, falls er nicht gerade Ware bei Weingütern ordert.
Senior-Chef Walter Stemberg ist ein Kenner guter Tropfen und unter anderem für den Restaurantbereich zuständig. Tischreservierungen nimmt er persönlich am Telefon entgegen, falls er nicht gerade Ware bei Weingütern ordert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Sie haben Ihre Koch-Ausbildung im Gasthaus Kuhs gemacht, kamen dann nach Lehr- und Wanderjahren in der internationalen Spitzengastronomie zurück nach Velbert, haben hier den Familienbetrieb übernommen und zum einzigen Sternerestaurant im Kreis Mettmann und Wuppertal gemacht. Haben Sie je daran gedacht, etwas anderes zu tun?

Nein! Es gab nie eine andere Option, ich bin da hineingewachsen und ich bin glücklich. Ich habe eine tolle Familie (Anm. Ehefrau Coren und zwei Kinder), wir sind hier ein tolles Haus. Daraus resultieren dann auch andere Dinge, die ich vorher nie geahnt hätte. Velbert ist ja nicht gerade der Nabel der Welt.

Was meinen Sie mit anderen Dingen?

Zum Beispiel, dass wir in Vancouver kochen durften oder auch auf der MS Europa. Nächstes Jahr stehen die Malediven an, die Grenzen zwischen Privat und Beruf verschwinden. Es ist ein toller Beruf. Ich richte das so ein, dass diese Aufenthalte in eine Zeit fallen, in der wir eh Betriebsferien haben.

Wie reagieren eigentlich die Kollegen auf all ihre Auszeichnungen? Gibt es da auch Neider?

Nein, Missgunst hab ich noch nicht gemerkt. Wir sind alle gut vernetzt und wir kochen ja auch manchmal zusammen, das macht immer Spaß und ist inspirierend. Ich mag das sehr gern.

Apropos inspirierend: Woher bekommen Sie Ihre Ideen zu ausgefallenen Kreationen?

Manchmal kommt das ganz spontan, zum Beispiel beim Joggen. Und ich bin sechs Tage in der Woche mit Lieferanten im Gespräch. Allein heute hab ich bis jetzt schon zwölf Telefonate geführt (Anm: Es ist 11.30 Uhr), welche Waren wir bekommen. Immer in kleinen Mengen, natürlich immer frisch.

Noch einmal zurück zu dem Prinzip „Zwei Küchen an einem Herd“. Welche macht Ihnen mehr Spaß?

Regional und saisonal ist die Küche im Haus Stemberg, wie dieser Salat aus Wiesenkräutern.
Regional und saisonal ist die Küche im Haus Stemberg, wie dieser Salat aus Wiesenkräutern. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ich mag beide total gern und ich brauche auch beide, möchte auf keine verzichten, das geht gar nicht. Der Hummer und der Trüffel sind mir genauso lieb wie regionales Gemüse. Da kann man auch sehr kreativ sein. Wichtig ist die Qualität und dass es saisonale Produkte sind. Zurzeit um Beispiel gerade Weinbergpfirsiche, Mirabellen, Pflaumen, die Pfifferlinge kommen, die Steinpilze. Übrigens hat mein Vater schon vor Jahrzehnten das Fundament zu den „Zwei Küchen an einem Herd“ gelegt. Ich fand das cool und hab es übernommen.

Nun zu Ihnen, Herr Stemberg, gab es schon damals Applaus von der Fachwelt?

Walter Stemberg: Als ich mich vor 45 Jahren selbstständig gemacht habe, war ich von Anfang an von diesem Konzept überzeugt. Viele haben mich damals belächelt und prophezeit, damit zu scheitern. Ich weiß noch, wie ein Kritiker schrieb: Stemberg sitzt in einem Wallfahrtsort und weiß nicht, ob er evangelisch oder katholisch ist.

Dann ist diese Auszeichnung „Restaurant des Jahres 2021“ auch eine Ehrung für Ihr Lebenswerk?

Sascha hat es perfektioniert durch das Fine Dining. Und wir sind uns immer treu geblieben, wir bleiben ein Landgasthof. Bei uns gibt es auch weiterhin Blutwurst und Graupensuppe.