Velbert. Künstlergruppe installiert zwei Telefonzellen neben der Stadtgalerie. Damit will sie zum Nachdenken über ein alltägliches Phänomen bringen.
Die Katze hat den Müßiggang erfunden? Ja. Aber „Schöner Warten“ trägt auch dazu bei. Ruhig gelegen, direkt neben der Stadtgalerie, befindet sich eine kleine Oase. Grüner Kunstteppich, geziert mit einem weißen, antiken Schaukelstuhl und dem selbigen passenden Tisch mit Stühlen. Auch ein traditioneller, weißer Teewagen mit einem großen und einem kleinen Rad findet sich dort. Eine kleine rote und eine große rote englische, urige Telefonzelle stehen nebeneinander. Es klingelt schrill. Man solle doch dran gehen.
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Märchen am Telefon
Nimmt man den Hörer der kleineren ab, trifft das Ohr auf eine angenehme Märchenerzählerstimme und vernimmt die Geschichte „Der Hase und der Igel“. Und die Moral von der Geschicht’? Das andere Telefon klingelt. Man möchte doch bitte folgende Servicenummer auf dem Notizblock notieren und anrufen: 05251 530 9000. Das Menü lässt wählen: Nummer 1 ‘Wartewissen verbessern’, Nummer 2 ‘Wartung’, Nummer 3 ‘Müßiggang’, Nummer 4 ‘Gespräch mit persönlichem Warteberater’. „Bei hohem Anrufaufkommen können wir leider nicht jeden Anrufer durchstellen.“ Warte-Musik vertreibt die Zeit.
Von den Kulturloewen organisiert
Die Telefonzelle, eine philosophische Kunstinstallation, im Rahmen der Neanderland-Biennale, von den Velberter Kulturloewen organisiert, entstand durch das Kölner Urban Art Ensemble „Die Servicepioniere“ in Kooperation mit „foolpool“. Zwei elegante Herren im schwarzem Anzug führen charmant durch die Warterei. „Sie kommen zurecht,“ fragt einer der beiden, Armin Nagel, eine Passantin. Alternativ geht er ans Telefon: „Hallo, hier ist ihr persönlicher Warteberater, was kann ich für Sie tun?“ Smalltalk. „Sind Sie ein geduldiger oder ungeduldiger Mensch?“ Tipps folgen.
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Der Warte-Berater
„Schauen Sie doch einfach mal in den Himmel. Oder schaukeln Sie doch mal eine Minute auf dem Schaukelstuhl.“ Als Warte-Berater mache er das schon 20 Jahre, witzelt er. Er sei auch in Taipeh gewesen, die asiatischen Länder seien ja viel entspannter und nicht so hektisch. Und dann ernsthaft: „Das Handy ist ja eigentlich der Vernichter der freien Wartezeit. Wenn wir warten, zücken wir es und lenken und ab.“ Und weiter: „Wir fanden es spannend, dass das Handy uns auch dazu anleiten kann, das Gegenteil zu tun.“ Mit ihrem Konzept sind sie deutschland- und europaweit auf Festivals unterwegs.
„Das hat was“
Den Leuten gefällt’s. „Ich bin heute hier mit meiner Schwester. Das ist eine nette Sache und hat was,“ findet Dagmar Neubert. Die Atmosphäre ist angenehm, entspannt und herzlich. Und die Moral von der Geschicht’? Lasst uns den Müßiggang wählen und mal einen Gang runter schalten...