Velbert. Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen – mit über 600 freien Stellen. Wie junge Menschen noch kurzfristig einen Ausbildungsplatz finden sollen.

Das neue Ausbildungsjahr hat bereits begonnen, doch viele Unternehmen sind noch auf der Suche nach Azubis. Allein in Düsseldorf und im Kreis Mettmann sind laut Industrie- und Handelskammer (IHK) über 600 Stellen unbesetzt.

Gleichzeitig haben viele junge Velberterinnen und Velberter bisher keinen Ausbildungsplatz gefunden. Viele von ihnen nutzten die Chance, sich in der Fußgängerzone von der IHK, der Handwerkskammer und der Agentur für Arbeit beraten zu lassen. So auch der 19-jährige Julius.

Nachdem er seine erste Ausbildung abgebrochen hat, sucht er jetzt eine neue Stelle. Am liebsten würde er als technischer Produktdesigner oder Systemplaner arbeiten. Seine Chancen, noch in diesem Jahr etwas Passendes zu finden, schätzt er allerdings als gering ein: „Ich glaube, dass ich ein bisschen spät dran bin.“

Katrin Kolfhaus von der IHK: „Es ist nicht zu spät.“

Katrin Kolfhaus von der IHK versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen: „Es ist nicht zu spät. Ich will den Jugendlichen Mut machen, sich auch jetzt noch zu bewerben.“

Einer der Hauptgründe für den Bewerbermangel sei laut Kolfhaus die Corona-Pandemie: „Die Jugendlichen sind unsicher. Anfang des Jahres dachten viele, dass es in diesem Jahr gar nicht möglich sein wird, unter halbwegs normalen Bedingungen eine Ausbildung zu starten.“

Corona-Pandemie verschärft Bewerber-Mangel im Kreis Mettmann

Auch Karin Exner von der Bundesagentur für Arbeit habe die Erfahrung gemacht, dass viele junge Menschen sich in einer „Schockstarre“ befinden: „Sie fragen sich: Was ist möglich? Was kann ich machen? Die Unsicherheit ist groß.“ Für viele sei es der scheinbar sicherere Weg, einen höheren Schulabschluss anzustreben oder ein Studium zu beginnen. Ein Trend, der sich schon seit Jahren abzeichne und nun durch die Pandemie verstärkt werde.

Rex Mähr von der Handwerkskammer Düsseldorf: „Viele Jugendliche wissen gar nicht, was sie machen wollen.“
Rex Mähr von der Handwerkskammer Düsseldorf: „Viele Jugendliche wissen gar nicht, was sie machen wollen.“ © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Besonders viele freie Plätze gebe es laut Exner in medizinischen und handwerklichen Berufen. „In sämtlichen Branchen wird immer noch gesucht“, bestätigt Rex Mähr von der Handwerkskammer.

Ein großes Problem sei, dass Schülerinnen und Schüler aufgrund der Pandemie oft keine Praktika machen konnten: „Die praktische Erfahrung fehlt. Viele Jugendliche wissen gar nicht, was sie machen wollen.“

Junge Menschen lassen sich in der Velberter Fußgängerzone beraten

Marcel (18) und Kim Luis (22) sind sich hingegen sicher, dass sie einen handwerklichen Beruf ausüben wollen. Marcel möchte eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker absolvieren, Kim Luis könnte sich vorstellen, als Glaser, Maler oder Fliesenleger zu arbeiten.

Die beiden Freunde finden, dass die Bewerbungsphase durch die Pandemie erschwert werde. „Man kann sich nur online informieren, es gibt ja kaum persönliche Gespräche“, sagt Marcel. Umso glücklicher seien sie darüber, dass sie Rex Mähr von der Handwerkskammer nun direkt ihre Bewerbungsmappen überreichen können.

Ausbildungssuche im Internet

Über die Lehrstellenbörse der IHK können Bewerber online nach freien Ausbildungsplätzen in ihrer Nähe suchen.

Viele weitere Angebote finden außerdem weiterhin virtuell statt, wie etwa die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch. Weitere Infos gibt es auf www.duesseldorf.ihk.de.

IHK versucht, Bewerber und Unternehmen zusammenzubringen

Wie auch die IHK und die Agentur für Arbeit überprüfe die Handwerkskammer in ihrem System, welche Firmen auf Azubi-Suche sind und bringen Bewerber und Unternehmen im Idealfall zusammen.

Darauf hofft auch der 16-jährige Fabian. Er hat in diesem Sommer die Realschule abgeschlossen, die meisten seiner Schulfreunde hätten bereits eine Ausbildung gefunden. „Ich habe mich bei vielen Unternehmen als Kaufmann für Büromanagement beworben. Aber oft habe ich nicht mal eine Rückmeldung erhalten“, sagt Fabian. Nun versucht Katrin Kolfhaus, etwas Geeignetes für ihn zu finden.