Velbert-Mitte. Die Alte Kirche in Velbert wird saniert. Es gibt Schäden an Mauern, Dach, Fenstern und Orgel. Die alte Kostenschätzung war viel zu niedrig.
Lea Fernau lag absolut richtig mit ihrer Einschätzung, als sie schon im Herbst vergangenen Jahres meinte, dass die notwendige Sanierung der evangelischen Alten Kirche am Offers absehbar „was Größeres“ werden würde. Die Denkmalpflegerin für die Stadt Velbert wird das Vorhaben fachfraulich eng begleiten und dabei in der Tat so manche Baubesprechung mit der beauftragten Architektin und Projektleiterin Christiane Oehlgardt vom Büro „Eugen Bialon Architekt“ (Heiligenhaus) absolvieren. In dem unter Denkmalschutz stehenden Gotteshaus war man bei Nachforschungen zu der Ursache von Schimmelschäden an der Orgel auf ein sehr problematisches Innenklima gestoßen. Der Befund: Schäden an Mauern, Dach und Fenstern. Die Ev. Kirchengemeinde Velbert geht aktuell von Gesamtkosten in Höhe von 450.000 Euro aus.
Ursprungstöne wieder herausholen
Neben dem Schimmelbefall seien in der 1869 eingeweihten Ibach-Orgel verschiedene Komponenten defekt, berichtet Frank Wünsche beim Ortstermin mit der WAZ und nennt z. B. die Mechanik. Mitarbeiter der Bonner Werkstatt des Orgelbauers Klais würden das Instrument reinigen, instandsetzen und restaurieren, kündigt der Baukirchmeister an: „Wir holen Ursprungstöne wieder aus der Orgel heraus.“ Der genaue Ablauf müsse noch fixiert werden; der Aufwand betrage geschätzt 200.000 Euro.
Lange Zeit war sie die neue Kirche
Der Gemeinde gehören neben der Alten Kirche die Christus- und die Markuskirche sowie die entwidmete Friedenskirche und die Johanneskirche, deren Gelände für die Schaffung einer Kita genutzt wird. Das Gotteshaus am Offersplatz ist im November 1769 fertiggestellt worden – verfügt aber eigentlich über eine 1000 Jahre zurückreichende (Vor-)Geschichte – und war so lange die neue Velberter Kirche, bis sie mit Vollendung der dann noch viel neueren Christuskirche ab 1910 die Alte Kirche wurde.
Für viele Menschen ein Zuhause
Und nun muss die Kirchengemeinde nahezu eine halbe Million aufbringen, um ihr Haus im Herzen der Stadt in Ordnung zu bringen. Das biete Platz für maximal 250 Menschen und sei für viele ein Zuhause und eine Wohlfühlkirche, meint Wolfgang Schneider. Ja mehr noch: „Für Velbert ist das die Geschichte von Velbert. Sie ist der Ursprung der Siedlung und der Mittelpunkt“, ergänzt der Vorsitzende des Presbyteriums. „Wir werden das aufbringen und in unserer Finanzplanung berücksichtigen“, sagt Schneider zu den Sanierungskosten. Überdies werde man sich aber noch etwas einfallen lassen und Spenden-Aktionen starten.
Alle 18 Fenster sind fällig
Die unterschiedlich großen Metallrahmen-Fenster – sie sind eine Quelle der Feuchtigkeit – sind nur einfach verglast und gekittet. Einzelne Felder sind defekt; alle 18 Fenster müssen überarbeitet werden. „Das muss spezielles Glas sein, wir sind noch auf der Suche nach altem Glas und mit der Restauratorin vom LVR für Glas und Keramik im Gespräch“, erklärt Christiane Oehlgardt. Von außen müsse die Optik gewahrt bleiben, deshalb würden nur von innen transparente Scheiben davor gesetzt – sowohl zum Schutz als auch aus energetischen Gründen.
Spezialisten sind gefragt
Für die Kirchenfenster muss ein spezialisierter Restaurator hinzugezogen werden, außerdem sind u. a. Steinmetze und Zimmerer und weitere Handwerker vonnöten. Im Mauerwerk ist mitunter der Bruchstein gerissen. Wo nötig, wird ein Austausch gemacht. Zudem müssen die Fugen überall dort überarbeitet werden, wo Nässe eindringen und sich Frost breit machen kann.
Folgen von Regen und Stürmen
Schließlich liegt ganz oben verschiedenes im Argen. „Gesimse und Dachrinnen sind schadhaft“, zählt Frank Wünsche auf, „vom Dach sind diverse Schieferplatten kaputt oder locker, einige fehlen ganz – Sturmschäden.“ Darüber hinaus sei es nötig, aufgrund eines alten Wasserschadens im Dachgebälk einzelne Balken zu erneuern, müsse vor allem im oberen Bereich der komplette Holzanstrich gemacht werden.
Es soll möglichst schnell losgehen
Bund unterstützt Vorhaben mit 170.000 Euro
Anfangs wurde der Sanierungsaufwand auf 340.000 Euro taxiert, mittlerweile liegt man bei insgesamt 450.000 Euro. Der Förderantrag ans Land wurde abschlägig beschieden. Es habe kein Geld zur Verfügung gestanden, erzählt Wolfgang Schneider.
Der Bund hat hingegen 170.000 Euro zugesagt und bewilligt. Die beiden hiesigen Wahlkreis-Abgeordneten, Peter Beyer (CDU) und Kerstin Griese (SPD), hätten sich als Paten in Berlin für den Förderantrag aus Velbert stark gemacht, berichtet die Gemeinde.
Die Gemeinde hat schon im Vorjahr den für die Sanierung notwendigen Antrag „auf denkmalrechtliche Erlaubnis“ gestellt, es haben bereits mehrere Vor-Ort-Termine mit Vertretern des LVR stattgefunden. Christiane Oehlgardt macht sich nun daran, die Angebote zu aktualisieren und auszuwerten. Man wolle zeitnah anfangen, sagt sie, „als noch in diesem Jahr“. Man werde abschnittsweise vorgehen; zeitlich begrenzte Schließungen der Kirche seien dabei unumgänglich, ergänzt Presbyter Schneider: „Wichtig ist, dass wir jetzt möglichst schnell beginnen.“
Wer das Sanierungsvorhaben unterstützen möchte, kann sich bei Christel Bierwas melden. Sie ist Pressesprecherin der Ev. Kirchengemeinde: 02051 54229, E-Mail an christel.bierwas@gmail.com.