Langenberg. Seit 2005 betreibt Stephan Keiselt die Mini Corner in Velbert-Nierenhof. Hier werden Classic-Modell des britischen Kleinwagens in Form gebracht.

Zwei Kulleraugen, ein breiter Grill, das Format handlich und klein, das Auftreten bunt und vielfältig: Das ist der Mini. Bei Stephan Keiselt in der Werkstatt steht ein gutes Dutzend der kleinen Engländer, dicht an dicht. Mit Faltdach und als Cabrio. Grün, rot, weiß.

„Mini Corner“ hat Keiselt seinen Betrieb getauft. Ein bisschen versteckt, am Grenzweg, liegt die Halle. Doch um Kunden muss sich der Mechaniker nicht sorgen. „Die Mini-Szene sucht ganz gezielt. Und wer sich das Classic-Modell anschaffen will, recherchiert vorher“, erläutert Uwe Barcinski.

Kunden finden Werkstatt locker

Volles Haus: In der Mini Corner von Stephan Keiselt stehen die kleinen Flitzer dicht an dicht.
Volles Haus: In der Mini Corner von Stephan Keiselt stehen die kleinen Flitzer dicht an dicht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der gelernte Versicherungsmakler hat sein Reich in einer kleineren Halle neben der Werkstatt von Stephan Keiselt – und kümmert sich um die Optik der kleinen Flitzer: „Lackpflege, Innenreinigung – das ist meine Aufgabe“, sagt er.

Aber zurück zu den Kunden: Die finden Stephan Keiselts Werkstatt ohne Probleme – so wie Henner Greithner aus Essen, der mit seinem schwarzen Mini vorgefahren kommt. „Ich habe den Mini vor zwölf Jahren gekauft und war schon in vielen Autohäusern, wenn was war.“

Guten ruf erarbeitet

Über einen Bekannten sei er dann auf die Mini Corner gestoßen: „Der Stephan macht das immer tadellos“, lobt er den Mechaniker. Immer? „Ja“, sagt er lachend, „der Wagen ist 35 Jahre alt, da ist halt immer wieder mal was zu machen.“

Was ihm an der Langenberger Werkstatt so gefällt? „Das ist der einzige im Umkreis, der den Mini in- und auswendig kennt“, sagt Henner Greithner. Diesen Ruf hat sich Stephan Keiselt hart erarbeitet, seit 1999 schraubt er an den Wagen, repariert, bessert aus.

Umzug nach Nierenhof

Als die alte Werkstatt abgerissen wurde, zog er 2005 nach Nierenhof, „und mehr Platz gab es hier auch“, freut er sich. Und den braucht er auch: Nicht nur für die Autos der Kunden, sondern auch für das große Regal mit den Ersatzteilen.

Typisch Mini: zwei runde Scheinwerfer und der breite Grill. „Fast wie Gokart-fahren“ beschreibt Stephan Keiselt das Fahrgefühl.
Typisch Mini: zwei runde Scheinwerfer und der breite Grill. „Fast wie Gokart-fahren“ beschreibt Stephan Keiselt das Fahrgefühl. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Das sieht zwar chaotisch aus, hat aber System“, sagt Uwe Barcinski lachend. „Stephan greift da rein und findet genau das Ersatzteil, das er braucht.“ Allerdings: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Brexit machen auch der kleinen Werkstatt zu schaffen.

Brexit sorgt für Verzögerungen

„Früher haben wir Teile in England bestellt, die waren am nächsten Tag da.“ Doch jetzt dauere es manchmal sieben bis acht Wochen. Die Produktion ist durch die Corona-Lockdowns noch nicht wieder auf dem Stand der Vor-Corona-Zeit und auch der Zoll brauche nun länger mit der Abfertigung. „Das betrifft aber alle, die viel mit britischen Unternehmen zu tun haben.“

Ungünstig sei das, denn jetzt sei gerade Saison. Zumal auch die Zahl der Mini-Fahrer zunehme. „Die Pandemie hat da eher für einen Schub gesorgt“, sagt Uwe Barcinski. „Viele Leute haben keinen Urlaub gemacht, Geld gespart und wollen sich jetzt einen Jugendtraum erfüllen.“

Doch wie das so ist: Steigt die Nachfrage, steigt auch der Preis. „Ich hoffe, dass der Höchststand jetzt so langsam erreicht ist“, sagt Stephan Keiselt. Wer vor vier, fünf Jahren 7000 oder 8000 Euro für einen Mini Classic bezahlt hat, „muss heute je nach Zustand auch schon mal 12.000 Euro in die Hand nehmen.“

Rennen fahren mit dem Mini

Die Jugend mag den Mini – das hat auch Stephan Keiselts Kunde Henner Greithner festgestellt: „Ich werde meinen Mini nicht verkaufen“, sagt er, „den bekommt mein Sohn, der den Wagen auch schon über alles liebt.“
Die Jugend mag den Mini – das hat auch Stephan Keiselts Kunde Henner Greithner festgestellt: „Ich werde meinen Mini nicht verkaufen“, sagt er, „den bekommt mein Sohn, der den Wagen auch schon über alles liebt.“ © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

In die Hand nimmt Stephan Keiselt auch privat das Steuer des kleinen Flitzers: Er nimmt regelmäßig an Rennen der British Car Trophy teil. Und das erfolgreich – davon zeugen die zahlreichen großen und kleinen Pokale, die ein weiteres Regal in der Garage füllen.

Auch im Coronajahr hat er mächtig Gas gegeben, mehrere Rennen haben stattgefunden. Wenn auch ohne Zuschauer. „Seit 2003 bin ich im Motorsport, ein Bekannter hat mich mal mitgenommen. Ich war sofort infiziert“, sagt er lachend.

Nächstes Rennen im Juli

Im Einsatz ist er auch schon bald wieder, am 3. Juli auf der Nordschleife des Nürburgrings. Dann findet eine so genannte Gleichmäßigkeitsprüfung (GLP) statt, bei der es darauf ankommt, nicht besonders schnell sondern gleichmäßig zu fahren und Sollzeiten einzuhalten.

„Das ist ein super Training für die Rennen“, sagt Stephan Keiselt, dem auch längere Rennpausen keine Sorgen bereiten: „Anfangs merke ich schon, dass ein wenig der Flow fehlt“, sagt er, „aber nach zwei, drei Runden merke ich meist, dass es läuft.“

Vorbereitet wird der Renn-Mini natürlich von Uwe Barcinski. „Mit einem dreckigen Wagen auf die Piste – das geht gar nicht“, sagt der lachend. Dann machen sich beide wieder an die Arbeit – denn die Minis in der Nierenhofer Mini Corner reparieren und pflegen sich schließlich nicht von alleine.

Keine Alternative zum Mini

Stephan Keiselt repariert nur Mini Classics, für die neuen Modelle wäre anderes Equipment nötig. Für ihn gibt es ohnehin keine Alternative zu dem kleinen Briten: „Mein erstes Auto war ein Mini und seitdem bin ich diesem Modell verfallen“, sagt er lachend.„Für 95 Prozent der Leute ist der Mini eher ein Spaß-Mobil“, sagt Uwe Barcinski, „die fahren fast alle im Alltag andere Wagen.“ Und die, ergänzt er augenzwinkernd, „bringe ich natürlich auch auf Vordermann.“