Langenberg/Neviges. Die Bürger können jetzt beim Hochwasserrisiko-Management mitmischen. In der Stadt Velbert gelten zwei Bachläufe als Risiko-Gewässer.

Die potenziellen Gefahren so weit wie möglich zu minimieren und – zumindest nach menschlichem Ermessen – noch beherrschbar zu halten, darum geht’s bei den Hochwasserrisikomanagement-Plänen. Hierzu läuft aktuell erneut unter der Regie der Bezirksregierung Düsseldorf eine Öffentlichkeitsbeteiligung, bei der eben nicht nur die jeweilige Behörde – in diesem Fall die Stadt Velbert – zu einer Stellungnahme aufgefordert ist, sondern alle Bürger dazu eingeladen sind, ihre persönlichen Beobachtungen, Sorgen, Anregungen und Vorschläge vorzutragen. Das geht ausschließlich per Online-Verfahren; im Fokus sind vor Ort der Deilbach und der Hardenberger Bach.

Als Risiko-Gewässer ausgemacht

Thomas Geißler (l) und Simon Colombo erläuterten den Ablauf des Verfahrens.
Thomas Geißler (l) und Simon Colombo erläuterten den Ablauf des Verfahrens. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die beiden sind nämlich offiziell als Risiko-Gewässer identifiziert worden, wie Thomas Geißler im Gespräch mit der WAZ erläuterte. Im Zentrum der Betrachtung und Aufmerksamkeit stünde dabei hauptsächlich der Bereich ihres Zusammenflusses, so der Klimaanpassungsmanager vom städt. Fachbereich Stadtentwicklung weiter, also im Grunde das Gebiet des Kerns von Langenberg. Geißler zufolge existiert ein weiterer Bereich in Richtung Nierenhof/Stadtgrenze, der jedoch eher unproblematisch sei, da es dort keine unmittelbar angrenzende Wohnbebauung gebe, sowie mehrere kleinere im Verlauf des Hardenberger Bachs weiter oberhalb des Zusammenflusses.

Weit mehr als 700 Bürger direkt betroffen

Der Hardenberger Bach – hier in Neviges am Schloss – ist als Risiko-Gewässer identifiziert worden.
Der Hardenberger Bach – hier in Neviges am Schloss – ist als Risiko-Gewässer identifiziert worden. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die beiden Szenarien beleuchten nach Auskunft von Simon Colombo erstens das Risiko bei einem 1000-jährlichen Hochwasser-Ereignis, also nach absolut außergewöhnlich heftigem Niederschlag, und zweitens das bei einem Hochwasser-Ereignis, wie es statistisch gesehen etwa alle 100 Jahre passiert. Allerdings merkt der Sachgebietsleiter Stadtentwässerung bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV) auch grundsätzlich an, dass man nicht alle Systeme nach einem einmaligen Ereignis mit Maximal-Niederschlagsmengen ausrichten und entsprechend dimensionieren könne. Von einem 1000-jährlichen Hochwasser wären in ganz Velbert laut Hochwasserrisikokarte 740 Einwohner unmittelbar betroffen. Der Großteil davon entfällt auf Langenberg-Mitte; aber auch in Nierenhof, in Neviges-Mitte sowie an der Richrather Mühle kämen Anwohner in die Bredouille.

2022 geht’s an den Dellwigbach

Unvergessen sei vielen Bürgern bestimmt, meint Colombo, der völlig heftige Starkregen, der im Hochsommer 2008 unversehens hauptsächlich Velbert-Mitte heimgesucht habe. Mit verheerenden Folgen und massiven Schäden. Als eine praktische Konsequenz planen die TBV für voraussichtlich 2022 einen Umbau des Dellwigbachs, der in etwa parallel zur Bleibergstraße verläuft. U. a. wird dort ein verrohrtes Teilstück freigelegt und naturnah gestaltet, kommt ein alter Fischteich weg, bekommt der Bach auf einem eigens gekauften Geländestück künftig Gelegenheit sich auszubreiten.

Mehrere Überflutungsflächen vorgesehen

Solche „naturnahen“ Retentionsflächen erhalten bis 2023 auch Deil- und Hardenberger Bach im Rahmen der zugehörigen Hochwasserschutz- und Vorsorgemaßnahmen. Zweitens werde ein Hochwasserkonzept speziell für Langenberg entwickelt, sagt Geißler, das bis 2023 komplett sein solle. Und schließlich gehöre zu diesen drei aktuellen Maßnahmen die „bauliche Anpassung“ gefährdeter Gebäude. Dazu zählen etwa die Sicherung von Lichtschächten oder auch Kellertreppen gegen die Fluten.

Der Hochwasserrisikomanagement-Plan muss jeweils im sechsjährigen Turnus von Stadt und TBV überarbeitet werden; zurzeit ist die dritte Überarbeitung an der Reihe. Bei dem zugehörigen Maßnahmenplan läuft jetzt in Zusammenarbeit mit der Unteren Wasserbehörde die dritte Fortschreibung.