Langenberg. Ein Düsseldorfer Youtuber hat die Altstadt von Velbert-Langenberg entdeckt und einen fast 20-minütigen Spaziergang gefilmt.
Entspannte Musik, ruhige Kameraführung, langsame Blenden. Zu sehen ist das Alt-Langenberg, das Rosenhaus, die Hauptstraße. So beginnt ein fast 20-minütiges Video, dass der Youtuber „Japan Potato“ [Name der Redaktion bekannt] auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht hat.
Der Düsseldorfer bietet dort gefilmte Stadtspaziergänge an, unter anderem aus Hamburg, Berlin oder Köln. Und eben aus Langenberg. „Viele solcher Kanäle fokussieren sich auf die großen Städte“, sagt er, warum neben den deutschen Millionenstädten auch kleinere Orte zu finden sind.
Fokus auf kleinere Städte
„Ich möchte den Fokus lieber auf das Ruhrgebiet legen, auf kleinere Orte, die trotzdem schön sind und die kaum jemand kennt.“ Vielleicht, so hofft der gebürtig aus Gronau stammende Youtuber, „kann ich so auch ein bisschen Publicity für diese Orte schaffen.“ Die Chance dazu jedenfalls ist groß – zählt er doch aktuell mehr als 10.000 Abonnenten. Auch das Langenberg-Video wurde schon fast 2000 Mal aufgerufen.
Die Idee für solche Videos kam dem Wahl-Düsseldorfer während seines Studiums. Begonnen hatte er das an der Uni Duisburg/Essen, danach ging es für sechseinhalb Jahre nach Tokio. Und dort lernte er einen Japaner kennen, der eben einen solchen Walking-Channel aufgebaut hatte.
Inspiration aus Japan
„Der ist durch Städte und Orte in Japan gelaufen und hat dabei gefilmt. Ich fand die Idee damals schon toll und habe selber meine ersten Versuche unternommen“, erzählt der Youtuber. „Das hat mir dann so viel Spaß gemacht, dass ich mir gedacht habe: Wenn das in Japan funktioniert, klappt das bestimmt auch in Deutschland.“
Denn hierzulande gibt es noch nicht so viele Angebote dieser Art, und wenn, „dann eben aus den bekannten Großstädten“, sagt Japan Potato. Er habe sich dann auf kleinere Orte oder Stadtteile konzentriert, war schon in Essen-Werden und Kettwig.
Route beginnt an der Hellerstraße
Bei der Recherche ist er dann auch auf Langenberg gestoßen. (Hier geht es zum Video des Spaziergangs.) Nachdem er erste Fotos der Altstadt gesehen hatte, „bin ich dann hingefahren, um mir ein eigenes Bild zu machen.“ Ohne Kamera sei er durch die Altstadt spaziert, habe sich eine Route ausgedacht. Und dann genau diese Route abgefilmt.
Die beginnt an der Hellerstraße, führt hinauf zur Alten Kirche, die Hauptstraße entlang ein Stück am Bürgerhaus vorbei, dann wieder die Hauptstraße zurück und vor der Alten Kirche die Hellerstraße hinab. Zu Beginn des Videos hat der Filmemacher ein Intro geschnitten, das einige Höhepunkte des Spaziergangs zeigt.
Datenschutz war ein Riesenthema
„Das mache ich seit ein, zwei Monaten“, sagt der Düsseldorfer, „dann können sich die Leute darauf einstellen, was sie erwartet.“ Es folgt eine Karte, die die jeweilige Route zeigt. Am meisten Arbeit hat Japan Potato aber der Datenschutz gemacht, sagt er.
„Damit musste ich mich erst einmal auseinandersetzen, bevor ich überhaupt ein Video online stellen konnte“, blickt er zurück. „In Deutschland ist das ja ein sehr sensibles Thema.“ Nach es „einige kleinere Auseinandersetzungen“ gegeben habe, habe er aber eine Lösung gefunden.
Software verpixelt Gesichter
„Gemeinsam mit zwei Spezialisten für Künstliche Intelligenz haben wir ein Programm entwickelt, das automatisch Gesichter verpixelt.“ Das funktioniere sehr gut, „in den meisten Fällen auch bei Nummernschildern.“ Seit er dieses Programm verwende, habe es auch keine Beschwerde mehr gegeben.
Insgesamt, sagt der Youtuber lachend, stecke schon „ein bisschen Arbeit“ in so einem 20-Minuten-Film. Nach Recherche und Streckenplanung folge der eigentliche Rundgang mit der Kamera. Zwei Mikrofone hat er auch dabei. Zu Hause müsse dann Bewegtbild und Ton synchronisiert werden, dann folge die Verpixelung durch die Software. „Das dauert 24 bis 48 Stunden, je nach Materialmenge“, sagt er, laufe aber „zum Glück automatisch.“ Dann noch Intro und Karte einfügen – fertig.
Videos sollen informativer werden
Die nächsten Videos möchte Japan Potato aber noch aufwendiger gestalten. Über die Untertitel-Funktion bei Youtube „möchte ich gerne Infos zu bestimmten Gebäuden oder Teilstücken des Weges einblenden.“ Warum über Untertitel und nicht direkt ins Video? „Weil das nicht jeder mag“, erläutert er, „und die Untertitel kann man ja auch ausblenden.“
Dass er überhaupt so viel Arbeit in seine Spaziergänge stecken kann, hat einen weniger schönen Hintergrund: „Mein jetziger Arbeitgeber hat Kurzarbeit angemeldet, da bin ich halt nur 20 Stunden die Woche im Büro.“
Mehr Zeit für das Hobby
Doch der Youtuber findet auch Positives: „So habe ich halt mehr Zeit fürs Filmen.“ Und das macht sich in den Abo-Zahlen seines Kanals bemerkbar: Hatte er zu Beginn des Jahres 2020 noch unter 300 Abonnenten, sind es jetzt schon mehr als 10.000. „Da freue mich schon drüber“, sagt der Youtuber – und fügt lachend an: „Ich mache offenbar irgendetwas richtig.“
Positive Kommentare
Wie auf Youtube üblich, können auch die Videos von Japan Potato kommentiert werden. „Manche schlagen mir dann Orte vor, die ich doch mal besuchen soll“, sagt er. Was er auch tut: Er mache sich eine Liste und wenn der Ort für ihn in Reichweite ist, „dann schaue ich mir den auch gerne an.“Die Reaktionen auf den Langenberg-Rundgang sind durchweg positiv: Ehemalige Senderstädter melden sich dort zu Wort – „Unser schönes Langenberg“ oder „Meine Heimat, heute noch“ – aber es gibt auch Rückmeldungen aus der ganzen Welt.Ein Amerikaner meldet sich, der in den 1990ern in Bochum studiert hat. Er wolle nach Corona zurück nach Langenberg kommen. Grüße kommen auch aus Korea, aus Polen, Frankreich oder der Türkei.