Neviges. Pflanzen und pflegen: Nicht nur Senioren können vor dem „Glocken-Treff“ in Neviges ihren grünen Daumen beweisen. Geplant sind viele Aktionen.

Kleine gelbe Osterglocken blühen in der Mitte des Kübels, umringt von Hornveilchen und Tulpen. An den Zweigen baumeln bunte Ostereier, und wer etwas Muße hat, der liest Eduard Mörikes immer wieder schönes Gedicht „Er ist’s“: „Frühling lässt sein blaues Band/wieder flattern durch die Lüfte;/süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.“ Frühlingserwachen vor dem Glocken-Treff, und das Wetter könnte zum Auftakt des neuen Projektes „Jahreszeiten im Quartier erleben“ nicht besser sein. Mit viel Mühe haben Julia Schneider und Corinna Kinnen mit der Frühjahrsbepflanzung zweier Beete die Basis für die Mitmach-Aktion gelegt. Gemeinsam leiten sie seit Jahren den beliebten Senioren-Treffpunkt der katholischen Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens, an der Tönisheider Straße 8. Und sind immer für Ideen zu haben.

Jeder kann mitmachen

Bunte Plastikeier baumeln an den Zweigen. Eines der Beete hat den Vorteil, dass man sich zum Bepflanzen kaum bücken muss.
Bunte Plastikeier baumeln an den Zweigen. Eines der Beete hat den Vorteil, dass man sich zum Bepflanzen kaum bücken muss. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dieses Mal geht es darum, dass vor allem Besucher des Glocken-Treffs die Beete bepflanzen und bei der Pflege helfen können. Wer also seinen grünen Daumen unter Beweis stellen möchte: ran ans Beet. „Es kann aber auch jeder mitmachen, dem eine schöne Umgebung am Herzen liegt, wir schließen da niemanden aus“, sagt Julia Schneider. Nur bitte nicht einfach wild drauf los pflanzen, sondern erst kurz Rücksprache mit dem Glocken-Treff nehmen. Je nach Jahreszeit soll es hier grünen und blühen, damit man sich richtig gern auf dem bisher etwas trostlosen Vorplatz mit Blick auf den Dom aufhält.

Lesungen mit Musik

„Wenn es wieder erlaubt ist und man sich mit mehreren treffen darf, gibt es hier auch zum Beispiel Lesungen, Gedichte und kleine Erzählungen, die zur Jahreszeit passen. Auch mit Musik. Franz Röwer hat schon zugesagt, dass er uns mit seinem Akkordeon unterstützt“, freut sich Corinna Kinnen. Und irgendwann, so hoffen die beiden inständig „kann man ja auch wieder mal gemeinsam Kaffee trinken oder bei schönem Wetter grillen“. Auf jeden Fall freuen sich die zwei auf tatkräftige Hilfe und Tipps bei der Bepflanzung der zwei Beete.

Raus an die frische Luft

Vor dem Pflanzen anrufen

Wer neue Ideen zur Bepflanzung der Kübel hat: Vorher kurz die Glocken-Treff-Leitung informieren unter 02053/ 5341. Anregungen werden immer gern entgegen genommen, auch Hilfe beim Gießen.

Der Glocken-Treff, Tönisheider Straße 8, ist aufgrund der Corona-Pandemie zurzeit geschlossen. Julia Schneider und Corinna Kinnen sind telefonisch täglich von montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr zu erreichen.

Die Idee zu „Jahreszeiten im Quartier erleben“ war zunächst ein wenig aus der Not geboren. Wie kann man in der Pandemie etwas Attraktives anbieten? Schnell kam den beiden Leiterinnen in den Sinn: Raus an die frische Luft, und das am besten das ganze Jahr. Zunächst hatten sie ein Beet am Fuß des Kreuzbergs ins Auge gefasst, die Gemeinde war auch einverstanden. Bei einer Vor-Ort-Besprechung mit Verwaltungsleiterin Andrea Rehrmann merkten sie jedoch, dass das idyllische Plätzchen nicht ganz ideal war. „Es ist für unsere Senioren doch auch weiter weg. Dann kam mir spontan die Idee mit den beiden großen Kübeln hier vor der Tür. Da haben dann alle etwas davon, auch die Menschen, die hier vorbei gehen oder den Glocken-Treff besuchen. Es gibt Sitzgelegenheiten, und eine Toilette ist auch direkt da. Warum also das Ganze nicht hierher verlegen?“, so Corinna Kinnen. Gesagt, getan.

30 Säcke Blumenerde angeschleppt

Ein bisschen Lyrik muss sein – und dann auch mit Mörikes berühmten Frühlingsgedicht.
Ein bisschen Lyrik muss sein – und dann auch mit Mörikes berühmten Frühlingsgedicht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die beiden krempelten die Ärmel hoch und legten los. „Wir haben das Efeu heraus gerupft, mit dem Spaten die Wurzeln entfernt, das war schon ganz schön viel Arbeit. Das kleine Tannenbäumchen haben wir nach hinten verpflanzt, das wäre doch zu schade.“ Insgesamt 30 Säcke mit Blumenerde haben Julia Schneider und Corinna Kinnen angeschleppt, bevor es dann ans Pflanzen ging, „Ich finde so etwas herrlich, Erde ist mein Element, im nächsten Leben werde ich Gärtner“, sagt Julia Schneider und strahlt über beide Backen. Die bunten Deko-Ostereier aufzuhängen machte ihnen dann genauso viel Freude wie die Auswahl der Frühlingsgedichte, die laminiert an den Sträuchern hängen. Und wer ein paar Minuten Zeit mitbringt, kann auch lesen, was es mit „dem unzufriedenen Osterei“ auf sich hat.

Zwei große Fans hat das Projekt schon jetzt: Sygun Büchsenschuß und Antje Grotegut, die als ehrenamtliche Helfer den Treff unterstützen, sind Feuer und Flamme. „Das ist eine tolle Sache. Ich wohne ja am Weinberg, da stehen drei städtische Blumenkübel, die bepflanze ich seit 20 Jahren“, sagt die passionierte Gartenfreundin Grotegut. Und Sygun Büchsenschuß verspricht: „Wenn ich das terminlich hinbekomme, mach ich hier immer mit.“