Neviges. Seit 60 Jahren sind Erika und Günter Rottmann glücklich verheiratet. Dafür ist das Diamantpaar dankbar – und verrät auch ein Erfolgsrezept.

Die große Feier wie damals zur Silberhochzeit fiel dieses Jahr aus. Aber hoher Besuch kam trotzdem, wenn auch jetzt in der Corona-Pandemie nur bis zur Wohnungstür. Über die persönlich überbrachten Glückwünsche des Bürgermeisters Dirk Lukrafka haben sich Erika und Günter Rottmann in der Florastraße riesig gefreut, ebenso über den Präsentkorb der Stadt nebst Blumenstrauß. „Und vom Landrat gab es ein Schreiben“, sagt der 85-Jährige stolz. Die Rottmanns gehören zu den Ehepaaren in Velbert, die dieses Jahr 60 Jahre verheiratet sind und Diamanthochzeit feiern. Ein besonderes Geschenk, da Ehefrau Erika sich glücklicherweise von einer schweren Krankheit wieder gut erholt hat.

Mit Humor das Herz erobert

Gern erinnern sich Erika und Günter Rottmann an ihre Silberhochzeit. Das Bild zeigt sie mit ihren Kindern Peter und Regina und der inzwischen verstorbenen Tochter Angelika.
Gern erinnern sich Erika und Günter Rottmann an ihre Silberhochzeit. Das Bild zeigt sie mit ihren Kindern Peter und Regina und der inzwischen verstorbenen Tochter Angelika. © FUNKE Foto Services | Repro: Uwe Möller

Angefangen hat alles in der Karnevalszeit 1960, ein Jahr vor ihrer Hochzeit, in Wülfrath im Lokal „Wilhelmshöhe“, wie die Zwei sich fröhlich erinnern. „Er saß vorn im Lokal, ich war mit meiner Freundin da, das war ja auch ein Tanzlokal“, erzählt Erika Rottmann. Irgendwann fielen dem Kartenspieler jenseits der Schiebetür die jungen Damen auf, besonders eine hatte es ihm angetan: „Sie war ein schönes Mädchen, hatte schon damals eine Brille, die stand ihr sehr gut“, so Ehemann Günter. Damals ging er mit einem flotten Spruch in die Offensive, was allerdings auch hätte schief gehen können: „Ich weiß noch, er stand vor mir und sagte: Guten Tag, mein Name ist Hase, mit doppelt f wie Tomate“, erinnert sich die 78-Jährige lachend. „Ich hatte nur gedacht: Oh Gott, wem gehört der denn?“ Zum Glück, so erzählt sie, sei sie mit vielen Geschwistern aufgewachsen und daher „so einiges gewohnt“. Ehemann Günter (85) lächelt derweil verschmitzt auf dem Sofa, schließlich hatte er ja dann doch mit seinem Humor ins Schwarze getroffen. „Später hab ich sie dann häufiger vom Kaufhaus abgeholt, und ja, dann waren wir ein Paar.“

Ausbildung im Kaufhaus

Stadt verzeichnet aktuell 134 Diamant-Jubilare

Zur Familie des Diamantpaares Erika und Günter Rottmann gehören neben den drei Kindern auch zwei Enkel und zwei Urenkel.

Nach dem aktuellen Stand verzeichnet die Stadt Velbert 134 Personen, die 2021 Diamanthochzeit feiern. Ab dem Fest der Goldhochzeit gratuliert ein Vertreter der Stadt persönlich. Jetzt in der Zeit der Corona-Pandemie erfolgt der Glückwunsch mit Abstand an der Haustür.

Die 18-Jährige hatte damals im Kaufhaus Hermann Jansen in Wuppertal eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau absolviert. „Ich war in der Süßwarenabteilung, Plätzchen und Pralinen einpacken, das war schön.“ Geboren wurde sie in Lipiskene, einer Stadt im heutigen Polen. „1946 wurden wir vertrieben, meine Kindheit hab ich in Großhadersdorf bei Hamburg verbracht. Ich weiß noch, wir waren damals erst in einer Villa eines Bankiers untergebracht.“ Jene Herrschaften seien anfangs alle andere als begeistert gewesen über die Familie aus dem Osten mit sieben Kindern. „Aber als wir wegzogen, da haben sie geweint. Wir waren gut erzogen, und die Leute hatten sich an uns gewohnt.“ Ihr Vater war damals bei der Bahn beschäftigt und hatte eine Stelle in Wuppertal bekommen – so nahm das Schicksal seinen Lauf.

Umzug nach Neviges

Ehemann Günter dagegen, gelernter Stuckateur, ist in Wülfrath geboren. „Aber dann gab es bald keinen Stuck mehr, ich hab dann umgesattelt und wurde Tiefbauwerkspolier beim Bayerwerk in Leverkusen.“ 50 Jahre habe er gearbeitet, „immer morgens um vier Uhr aufgestanden, es war ja ein ganz schön langer Weg“. Die Kinder Regina, Angelika und Peter kamen bald zur Welt und hielten vor allem Mutter Erika ordentlich in Atem. Ja, wegen der Kinder habe sie damals ihren Beruf im Kaufhaus aufgegeben, erzählt Erika Rottmann, „aber wenn mal Not am Mann war, dann hab ich mitgearbeitet. Ich hab immer mitgemacht, damit es weiterging“. Ein schwerer Schicksalsschlag war später der Tod der Tochter Angelika, die mit etwas über 40 Jahren starb.

Begeisterter Kegelsportler

Bis zum Jahr 2001 lebte das Ehepaar Rottmann in einem angemieteten Haus im Deilbachtal in Langenberg. „Das war sehr schön, wir hatten uns da auch sehr wohl gefühlt. Aber dann wurde das Haus verkauft.“ Daher 2001 der Umzug nach Neviges in die Florastraße, ein Schritt, den die Zwei nie bereut haben. „Es ist hier ruhig, wir haben einen kleinen Garten, das ist alles sehr schön“, sagt Günter Rottmann, begeisterter Sportkegler und Mitglied im Alpenverein. „Ab und zu spiele ich noch heute Tischtennis beim SV Nordrath“, sagt der rüstige Senior. Ehefrau Erika dagegen liest für ihr Leben gern und hält den Geist fit mit Kreuzworträtseln. Was macht ihrer Meinung nach eine glückliche Ehe aus, was würden die beiden, rückblickend auf 60 Jahre, einem jungen Ehepaar heute raten? Günter Rottmann spontan: „Jeder muss mal zurückstecken, sonst haut das nicht hin.“ Und die Diamantjubilarin fügt hinzu: „Ja, genau. Und sich ab und zu immer mal besinnen: Warum sind wir eigentlich zusammen?“ Man müsse dankbar sein, sich auch an Kleinigkeiten freuen. Und es nicht als selbstverständlich ansehen, diesen Tag gemeinsam feiern zu dürfen.