Kreis Mettmann. Zwar sinkt er, doch der Kreis Mettmann hat einen höheren Corona-Inzidenzwert als in den Nachbargemeinden. Dahinter stecken verschiedene Gründe.
Im Landesvergleich rangierte die Corona-Inzidenz vom Kreis Mettmann – der Wert hat am Donnerstag erstmals die 100er Marke unterschritten und liegt aktuell bei 89,2 – zuletzt weit oben auf einem der Spitzenplätze. Dieser Umstand und die damit einhergehenden zahlreichen Fragen aus der Bevölkerung waren Anlass genug, jetzt im Kreishaus in prominenter Runde diesen Sorgen Rechnung zu tragen und Erklärungen zu liefern. Das Kreis-Gesundheitsamt führt hierzu vor allem zwei Aspekte an: die Bevölkerungsstruktur und Orte bzw. Verläufe des Infektionsgeschehens. Abonnieren Sie einfach unseren kostenlosen Newsletter, wenn Sie über Velbert immer auf dem Laufenden sein wollen.
Viel passiert im familiären Umfeld
Das Neanderland sei sehr dicht besiedelt und habe eine vergleichsweise ältere Bevölkerung, sagte dessen Leiter Dr. Rudolf Lange, ja weise NRW-weit sogar den höchsten Altersquotienten an über 65-Jährigen auf. „Wir haben ein sehr diffuses Geschehen“, setzte er fort. Zum einen gebe es Ausbrüche in Heimen mit einer hohen Durchseuchung und einer entsprechenden Zunahme der Sterbefälle. Zum anderen habe man „fast nicht mehr irgendwo einen bestimmten Hotspot“ – etwa eine Hochzeit oder ein ähnliches Event –, vielmehr registriere man eine sehr hohe Quote an Erkrankungen „im direkten familiären Umfeld“.
Mit Risiken richtig umgehen
Es sei wichtig, auch unauffällige Fälle aufzuspüren, die nicht mit den typischen Corona-Symptomen einhergingen. Die Zahl der Erkrankungen schwanke ständig, „es wabert“. Aber allmählich sei man doch auf dem Weg zurückgehender Zahlen. Langes Botschaft ist: „Kontakte vermeiden!“, um der Weiterverbreitung keinen Vorschub zu leisten. Außerdem noch besser und noch mehr lernen, mit den Infektionsrisiken richtig umzugehen.
Sehr viele Tests im Neanderland
Marcus Kowalczyk nennt einen weiteren Grund dafür, dass die Inzidenz-Werte „weiterhin hoch“ und „über denen von Nachbargemeinden“ lägen: „Wir testen sehr viel und finden auch entsprechend viele Fälle“, so der Gesundheits- und Sozialdezernent. Zudem sei der Kreis Mettmann von einem höheren Niveau gekommen; die Werte gingen jetzt jedoch genauso herunter wie andernorts. Mittlerweile gebe es auch weniger Ansteckungsfälle in den Heimen.
Jeder Fall macht betroffen und ist Ansporn
Thomas Hendele betont die Tragik eines jeden einzelnen Corona-Erkrankung- oder gar -Todesfalls, der Anlass genug sei, wirklich alles Erdenkliche zur Bekämpfung der Pandemie zu tun. Entschieden tritt der Landrat zudem „völlig verfehlten und überholten Vorurteilen“ entgegen, im Gesundheitsamt arbeite man gewissermaßen noch wie vorgestern. Es gebe vielmehr ein erprobtes digitales System – „Das funktioniert sehr gut“ –, man werde aber künftig auch „Sormas“ einsetzen. Dabei handelt es sich um eine Software zur Kontaktverfolgung bei der Pandemiebekämpfung. Es sei ebenfalls falsch, dass das Amt nur unter dem 50er Wert in der Lage sei, Kontakte nachzuverfolgen. „Wir sind gut aufgestellt.“
Größere Dunkelziffer bei Mutationen vermutet
Bislang „noch keine Auswirkungen auf dramatische Anstiege“ haben Lange zufolge die Virus-Mutationen. „Wir fürchten das aber.“ Man schaue seit zehn Tagen ganz genau auf Mutationen; bisher gebe es 40 bis 50 Fälle „wohl alle zur englischen Variante“. Das Gesundheitsamt geht allerdings von einer größeren Dunkelziffer aus. Nach dem Geschmack des Amtsleiters wird die 50er Inzidenz als Argument „oft sehr vereinfachend herangezogen“. Mit dem Anstieg des Wertes wachse aber natürlich auch der Aufwand ins Unermessliche. „Unter 50 ist es für das Amt besser beherrschbar.“ Irgendwelcher Prognosen oder Mutmaßungen, wann man u. U. den mittlerweile ins Spiel gebrachten 35er Wert erreichen könnte, enthält er sich völlig. Er mahnt lediglich: „Schon ein einziges Ausbruchsszenario in einer Einrichtung kann die Statistik völlig verändern.“ Lange attestiert (nicht nur) den Einrichtungen, viel dazu gelernt zu haben. Als Indiz führt er den Umstand an, dass es kreisweit bisher „praktisch keine Influenza-Erkrankung“ gegeben habe.
Weiter Beschwerden über Impfterminvergabe
Impfzentrum geht im März in Vollbetrieb
In dem kreisweiten Impfzentrum in Erkrath waren bisher fünf und sind ab kommender Woche sechs Impfstraßen in Betrieb. „Eine haben wir noch in Reserve, dann sind wir auch am Maximum“, sagt Mirko Braunheim. Man könne dann als Stellschraube aber noch die Taktung verkürzen, so der Leiter weiter. Ab 1. März geht das Zentrum in Vollbetrieb, sind pro Tag 1680 Impfungen möglich.Laut Kreis haben sich bisher schon 66 Prozent des Personals von ambulanten Pflegediensten angemeldet. Von den knapp 70 Senioren-Einrichtungen im Neanderland stehen 13 noch als unerledigt auf der Liste.
Bei der Vergabe der Impftermine hakt es ganz offenbar weiterhin. Landrat Hendele berichtet von bitteren Klagen aus der Bürgerschaft und stellt klar: „Es war nicht unsere Entscheidung, dass die KV die Terminvergabe macht. Wir machen seit 14 Tagen eigentlich nichts anderes als Beschwerden nachzugehen.“ Sein dringender Appell an alle Menschen im Kreis: Die Hygieneregeln einhalten und so weit wie möglich auf Kontakte verzichten. Und zwar in jedem Lebensbereich. Hier gibt es mehr Berichte und Bilder aus Velbert.