Velbert. Die Landesregierung appelliert an Eltern, die Kinder zuhause zulassen. Doch das ist nicht immer ganz so einfach und die Kitas sind nicht leer

Es ist nicht nur eine Gewissensfrage: Schicke ich mein Kind in die Kita oder lasse ist es zuhause? Die Landesregierung hat erneut an die Eltern appelliert, ihre Kinder wegen der Corona-Pandemie nicht in die Kita zu bringen. Doch vielen Eltern ist das nicht möglich, weil sie schlicht arbeiten müssen, auch wenn sie ihre Kinder am liebsten selbst betreuen wollen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.

Die Hälfte der Kinder

"In den Kolping-Kita sind momentan im Schnitt etwa die Hälfte der Kinder in den Gruppen, wobei es in den einzelnen Einrichtungen durchaus unterschiedlich ist", sagt Claudia Schmidt, Fachbereichsleiterin Kindertagespflege und Kolping-Kindertagesstätten. Und auch bei den Tageseltern seien rund 50 Prozent der Kinder da.

Gruppen streng getrennt

Es seien alle Gruppen in den Kolping-Kitas offen. Die Gruppen würden streng voneinander getrennt und hätten keine Kontakte untereinander. Auch die Außenbereiche würden streng voneinander getrennt.

Kleine Wohnungen

Claudia Schmidt kann verstehen, dass Eltern trotz des Appells der Landesregierung ihre Kinder in die Kita schicken. "Wenn mehrere Kinder zuhause in kleinen Wohnungen sind und die größeren Homeschooling machen müssen, wird es oft schwierig. Oder auch wenn Eltern arbeiten müssen."

Ein Balanceakt in den Familien

Es ist auf jeden Fall ein Balanceakt, wie die Mutter eines Kindergartenkindes der WAZ berichtet: "Wir haben das Glück, dass ich zum Großteil die Möglichkeit habe im Homeoffice zu arbeiten. Die Bürozeit lege ich auf die Nachmittage an denen mein Mann nicht in der Praxis ist." Mit einem Kita-Kind und einem Schulkind, sei Home Office allerdings alles andere als einfach und die Arbeit leide darunter. Um überhaupt konzentriert etwas machen zu können, laufe dann leider auch da Fernsehen eine Zeit lang. Viel mehr, als gewohnt.

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Fehlende soziale Kontakt

"Aber viel schlimmer als das, finde ich die fehlenden sozialen Kontakte für die Kinder. Die beiden fragen täglich nach ihren Freunden und vermissen die Kita und Schule", berichtet sie. Und weiter: "Wir haben Verständnis für die Entscheidung der Regierung, hoffen aber sehr, das gerade die Kinder bei denen das Zuhause nicht so schön ist, nicht mit großem Schaden aus der Pandemie gehen."

Treffen mit einem Freund

Der fünfjährige Sohn von Wolfgang Rosin ist seit Mitte Dezember nicht mehr in der Kita gewesen. "Wir können so arbeiten, dass die Betreuung funktioniert und haben zudem Unterstützung von den Großeltern des Kleinen", berichtet Rosin, der Vorsitzender des Jugendamtselternbeirates ist. Damit der Junge den Kontakt zu Gleichaltrigen nicht verliert, trifft er sich regelmäßig mit ein und denselben Freund. "Mit seiner Kindergartenfreundin videotelefoniert er auch. Da werden dann sich auch gegenseitig die Weihnachtsgeschenke gezeigt oder gemeinsam gebastelt. Als Erwachsener muss man schmunzeln, wie die Kleinen mit der Technik gekonnt umgehen."

Viele Fragen kommen auf

Beim Jugendamtselternbeirat laufen derzeit viele Fragen zu den möglichen zusätzlichen Krankheitstagen der Eltern auf. "Viele, besonders Menschen mit Migrationshintergrund verstehen das nicht", berichtet Rosin. Und obwohl Väter und Mütter jetzt zehn zusätzliche Krankentage nehmen können, werden werden manche diese nicht in Anspruch nehmen, weil sie Angst um ihren Job haben.

Elternbeiträge werden erlassen

Zumindest eine erfreuliche Nachricht gab es in den vergangenen Tagen für die Eltern von Kita-Kindern: Das Land NRW erlässt die Elternbeiträge für den Monat Januar. Weitere Berichte aus Velbert lesen Sie hier.