Velbert. Beschäftigte können sich bis zum 31. Januar für ein freiwilliges Ausscheiden melden. Weitere Umsatzrückgänge in der Autoindustrie erwartet.
Der Velberter Automobilzulieferer Huf (Hülsbeck & Fürst ) will 229 Stellen in seinen Velberter Werken abbauen. Zum 1. Dezember hat das Unternehmen Huf in Velbert ein Freiwilligenprogramm gestartet, bei dem sich Mitarbeiter bis zum 31. Januar zum freiwilligen Ausscheiden aus dem Unternehmen melden können. Der Stellenabbau soll im Laufe des nächsten Jahres erfolgen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit in Velbert noch rund 900 Mitarbeiter. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Hakan Civelek, 1. Bevollmächtigter der hiesigen IG Metall bedauerte den „Kahlschlagkurs“.
Gründe für den Abbau von Personal in Produktion und Verwaltung seien zum einen die Auswirkungen der Corona-Krise als auch die Krise in der Automobilindustrie, so Huf-Sprecherin Maria Lahaye-Geusen. Man hoffe darauf, dass Mitarbeiter freiwillig ausscheiden, um betriebsbedingte Kündigungen vermeiden zu können. Bereits Anfang des Jahres hatte Huf angekündigt mehr als 200 Stellen abbauen zu wollen. Nun werden noch weitere Arbeitsplätze gestrichen.
Insgesamt mehr als 9300 Mitarbeiter
1908 von Ernst Hülsbeck und August Fürst in Velbert gegründet, hat das Familienunternehmen heute Standorte in Europa, Amerika und Asien.
Die Huf-Grou p erzielte im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit über 9300 Mitarbeiter, davon rund 900 am Standort Velbert. Huf hat Werke unter anderem in Portugal, Nordamerika, Mexiko und in Fernost.
Restrukturierungsprogramm
Insgesamt habe sich das Unternehmen bislang in der COVID-19-Krise gut behauptet, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Dies sei vor allem einer raschen Ausweitung des bereits im Frühjahr 2019 gestarteten Restrukturierungsprogramms geschuldet. Schon damals hatte das Unternehmen ein Abfindungsprogramm gestartet.
Umsatzrückgänge erwartet
Mit umfangreichen Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter in den Werken sowie Maßnahmen zur Kostensenkung habe das Unternehmen viele negative Folgen der Pandemie kompensieren können, heißt es weiter. Angesichts zu erwartender Umsatzrückgänge in der weltweiten Automobilindustrie und gestiegenen Ergebnisdrucks werde Huf den Transformationskurs nun beschleunigen. In diesem Zusammenhang werde die Produktion am Stammsitz Velbert umfassend reorganisiert. Auch die Strukturen in Entwicklung und Verwaltung würden weiter ausgedünnt.
++Sie möchten keine Nachrichten aus Velbert mehr verpassen? Dann bestellen Sie unseren kostenlosen Newsletter. ++
Geringerer Personalbedarf
Das führe zu einem geringeren Personalbedarf und dem geplanten Abbau von 229 Stellen. „Wir können nicht davon ausgehen, dass der weltweite Automobilmarkt in absehbarer Zeit wieder das Niveau vor der COVID-19-Krise erreichen wird“, so Tom Graf, CEO der Huf-Group. „Wir stellen uns darauf ein, dass dies noch Jahre dauern wird. Daher müssen wir durch Effizienzsteigerung und weitere Kostensenkungen unsere Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten. Das gilt für alle unsere Standorte weltweit, aber vor allem für Hochlohnstandorte wie unseren Stammsitz Velbert, den wir von diesen Maßnahmen nicht ausnehmen können. Wir bedauern, dass in Velbert ein erneuter Stellenabbau unvermeidlich ist. Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern haben wir flexible, sozialverträgliche Lösungen ausgehandelt, um betriebsbedingte Kündigungen so weit wie möglich zu vermeiden“, erläuterte Graf. Zu diesen Lösungen gehöre ein Freiwilligenprogramm, das neben umfangreichen Abfindungsregelungen zusätzliche Prämien für den Abschluss von Aufhebungsverträgen vorsehe.
Kritik von der IG Metall
Die IG-Metall bedauerte den Schritt des Unternehmen. „Es wären auch andere Lösungen denkbar gewesen, beispielsweise Abweichungen vom Tarifvertrag“, sagte Civelek im WAZ-Gespräch. Doch darüber habe das Unternehmen nicht verhandeln wollen. Im Vergleich zum Beginn dieses Jahres werde die Zahl der Beschäftigten bei HUF bis Ende 2021 nahezu halbiert. Der Stellenabbau erfolge in einer kritischen Zeit, es sei für die Arbeitnehmer derzeit sehr schwer einen neuen Job zu finden. Auch für die Region sei die Entwicklung sehr schlecht. In den vergangenen zwölf Monaten seien bei den fünf größten Velberter Unternehmen 1250 Stellen verloren gegangen, führt der Metaller aus. Weitere Berichte aus Velbert lesen Sie hier.