Velbert-Mitte. Elf Geburten an einem Tag, das ist auch für das Helios Klinikum ein Rekord. Im Kreißsaal herrscht auch so derzeit Ausnahmezustand – coronabedingt.
Der 12. November 2020 wird wohl in die Geschichte des Helios Klinikums Niederberg eingehen: An diesem Datum sind in der Abteilung Geburtshilfe elf Säuglinge geboren, ein absoluter Spitzenwert. Normalerweise, so eine Kliniksprecherin, würden durchschnittlich zwei bis fünf Kinder dort täglich das Licht der Welt erblicken. ++Sie möchten keine Nachrichten aus Velbert mehr verpassen? Dann bestellen Sie unseren kostenlosen Newsletter.
Geburtenzahlen stark schwankend
Von einem coronabedingten Babyboom zu sprechen wäre aber nicht richtig. „Die Geburtenzahl schwankt extrem . Wir hatten zum Beispiel innerhalb der kompletten ersten Novemberwoche nur 19 Geburten“. Immer wieder wurde darüber spekuliert, wie und ob sich der erste Lockdown im Frühjahr auf die Anzahl der Schwangerschaften auswirken würde.
Einen eindeutigen Trend können aber weder das Krankenhaus noch freiberufliche Hebammen erkennen. „Wir haben generell immer mehr Anfragen als Kapazitäten “, erklärt Deborah Ann Cosmades, seit 25 Jahren als Hebamme in Velbert tätig, „was ich sagen kann ist, dass mich für den Januar sehr viele Anfragen erreicht haben, dagegen sieht es im Februar noch ganz entspannt aus.“ Auch Hebamme Michaela Xavier Teixeira kann nicht wirklich einschätzen, ob der Lockdown sich in den anstehenden Monaten in der Geburtshilfe widerspiegeln wird.
Hausgeburt verstärkt gewünscht
Dennoch haben beide Geburtshelferinnen etwas anderes festgestellt: Werdende Eltern denken verstärkt über ein Hausgeburt nach. „Das liegt nicht an der Angst, sich vielleicht mit Corona zu infizieren, sondern einzig und allein daran, dass sie Angst haben, eventuell ohne familiäre Unterstützung entbinden zu müssen“, erklärt Teixeira. Das Helios-Klinikum kann dazu nichts sagen, verzeichnet aber einen Anstieg an frühzeitigen Entlassungen nach der Geburt – was daran liegt, dass derzeit auf den Stationen keine Besucher empfangen werden dürfen. Einzige Ausnahme ist einmal täglich ein stündlicher Besuch des frischgebackenen Vaters zwischen 16 und 19 Uhr.
Partner darf bei Geburt anwesend sein
Während der Geburt im Kreißsaal darf der Partner oder eine andere enge Vertrauensperson anwesend sein, sofern sie gesund ist und keinerlei Kontakt zu Covid-19-Patienten oder SARS-CoV2-Getesteten gehabt hat. Die werdende Mutter wird, wie alle Patienten, bei ihrer Aufnahme standardmäßig auf den Coronavirus getestet. Da Geburten aber recht schnell nach Eintreffen im Krankenhaus beginnen können und daher manchmal noch kein Testergebnis vorliegt, werden alle Frauen unter der Geburt als potenziell positiv eingestuft.
Besondere Sicherheitsvorkehrungen im Kreißsaal
Hebammen leiten Kreißsaal und Wöchnerinnenstation
Seit mehr als 12 Jahren gibt es im Klinikum Niederberg den hebammengeleiteten Kreißsaal, seit rund einem Jahr nun auch die hebammengeleitete Wöchnerinnenstation .
Der hebammengeführte Kreißsaal in Velbert war der erste in ganz NRW – die Bedeutung liegt darin, dass ausschließlich die Geburtshelferinnen den Geburtsverlauf bei Frauen überwachen, die kein erhöhtes Risiko haben. Im Notfall steht aber immer ein Arzt zur Verfügung . Mit der Idee wird dem Wunsch vieler werdender Eltern nach mehr ungestörter Atmosphäre unter einer Geburt Rechnung getragen.
„Das bedeutet, dass im Kreißsaal besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, das heißt die Mitarbeiter arbeiten, neben den geltenden Hygienemaßnahmen, mit zusätzlicher Schutzausrüstung“, informiert die Krankenhaussprecherin, „und es ist angestrebt, das Personal, das direkt mit der Patientin in Kontakt kommt, also Ärzte und Hebammen, unter der Geburt nicht zu wechseln“.
Frauen, die bereits positiv getestet sind und Krankheitssymptome aufweisen, sollten sich nach Möglichkeit vor Eintreffen im Klinikum telefonisch unter 02051 9821711 anmelden. In diesen Fällen sollten die werdenden Mütter, so die Sprecherin, dann nicht über den normalen Eingang in den Kreißsaal gelangen, sondern den Weg durch die Notaufnahme nehmen.