Velbert-Mitte. Der BUND beklagt sich über angeblichen Kahlschlag in Velberter Wäldern – die Stadt weist die Vorwürfe zurück.
Der Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Velbert und Ratsmitglied der Grünen, Carsten Haider, hat sich in einem offenen Brief an Velberts Bürgermeister Dirk Lukrafka gewandt. Darin beklagt er „die massiven Baumfällungen im Langenhorster Wald und im Offerbusch.“
So seien nicht nur kranke Bäume gefällt worden, sondern „größtenteils auch vitale alte Buchen“. Auch Jungaufwuchs sei „anscheinend willentlich zerstört“ worden. Hinsichtlich der Ahorn-Bäume im Langenhorster Wald habe es darüber hinaus Bürgerbeschwerden gegeben, „da die vermeintlich kranken Bäume nicht entsprechend den Handlungsanweisungen für Rußrindenkrankheit gefällt und sofort abtransportiert wurden“. Hierdurch sei eine Gefährdung durch herumfliegende Pilzsporen für die direkt benachbarte Siedlung entstanden.
Wald sichert eigenes Überleben
Haider stellt die Baumfällungen in einen größeren Zusammenhang: Seit einigen Jahren sei bekannt, dass der deutsche Wald durch die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels stark geschädigt, erkrankt oder im Überlebenskampf ist.
„Ein Buchenforst wie der Offerbusch erzeugt sein eigenes Wald-Innen-Klima. Hierdurch sichert er sein Überleben – durch den Schutz vor zu starker Aufheizung und damit verbundener starker Verdunstung bzw. hohem Wasserverlust“, so Haider.
Entferne man „derart große Teile des Kronendaches durch Kahlschläge“, könne dieses Klima nicht mehr aufrecht erhalten werden. Der restliche Forst werde zusätzlich geschwächt und die Bäume sterben/„verdursten“ schneller. Außerdem werde durch die „systematische Zerstörung der Stadtforste“ dem innerstädtischen Klima „ein nicht wieder gutzumachender Schaden zugefügt“.
Stadt weist Anschuldigungen zurück
„Die Anschuldigungen werden zurückgewiesen. Die Fällung von Bäumen in den vergangenen beiden Jahren war und ist zum Schutze der Bürger und der Aufrechterhaltung der Sicherheit in den Wäldern unbedingt erforderlich“, lautet die Antwort der Stadt Velbert.
Gefällt würden in den Waldrandlagen die nicht mehr standsicheren Bäume mit hohem Gefahrenpotenzial. Die Gefahr sei real, schließlich sei im vergangenen Frühjahr beim Sturm „in belaubtem Zustand eine gesunde Buche in die Garagen der Blumenstraße gefallen“, argumentiert die Stadt und betont ausdrücklich: „Ein Kahlschlag findet nicht statt.“
Bäume stärker geschädigt als bekannt
Im Bereich des Höhen- und Waldwegs sei Anfang Oktober mit der Beseitigung abgestorbener Bäume begonnen worden. Zu Beginn der Arbeiten sei festgestellt worden, „dass das Ausmaß der Holzschwächung durch Weiß- bzw. Moderfäule stärker fortgeschritten war als zuvor gedacht“, erläutert die Stadt. Insbesondere beim Ahorn trat zudem erneut die Rußrindenerkrankung auf, so dass die betroffenen Exemplare mitgefällt wurden.
Den Vorwurf, nicht sachgemäß gearbeitet zu haben, weist die Stadt ebenfalls zurück: „Die Empfehlung von Anfang 2020 bei einzelbaumweisem Befall und bei Bäumen schwächerer Dimensionen lautet, diese im Bestand liegend verbleiben zu lassen.“
Dadurch werde die Verrottung beschleunigt. „Die Arbeitsbereiche wurden entsprechend abgesichert und während der Fällungen wurden die betroffenen Fällorte kurzfristig gesperrt. Eine Gefährdung Dritter bestand nicht“, betont die Stadt.
Dürrejahre haben den Wäldern zugesetzt
Zum Hintergrund: Drei Dürrejahre in Folge haben nicht nur viele Fichten absterben lassen, sondern auch immer mehr Buchen sterben. Auslöser des Baumsterbens ist bereits das Dürrejahr 2018, dessen Folgen sich bei den Buchen mit Zeitverzögerung zeigten.
Auch in Velberts Wäldern sind überall diese starken Vitalitätsverluste erkennbar, sehr deutlich auf den Kuppen. Die TBV haben veranlasst, dass die relevanten Bereiche in den städtischen Wäldern und Grünanlagen regelmäßig geprüft werden. Die Kontrollen erfolgen durch zertifizierte Baumkontrolleure, die entsprechend geschult und geprüft wurden.
Drittes trockenes Jahr in Folge
In diesem Jahr hat es in Deutschland viel zu wenig geregnet. Vor allem der April war sehr trocken: Nach Angabe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war er der sonnigste sowie der dritttrockenste April seit Messbeginn in Deutschland im Jahr 1881.
Mit knapp 17 Litern Niederschlag pro Quadratmeter erreichte er kaum ein Drittel seines Solls von 58 Litern pro Quadratmeter. An zahlreichen Messstationen des DWD, vor allem im Süden und der Mitte Deutschlands, fiel vom 1. bis zum 27. April 2020 gar kein messbarer Niederschlag.