Velbert. In der Velberter Partnerkommune hat das Virus nicht wie andernorts in Frankreich gewütet. Trotzdem bleiben die Maßnahmen erhalten

Bereits seit Mitte der Sechzigerjahre verbindet die Stadt Velbert eine enge Partnerschaft mit der westfranzösischen Kleinstadt Châtellerault. Doch wo normalerweise Menschen an den Ufern der Vienne spazieren, herrschen in diesem Sommer andere Verhältnisse. Denn mit gut 344 000 Corona-Erkrankten gehört Frankreich in Europa zu den so genannten Hotspots. Erst kürzlich erließ das Auswärtige Amt Reisewarnungen für die Regionen Île-de-France (samt Paris) und Provence-Alpes-Côte-d’Azur.

„Wenige Menschen sind gestorben“

In Châtellerault aber, sagen sie in der Stadtverwaltung, sei man bisher noch recht glimpflich davongekommen. Die 33 000-Einwohner-Stadt gehöre zu einem Department – Vienne –, das bisher von der „ersten Welle relativ verschont geblieben“ sei, besonders im Vergleich mit der Hauptstadtregion und der Region „Grand Est“, direkt an der deutschen Grenze. Obwohl die Stadtverwaltung keine Zahlen nennt, erklärt sie auf schriftliche Anfrage, die Jacques Raynaud, in Châtellerault verantwortlich für Internationale Beziehungen, übersetzt und weitergegeben hat: „Bisher sind sehr wenige Menschen in der Stadt an Corona gestorben.“

Zahlreiche Hygienemaßnahmen

Seit mehr als 50 Jahren besteht die Partnerscahft mit dem französischen Châtellerault. Susanne Susok ist Ansprechpartnerin für Stadtpartnerschaften in der Stadtverwaltung.
Seit mehr als 50 Jahren besteht die Partnerscahft mit dem französischen Châtellerault. Susanne Susok ist Ansprechpartnerin für Stadtpartnerschaften in der Stadtverwaltung. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

In der Velberter Partnerstadt erleben die Menschen gerade – ähnlich wie in der Schloss-Stadt selbst – die Wiederaufnahme des öffentlichen Lebens. Seit Anfang Juni sind die kommunalen Dienste wieder komplett geöffnet, allerdings unter Einschränkungen: Mit Personenbeschränkungen und den überall ähnlichen Hygienemaßnahmen wie dem Masketragen und dem obligatorischen Desinfizieren der Hände. Doch das ist schon ein großer Fortschritt zu der Zeit im Frühjahr.

„Tragen der Maske ist Standard geworden“

Damals war die Bewegungsfreiheit der Franzosen zwei Monate lang massiv eingeschränkt und auch die kommunalen Dienste in Châtellerault hatten nur die wenigsten Dienstleistungen angeboten. Grundsätzlich, sagen sie in der Stadt, seien die Einwohner gut mit den ihnen auferlegten Maßnahmen umgegangen. Das Tragen einer Maske etwa sei in den Standard übergegangen, mittlerweile „scheint es den Bewohnern nach Aufhebung des Lockdowns gut zu gehen“.

Mehrere Austauschprogramme

Zwischen Velbert und Châtellerault finden immer wieder verschiedene Austauschprogramme statt: So gibt es einen florierenden Schüleraustausch, auch einen Freundschaftsverein hat sich gegründet.

In diesem Jah r sind die Veranstaltungen mit den Partnerstädten – wie das Europafest – pandemiebedingt ausgefallen. Ob sie wiederholt werden können, steht noch nicht fest.

Wirtschaft leidet unter Corona

Sorgen aber seien durchaus ebenfalls noch vorhanden: vor allem die Wirtschaft leidet unter Corona; genau wie der Sommer. Denn Frankreich ist ein typisches Tourismus-Land. Nicht nur ausländische Reisende besuchen die kristallklaren Gewässer der Côte d’Azur oder werfen sich in die Wellen des Atlantiks, auch Einheimische verreisen oft innerhalb ihres eigenen Landes.

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Damit der Sommer 2020 trotzdem zufriedenstellend über die Bühne gebracht werden kann, hat sich die Stadtverwaltung in Châtellerault besondere Maßnahmen einfallen lassen: Über 200 verschiedene Veranstaltungen wurden geschaffen, alle aber auf zehn Teilnehmer begrenzt. „Zwischen dem 6. Juli und dem 29. August wurden 200 verschiedene kulturelle und sportliche Veranstaltungen an über vierzig Orten durchgeführt“, heißt es. „Die Kommune ist sich bewusst darüber, dass der Sommer 2020 ein ganz besonderer ist.“

Damit dieser Sommer der einzige seiner Art bleibt, wünscht sich die Stadtverwaltung, dass die Maßnahmen fruchten. Einen Rückfall, und damit einen neuen Lockdown, wolle man unbedingt verhindern.