Velbert. Gebrüder Altan hatten zum elften Comedyabend Open Air ins Industriegebiet eingeladen. Diesmal wurde besonders viel gelacht, eine gute Show.

Der Lockdown setzt den Künstlern zu, keine Frage. Super, dass sie wieder die Bühnen beleben dürfen – selbstverständlich mit Auflagen. So auch die Macher der Schlüssel Comedy Bora und Onur Altun. Ihre Bühne: ein LKW. Ihr Theater: der „Behringer Kunststoff“-Hinterhof im Industriegebiet. Ihr Publikum: Rund 100 Zuschauer feiern Bora und seine Gäste Costa Meronianakis, Nizar sowie Tobi Freudenthal unter einem Blechdach.

Neben dem feinen Gefühl für ausgefallene Locations, scheinen Bora im Lockdown die Witze im Hals stecken geblieben zu sein, die nur darauf warteten, in einem Feuerwerk aus Standup und Vorbereitung aus ihm heraussprühen. Klar, neben seiner Berufung als Comedian obliegt ihm die Rolle des Putzmannes, der für die Desinfektion der Mikros zuständig ist. Sein Kontrolleur ist Mr. Big Flow, der treue DJ der Schlüssel Comedy – von Beginn dabei. „Ihr habt die Karten vorher gekauft und kommt trotzdem zu spät?“ fragt Bora gleich zu Beginn ein Paar. Unfassbar für ihn, auch, dass Decken mitgebracht werden. „Krass deutsch“, urteilt er.

Ein Pulli gegen die Kälte

Um es vorweg zu nehmen, die Temperaturen sinken gefühlt mit jeder Minute in den einstelligen Bereich. Seinen Pulli übergibt er sodann einer Dame gegen die Kälte. Die besten Wärmestrahlen kommen jedoch von der Bühne: erster Gast ist Costa Meronianakis. Ein Deutscher mit griechischem Namen, einer Wollmütze und nuschelnder Mutter. Der Mittvierziger zeigt sich als amüsierter Beobachter, bisweilen etwas fassungslos und politisch.

Über spitz gefeilte Nägel

„Warum muss man sich 2020 als schwul outen?“ Als bekennender Feminist und Freund des Geschlechtsverkehrs vergnügt er sich über Frauen, die Extentions auf den Lidern tragen, die so schwer sind, dass die Augen fast zufallen und mit ihren spitz gefeilten Nägeln Nachrichten auf ihrem Handy klopfen. Die scheinbar albernen Bewegungen führt er zur Freude des Publikums wunderbar vor.

Dieser LKW diente diesmal als Bühne.
Dieser LKW diente diesmal als Bühne. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Neben dem Comedian mit griechischen Wurzeln ist Nizar mit tunesischen Wurzeln zu Gast. Er wird wegen seiner Größe etwas gefoppt, mit Hilfe längerer Melodien von Mr. Big Flow sowie einem gekonnten DJ-Tusch, holt er zum Gegenschlag aus. „Es gibt einen Unterschied zu deiner Mutter: Ich bin behaarter.“ Bei ihm ist es der Vater, dem er seinen Beruf erklärt. „Ich versuche Menschen zum Lachen zu bringen.“ „Dann bist du ein Clown“, mutmaßt der Erzeuger. Der, wie Bora, erklärter Single, offenbart eine zweite Profession: Beziehungsbeobachter. „Alle Frauen reden mit ihrem Mann als wäre der geistig behindert.“

Das beglückte Publikum

Seine Geschichte, die sich mit Anweisungen verabschiedende Frau, beglückt das Publikum, die Herren nicken und glucksen. Die Frauen staunen und verstehen nun, warum Männer sich nicht das Essen warm machen, sondern etwas bestellen. Ähnlich amüsant, sein Auftritt mit Hugo Egon Balder und Mike Krüger, wo er sich einem Witzeduell mit der Supernase geben musste. Nizar verliert das Duell und nutzt die Geschichte als gelungene Comedy.

Die Zuschauer waren begeistert, trotz der oftmals schattigen Temperarturen.
Die Zuschauer waren begeistert, trotz der oftmals schattigen Temperarturen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Bekannt als Quoten-Deutscher

Bekannt als Quoten-Deutscher der Schlüssel Comedy #1 ist Tobin Freudenthal. Zum dritten Mal in Velbert. Seit wenigen Tagen ist er 36 Jahre, sagt er bekümmert. Früher hätte er seine Haarpracht nach hinten gekämmt, heute hole er sie nach vorne und in wenigen Jahren wahrscheinlich zur Seite. Das Älterwerden scheint ihm zuzusetzen. Begegnete er früher seinem Kater mit einem Konterbier und ging danach zum Training, krieche er heute wie der Glöckner von Notre Dame zwischen Kühlschrank und Bett.

Publikum begeistert

Schlüsselcomedy #11 begeistert das Publikum. Verglichen mit den anderen Shows ist besonders viel gelacht worden, die Interaktion mit dem Publikum ein Genuss. Vielleicht sogar die beste Show, seit Mai 2018. Keine Ausfälle und keine Grenzüberschreitungen, im Gegenteil: Kopf, Herz und Bauch sind hervorragend eingeheizt worden, nur von unten kroch so langsam die frühherbstliche Kälte hoch.