Langenberg. Das Kulturleben in Langenberg nimmt Fahrt auf: Organisiert von der Windrather Talschule gab es nun Theater auf dem Alten Pferdemarkt.

Rund um das weiße Zelt neben dem Spielplatz an der Straße des 17. Juni riecht es nach Popcorn, Menschen stehen Schlange am Kassenhäuschen, Vorfreude liegt in der Luft. „Der Eisenhans“ steht auf dem Programm, gespielt vom Theater-Ensemble „Nicole et Martin“, die diesmal als dritten Schauspieler ihren Sohn Sacha an ihrer Seite haben.

Die drei verzaubern ihr Publikum, das auf Bänken im Rund des Zeltes sitzt, von Anfang an. Der „wilde Mann“, soeben gefangen, sitzt in einem Käfig, überredet den Königssohn, in freizulassen und nimmt ihn mit in den Wald. Dort soll er den Brunnen hüten, der alles, was in ihn hineinfällt, zu Gold werden lässt, doch der Junge ist unachtsam und muss gehen. Jedoch, so verspricht ihm der Eisenhans, werde er ihm in der Not zur Seite stehen.

Nur wenige Requisiten benötigt

Das Duo Nicole und Martin erzählte die Geschichte „Der Eisenhans“ – die Langenberger waren begeistert.
Das Duo Nicole und Martin erzählte die Geschichte „Der Eisenhans“ – die Langenberger waren begeistert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Es sind nur wenige Requisiten, mit denen die Schweizer Nicole und Martin Gubler Schranz ihr Publikum in den Bann ziehen. Ein Ball, ein paar Tücher, ein Schlüssel, ein großer Eisenring und ein „Hochsitz“ werden zu Käfig, Thron, Fenster und Brunnen.

Aber es ist nicht nur das Märchentheater, das die Augen strahlen lässt, auch Musik, Gesang, Tanz und Artistik kommen dazu. Die Künstler nutzen Flöte, Akkordeon, Harfe, Kontrabass und Trompete, sie singen auf französisch und deutsch, fahren Einrad, faszinieren beim Balancieren und bei der Tuchakrobatik und nicht zuletzt bei den artistischen Elementen.

Publikum hält den Atem an

Wenn Sacha auf einer hochgestreckten Hand seines Vaters steht, wenn Nicole mit einem Fuß auf Martins Kopf balanciert, dann halten Kleine wie Große den Atem an. Die drei spielen mit Herz und Seele, das Publikum wird hineingezogen in das Märchen, verfolgt den Werdegang des Königssohns vom Tellerwäscher über den Gärtnerjungen bis zum glorreichen Ritter, der das Königreich rettet.

Akrobatik, Tanz und Musik gehören zu den Inszenierungen der Schweizer dazu.
Akrobatik, Tanz und Musik gehören zu den Inszenierungen der Schweizer dazu. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Eben jener Königssohn wird zunächst von Sacha, dann als Jüngling von Nicole und als Mann von Martin Gubler Schranz gespielt – von allen gleich überzeugend, mit Engagement und viel Gefühl. Auch an Wortwitz mangelt es nicht, so beispielsweise, als der Königssohn um die Hand der Prinzessin anhält. „Na gut“, sagt der alte König, und ergänzt dann schnell und modern: „Wenn sie auch will!“

Zuschauer dürfen mitmachen

Die Zuschauer dürfen auch mitmachen: Sie werden als Ritter mit Helmen ausgestattet, pflanzen einen Blumengarten und singen das Hochzeitslied mit, werden so Teil des Stücks. „Ich fand es toll, dass die Schauspieler immer ganz deutlich gezeigt haben, wie sich die Personen im Stück gerade fühlen, ob sie Angst haben oder traurig oder fröhlich sind. Und die ganzen Kunststücke haben mir auch sehr gut gefallen“, sagt die achtjährige Flora begeistert.

So wie ihr geht es allen: Der Applaus ist groß, stehend bedankt sich das Publikum für die Aufführung, die von der Windrather Talschule mitorganisiert wurde. Dass Corona auch und gerade am Theater nicht spurlos vorbeigeht, macht Martin Gubler Schranz bei der Verabschiedung deutlich – „auf den Bänken mussten Lücken bleiben, die finden wir auch in unserem Portemonnaie wieder. Wer mag und kann, darf gerne spenden.“

Zweiter Auftritt am Sonntag

Das Velberter Publikum konnte sich auch noch über einen zweiten Auftritt freuen, am Sonntag spielte das Theater das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“. Nähere Infos zu den Produktionen und dem Theater finden sich auf www.nicole-et-martin.ch.

In 21 Jahren von 1999 bis 2020 fanden 2883 Aufführungen an 576 Orten in 15 verschiedenen Ländern statt. Die fünf Theaterstücke werden in acht verschiedenen Sprachen gespielt.