Langenberg. Die Doppstadt Umwelttechnik GmbH aus Velbert-Langenberg setzt die 2019 erarbeitete Unternehmensstrategie um. Dazu gehört auch eine Neugründung.

Das orangefarbene Logo mit dem schwarzen Schriftzug ist von der Nierenhofer Straße aus gut zu sehen, doch erst beim Einbiegen in den Steinbrink wird klar, wie groß das Areal von Doppstadt eigentlich ist.

Die Unternehmensgruppe wird in zweiter Generation von Ferdinand Doppstadt geführt, und liefert mobile und stationäre Maschinen in alle Welt. Diese Maschinen, etwa Schredder, sind im Recycling im Einsatz: sie zerkleinern und trennen Müll, Grünschnitt oder Bauschutt, so dass das Material anschließend weiter- oder wiederverwertet werden kann.

Strategie wird regelmäßig überprüft

Gerade sind die Nierenhofer dabei, die 2019 formulierte Unternehmensstrategie umzusetzen. Gehen solche Umstrukturierungen in der Wirtschaft immer wieder auch mit Sparmaßnahmen einher, ist das bei dem Nierenhofer Unternehmen anders.

„Wir überprüfen regelmäßig unsere Strategie: Wo wollen wir in fünf Jahren hin? Was müssen wir tun, um diese Ziele zu erreichen?“, erläutert Dr. Konrad Kerres. Er ist Geschäftsführer der neu geschaffenen Langenberg Innovation Group (LIG), hinter der auch Unternehmens-Chef Ferdinand Doppstadt steht. In der LIG bündeln sich künftig Unternehmen und Marken aus den Geschäftsfeldern Recycling, Minerale & Rohstoffe, Bioenergie, Wasser, Metall sowie Dienstleistungen.

Corona hat Spuren hinterlassen

„Bereiche, in denen die Kompetenzen eher bei der LIG liegen, werden dorthin verlagert. Doppstadt Umwelttechnik fokussiert sich ausschließlich auf Recycling“, sagt Kerres, der auch Geschäftsführer der Doppstadt Umwelttechnik GmbH ist. „Wenn wir etwas machen, dann richtig“, unterstreicht er.

„Diese Strategie ist für Doppstadt die Richtige“, ist er überzeugt. „Durch Corona haben wir nur einige Schritte vorgezogen.“ Denn die Pandemie ist auch an dem Nierenhofer Unternehmen nicht spurlos vorüber gegangen. Am Standort Calbe südlich von Magdeburg – hier ist die Produktion angesiedelt – musste das Unternehmen Kurzarbeit anmelden.

Der Inventhor ist eines von zwei erst vor Kurzem am Markt eingeführten Modellen. Trotz Corona-Krise hat das Unternehmen die neuen Maschinen präsentiert.
Der Inventhor ist eines von zwei erst vor Kurzem am Markt eingeführten Modellen. Trotz Corona-Krise hat das Unternehmen die neuen Maschinen präsentiert. © Doppstadt

Auslandsgeschäft gestaltet sich schwierig

„Dort läuft die Produktion aber langsam wieder an“, sagt Kerres, „dieses Instrument hat Doppstadt gut durch die Krise gebracht.“ Schwierig gestalte sich derzeit aber das Auslandsgeschäft, zwischen 70 und 80 Prozent der Geschäfte wickeln die Nierenhofer nicht in Deutschland ab.

„Wenn die Grenzen geschlossen sind und unsere Händler die Kunden nicht besuchen können, wird es natürlich eng“, sagt Gerd Schreier, Geschäftsführer Vertrieb der Doppstadt Umwelttechnik GmbH.

Inlandsgeschäft läuft gut

Immerhin laufen aber die Schulungen für die Kunden weiter, nur eben digital. „Der Vertrieb ist jetzt besonders aktiv, um die Kunden zu pflegen“, lobt Konrad Kerres seinen Kollegen Schreier.

Gut laufe es hingegen im Inland: „Viele unserer Kunden zerkleinern Grünschnitt. Und das hat in der Krise zugenommen“, sagt Gerd Schreier. „Die Leute haben gerade mehr Zeit und haben sich in die Gartenarbeit gestürzt.“

Neben Recycling laufen die Geschäfte im Bereich Mineral & Rohstoffe ebenfalls gut weiter. Große Baun- und Infrastrukturprojekte werden weiter umgesetzt, ergänzt Konrad Kerres. „Zum Beispiel werden in NRW jede Menge Brücken saniert.“ Auch da kommen Maschinen aus der Unternehmensgruppe zum Einsatz.

Thema Recycling wird immer wichtiger

Diese Aufnahme stammt von der GKR Kompostierungsanlage und zeigt ein Beispiel, wie die Maschinen von Doppstadt zum Einsatz kommen.
Diese Aufnahme stammt von der GKR Kompostierungsanlage und zeigt ein Beispiel, wie die Maschinen von Doppstadt zum Einsatz kommen. © WAZ FotoPool/Archiv | Detlev Kreimeier

Aber, so ganz durch ist das Thema Corona natürlich noch nicht: „Unsere größte Sorge wäre ein zweite Welle“, sagt Konrad Kerres, „wenn es aber so bleibt wie bisher, dann sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen.“

Denn, da sind sich die beiden Geschäftsführer einig, das Thema Recycling hat Zukunft. „Müll wird es immer geben“, sagen sie. Und weil es immer mehr Menschen und gleichzeitig immer weniger Rohstoffe gibt, werde Recycling zunehmend wichtiger.

Prozess, keine Sparmaßnahme

„Wir müssen natürlich jedes Jahr nachdenken und uns den Herausforderungen stellen“, fährt Kerres fort. „Wir haben uns auch schon vor Corona regelmäßig neu ausgerichtet und das wird sich auch nach Corona nicht ändern.“ Dazu gehöre, dass auch „manche Produkte aus dem Doppstadt-Portfolio rausgenommen werden.“

Das betreffe aber die Mitarbeiter nicht, „denn auch für neue Produkte brauchen wir ja Mitarbeiter.“ Kurz gesagt: Die Zusammenlegung der einzelnen Marken gehöre zu einem Prozess und sei keine Sparmaßnahme. Entlassungen oder Kündigungen werde es nach heutigem Stand deswegen nicht geben.

Unternehmen setzt auf Wachstum

Dafür fahre das Unternehmen eine klare Wachstumsstrategie: „Die LIG beteiligt sich an Firmen, die strategisch zu ihr passt“, sagen Konrad Kerres und Gerd Schreier. Denn: „Nicht der stärkste überlebt, sondern wer sich am schnellsten anpasst.“ Deswegen sei sie auch „guter Dinge“ und hätten eine positive Einstellung. Auch „wenn dieses Jahr nicht so gut gelaufen ist.“

Das Unternehmen

Werner Doppstadt hat das Unternehmen 1965 als landwirtschaftlichen Lohnbetrieb gegründet, fünf Jahre später erfolgte die Umwandlung zum Anbieter von Agrar- und Umwelttechnik.

Inzwischen hat Doppstadt rund 800 Mitarbeiter, davon alleine 240 in Nierenhof. Produziert wird in Calbe, dort sind weitere 400 Beschäftigte angestellt.

Verkaufs- und Servicepartner von Doppstadt sind auf allen Kontinenten vertreten, unter anderem in den USA, in Brasilien, in Südafrika, in Japan und Australien.