Velbert. Der Velberter mit türkischen Wurzeln tritt für die UVB als Bürgermeisterkandidat an. Er will vor allem die Arbeit der Verwaltung neu aufstellen.

Politik hat ihn schon als Jugendlichen interessiert, deshalb ist er zu den Jungsozialisten gekommen. In diesem Herbst bewirbt sich Cem Demircan um das Bürgermeisteramt, allerdings für die Wählergemeinschaft Unabhängige Velberter Bürger (UVB).

Für die Sozialdemokraten saß er auch schon im Rat, seit 2004 ist Cem Demircan in dem Gremium vertreten, war sogar Mitarbeiter eines Landtagsabgeordneten. Doch dann fühlte er sich in und vor der großen Partei nicht mehr vertreten, schloss sich der Wählergemeinschaft an, für die der 48-Jährige nun als Bürgermeisterkandidat in den Ring steigt.

Kandidatur passt nicht jedem

Der Wirtschaftsinformatiker hat türkische Wurzeln. Seine Kandidatur passt nicht jedem in der Stadt, Demircan hat mit Ressentiments zu kämpfen. „Für viele bin ich immer nur der Türke“, berichtet er. Seit den Anschlägen von 9/11 habe sich die Stimmung gegen Muslime insgesamt verschärft, die Politik des türkischen Staatspräsidenten Erdogan tue ihr übriges dazu. „Ich habe den Eindruck, dass die Ressentiments im Vergleich zu meiner Kandidatur 2014 stärker geworden sind“, stellt er fest.

Lange Wartezeiten für einen Termin

Warum er trotz dieses Gegenwindes kandidiert? „Weil ich finde, dass der Bürgermeister ein Kümmerer und ein guter Zuhörer sein sollte“; sagt Demircan. „Zugleich möchte ich eine andere Art von Verwaltung in der Stadt haben“, führt er weiter aus. Die Bürger sollten dort mit dem Gefühl hingegen, hier wird mir geholfen. Die Aufgaben sollten mehr gebündelt werden, so „dass die Akten im Amt umherwandern und nicht der Mensch“. Zudem dürfe es nicht sein, dass die Bürger, wie derzeit, sechs Wochen auf einen Termin im Amt warten müssten, um sich in Velbert anzumelden, einen Personalausweis oder ein Führungszeugnis zu beantragen. „Das muss sich ändern“, so Demircan. Vielleicht könnten die Bürger ja ihre Daten selbst in Formulare eingeben, so dass die Sachbearbeiter dies nicht mehr machen müssten. Damit könnten die Angestellten in der Behörde Zeit sparen. Er wünscht sich mehr Transparenz in der Verwaltung, damit Bürger nicht mehr den Eindruck von „denen da oben“ hätten.

Übergreifendes Konzept gefordert

Alle Schüler sollten nach Demircans Auffassung mit den gleichen Tablets ausgestattet werden.
Alle Schüler sollten nach Demircans Auffassung mit den gleichen Tablets ausgestattet werden. © dpa | Julian Stratenschulte

In der Stadtentwicklung, eines seiner Spezialthemen, wünscht sich Demircan, ein übergreifendes Konzept. „Wir haben viele Einzelkonzepte, aber der rote Faden fehlt mir da ein wenig“, so der Bürgermeisterkandidat. Es müsse ein Gesamtkonzept für die Bereiche Wohnen, Verkehr und Bauland geben. Da seien Visionen durchaus erlaubt: „Manchmal schaden die nämlich nicht“. „Die Verantwortlichen in der Stadt sollten sich an einen Tisch setzen und darüber nachdenken, wo man in 15 Jahren sein wolle mit der Stadt.

Im Bildungsbereich nicht sparen

Ein wichtiger Punkt sei auch der Klimawandel. Hier müsse man die Menschen mitnehmen und schrittweise vorgehen – auch weil die Klimamaßnahmen ja auch ins Geld gingen.

Im Bildungsbereich hingegen, so Demircan, solle man nicht sparen. So sollten alle Schüler die gleichen Tablets bekommen, damit alle – ob arm oder reich – die gleichen Lernvoraussetzungen hätten. Und natürlich sollten auch alle Schulen so ausgestattet sein, dass digitales Unterrichten gut möglich ist.

„Sehen, wo es hakt“

Was er an seinem ersten Tag als Bürgermeister machen würde? „Ich würde mich anfangs jeden Tag neben einen Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin der Verwaltung setzen, um zu sehen, was sie Mitarbeiter tun müssen und wo es hakt.“ Hier lesen Sie weitere Artikel aus Velbert.

Die Wahl am 13. September

Am 13. September ist Kommunalwahl in NRW. In Velbert bewerben sich acht Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters – mit dabei ist ein unabhängiger Kandidat. Um die Sitze im Velberter Stadtrat bewerben sich neun Parteien.

Außerdem werden Kreistag und Landrat gewählt. Sollten bei der Landrats- oder Bürgermeisterwahl durch keinen Bewerber eine absolute Mehrheit (50,1 Prozent) erzielt werden, so kommt es zwei Wochen später (am 27. September 2020) zu einer Stichwahl.