Velbert. Vor allem in Biotonnen und gelben Säcken stecken Dinge, die dort gar nichts zu suchen haben. Aber ganz machtlos sind die TBV Velbert nicht.

Den Deutschen eilt der Ruf voraus, das Mülltrennen zur Wissenschaft erhoben zu haben und beim pingeligen Sortieren geradezu meisterlich zu sein. Damit ist es in der Realität allerdings nicht unbedingt weit her. Das zeigt nicht nur eine Studie des Umweltbundesamtes, die kürzlich gravierende Mängel im Bereich Restmüll aufgedeckt hat. Das wissen aus ihrem Alltag mindestens ebenso gut auch die Praktiker der Technischen Betriebe Velbert (TBV). „Das Hauptproblem“, sagt Michael Jordan (Teamleiter Müllabfuhr), „ist der Biomüll.“

Kompostierbare Tüten verrotten viel zu langsam

Biotonnen – hier ein Beispiel aus dem Alltag – machen nach TBV-Angaben die größten Probleme.
Biotonnen – hier ein Beispiel aus dem Alltag – machen nach TBV-Angaben die größten Probleme. © dpa | Jan Woitas


Die Mitarbeiter bewegten am Tag gut und gerne 25 Tonnen Biomüll, „da können sie wirklich nicht in jedes Gefäß schauen“. Darin steckten als so genannte Fehlwürfe „überwiegend Kunststoffe“, die dort absolut nichts verloren hätten. Es seien neben (Resten von) Pflanztöpfen vor allem Tüten voller Biomüll, berichtet Irmgard Olberding. „Viele Bürger kaufen guten Glaubens und mit dem Gefühl, Sinnvolles zu tun, kompostierbare Tüten.“

Es dauere jedoch „schier ewig“, so die Abfallwirtschaftsplanerin weiter, bis diese tatsächlich verrotteten, auf jeden Fall aber viel länger als der normale Prozess auf dem Komposthof. Also müssen die Tüten herausgesiebt beziehungsweise auch mühselig von Hand herausgezupft werden. Olberding rät deshalb zu Papiertüten und Papier, das sei unproblematisch.

Gütesiegel erfordert Qualität

Schließlich stelle die „Gesellschaft für Kompostierung und Recycling Velbert (GKR)“ RAL-gütegesicherte Komposte sowie ferner Substrate und Brennstoffe her, die deshalb entsprechenden Qualitätskriterien genügen müssten. Den Kompost kann übrigens jedermann an der Haberstraße kaufen; zudem hat die GKR Großabnehmer in ihrem Kundenkreis.

Restmüll-Volumen wird aufgestockt

Und was passiert, wenn die TBV-Leute während der Tour Falsches in einer Tonne entdecken? „Dann bleibt sie stehen“, antwortet Jordan. Die Bürger müssten dann eventuell nachsortieren oder könnten eine kostenpflichtige Sonderleerung per E-Mail beantragen. In „besonders hartnäckigen Fällen“ werde die Tonne abgezogen und im Gegenzug das Restmüll-Volumen entsprechend erhöht. Das geht dann spürbar ins Geld, denn für die Biotonne wird keine separate Gebühr erhoben.

Weder Hundekot-Beutel noch Katzenstreu

Was grundsätzlich überhaupt nicht in die Biotonne gehört sind beispielsweise Hundekot-Beutel, Katzenstreu, gekochte Essensreste, rohes Fleisch und zubereitete Speisen, als etwa Salat mit Dressing.

Bobbycar im gelben Sack

Sie wissen ganz genau, was in die Tonnen gehört und was nicht: (v. li.) Michael Gawlik, Teamleiter Straßenreinigung, Irmgard Olberding, Abfallwirtschaftsplanerin, Britta Nelles, Abfallwirtschaftsberaterin, und Michael Jordan, Teamleiter Müllabfuhr, von den Technischen Betrieben Velbert.
Sie wissen ganz genau, was in die Tonnen gehört und was nicht: (v. li.) Michael Gawlik, Teamleiter Straßenreinigung, Irmgard Olberding, Abfallwirtschaftsplanerin, Britta Nelles, Abfallwirtschaftsberaterin, und Michael Jordan, Teamleiter Müllabfuhr, von den Technischen Betrieben Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller


Ein Feld für sich sind ferner die gelben Säcke. „Da wird jegliches an Kunststoff reingestopft“, erzählt Britta Nelles, und zählt auf: Zahnbürsten, Kinderspielzeug, ja sogar ein Bobbycar, aber auch Metalle, etwa Bratpfannen. Die Säcke sind nach Auskunft der Abfallwirtschaftsberaterin jedoch „ausschließlich für Verkaufsverpackungen“ aus Kunststoffen, Verbundstoffen und Metallen. Das umfasst auch Konservendosen und Kronenkorken. „Restentleert ist völlig ausreichend, es muss nicht ausgespült sein.“ Gutes Sortieren hat noch an Bedeutung zugelegt: Früher hätten die Dualen Systeme die stoffliche Verwertungsquote bloß nach dem Output nachweisen müssen, erläutert Olberding, mittlerweile gehe es aber nach dem Input. Entsprechend drückten Störstoffe sowohl Quote als letztlich auch Ertrag.

Bei der blauen Tonne klappt’s

Am entspanntesten, heißt es weiter, sei in Velbert bis auf wenige Einzelfälle die Situation bei den blauen Tonnen für Papier und Pappe. Ob das daran liegt, dass das System sonst stellenweise zu kompliziert ist? „Beim gelben Sack trifft das bestimmt zu“, sagt Britta Nelles. Das sei darin begründet, dass nicht nur eine stoffliche Unterscheidung vorgenommen werde, sondern auch noch nach Finanzierung differenziert werde. Dennoch sei es eigentlich erstaunlich, wie viel Unwissenheit herrsche, so Nelles, Sie verweist zwecks Abhilfe auf Erklärungen im Abfallkalender, auf der Homepage tbv-velbert.de, dort speziell auch beim Abfall-ABC, per App „MyMüll.de“ und telefonisch unter 02051-262626.