Velbert. Der Nevigeser ist Bürgermeisterkandidat der Wählergemeinschaft „Velbert anders“. Tonscheid sitzt seit 26 Jahren im Velberter Stadtrat.
Ihn kann man mit Fug und Recht einen „alten Hasen“ in der Lokalpolitik nennen: Seit nunmehr 26 Jahren sitzt August-Friedrich Tonscheid im Velberter Rat und ist seitdem Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft „Velbert anders“. Und der 71-Jährige hat immer noch nicht genug von der Kommunalpolitik. Bei der Wahl am 13. September kandidiert er erneut für das Bürgermeisteramt.
„Mit ganz viel Herzblut“
„Immerhin habe ich bei einer Wahl schon einmal fast 30 Prozent der Stimmen geholt“, erklärt Tonscheid im WAZ-Gespräch mit ein wenig Stolz. Damals, 2004, gab es aber auch nur zwei Gegenkandidaten, wie er einräumt. Mit solch gewaltigen Stimmanteilen rechnet er heuer bei insgesamt acht Kandidaten freilich nicht. Aber er denkt, dass es zum Vorteile seiner Wählergemeinschaft sein könnte, wenn auch sie einen Bürgermeisterkandidaten aufstellt. Also tritt er noch mal an. „Und das mit ganz viel Herzblut“, versichert Tonscheid, der noch eines von vier Gründungsmitgliedern von „Velbert anders“ ist.
„Etwas aus der Stadt machen“
Der Rentner, der die eine Hälfte seines Lebens auf Tönisheide und die andere in Neviges verbracht hat, fühlt sich mit der Stadt Velbert verbunden und möchte aus ihr „etwas machen“ und auch vieles anders machen. Vor allem in der Stadtverwaltung sieht Tonscheid vieles im Argen liegen. „Die Verwaltung sollte sich als Dienstleistungsbetrieb für die Bürger verstehen. Das vermisse ich in Velbert manchmal“, sagt der Bürgermeisterkandidat. Da blieben Schreiben von Bürgern einfach unbeantwortet, es fehle an Transparenz bei Verwaltungsentscheidungen, kritisiert Tonscheid. Es könne freundlicher mit den Bürgern umgegangen werden. „Hier sind 30- bis 40-prozentige Verbesserungen möglich.“
Am 13. September ist Wahltag
Am 13. September ist Kommunalwahl in NRW. In Velbert bewerben sich acht Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters – mit dabei ist ein unabhängiger Kandidat. Um die Sitze im Velberter Stadtrat bewerben sich neun Parteien.
Außerdem werden Kreistag und Landrat gewählt. Sollten bei der Landrats- oder Bürgermeisterwahl durch keinen Bewerber eine absolute Mehrheit (50,1 Prozent ) erzielt werden, so kommt es zwei Wochen später (am 27. September 2020) zu einer Stichwahl.
„Roter Faden fehlt“
Bei den Planungen in der Stadt fehle es ihm oft am roten Faden, vieles werde einfach ad hoc gemacht. Außerdem wünscht sich Tonscheid eine effektivere Wirtschaftsförderung: „Sie müsste engagierter die Leerstände in den Innenstädten von Mitte, Langenberg und Neviges bekämpfen und Erfolge nachweisen“.
Mit den Folgen von Corona kämpfen
Ansonsten, so Tonscheid, sei es momentan nicht die Zeit für große Wünsche, dafür sei nämlich kein Geld da. „Wir werden noch lange mit den Folgen von Corona zu kämpfen haben“, gibt er zu bedenken. Mindestens die nächsten fünf Jahre werde uns Corona fest im Griff haben, schätzt Tonscheid. Es sei noch nicht absehbar, wie viele Firmen in Velbert in der Folge von Corona auf der Strecke blieben. „Wenn es hier viel mehr Arbeitslose gibt, kann die Stimmung schnell kippen“, befürchtet der gelernte Bankkaufmann.
Die Bürger entlasten
Allerdings sollte die Stadt dem Bürger zur Bewältigung der Corona-Krise nicht in die Tasche greifen. Im Gegenteil. Tonscheid regte an, die Gewerbesteuer eher zu senken, um Firmen nach Velbert zu locken und so die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Denn nur wenn die Stadt Geld habe, könne man viele Projekte zum Klimaschutz und zur Bildung realisieren.
Wahlprogramm steht im Netz
Der Wahlkampf geht nun knapp fünf Wochen vor der Wahl in seine heiße Phase. Vor einigen Tage hat „Velbert anders“ bereis 70.000 Flyer in Velberter Haushalten verteilen lassen, aber natürlich wird der Wahlkampf auch im Internet geführt. Die Kandidaten für die einzelnen Stimmbezirke wollen sich in einem kurzen Video vorstellen, Tonscheid als Bürgermeisterkandidat darf dann etwas länger. Auch das Wahlprogramm von Velbert anderes ist im Netz zu finden.
Und was würde Tonscheid als erstes machen, wenn er als Bürgermeister gewählt würde? „Ich würde eine Betriebsversammlung in der Verwaltung einberufen und mich vorstellen“, lautet seine spontane Antwort. Hier lesen Sie weitere Berichte aus Velbert.